Gemeinderat,
16. Sitzung vom 15.12.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 85 von 129
werden kann. Deshalb sollten wir uns hier – und
das richte ich jetzt bewusst an die Adresse der GRÜNEN, lieber Kollege Maresch
und liebe Frau Kollegin Vassilakou – jeglicher verkehrsideologischen
Debatte enthalten!
Im Hinblick auf die Lobauquerung kann jetzt nicht
quasi in einer Volksabstimmung darüber entschieden werden, ob wir in Wien in
Zukunft nur noch mit dem Auto oder nur noch mit der U-Bahn fahren. Eine
vernünftige Verkehrspolitik braucht beides, wir brauchen eine U-Bahn und wir
brauchen Straßenkilometer. Das scheint aber nicht die Meinung der GRÜNEN zu
sein, die wollen überhaupt nur öffentliche Verkehrsmittel, die man aber nicht
überall hinzaubern kann, und das ist das Problem, das wir haben! (Beifall bei
der ÖVP.)
Sollten Sie von den GRÜNEN jetzt aber die
Lobauuntertunnelung zur alles entscheidenden Frage hochstilisieren, dann tun
Sie unserer Stadt und vor allem unserem Bezirk überhaupt nichts Gutes und dem
Verkehr in dieser Stadt noch viel mehr Schlechtes.
Liebe GRÜNEN! Nebenbei bemerkt: Sie tun sich auch
parteipolitisch nichts Gutes, denn es gibt auch sehr viele GRÜNE, die mit dem
Auto fahren, und diese sind wirklich sehr darauf bedacht, auch bessere
Verkehrslösungen zu finden und werden sich vielleicht das nächste Mal doch
überlegen, wieder das bürgerliche Lager, wohin ich manche GRÜNE tendieren sehe,
zu wählen. Das hoffe ich sehr stark auf Grund dieser ganzen Debatte, die hier
abgelaufen ist! – Eigentlich müsste ich Sie auffordern, bei Ihrer Linie zu
bleiben, denn wir hätten die Leihstimmen gerne wieder! Vielleicht wäre dann ja
alles anders gekommen, und dazu zählt auch die Schaffung eines Regionenringes.
Meine Herrschaften! Wir brauchen diesen Regionenring! Ich bin der Meinung, wir
sollen diesen unbedingt bauen!
Ich habe hier zwei Beschluss- und Resolutionsanträge
der ÖPV, die ich einbringen will.
Erstens: „Die Stadtregierung wird aufgefordert, die
magistratsintern erarbeitete Rechtsexpertise, die Aufschluss über die
rechtlichen Möglichkeiten zur Durchsetzung des der ASFINAG erteilten
Bohrbescheides gibt, den Mitgliedern des Wiener Gemeinderates zur Einschau
vorzulegen."
Der zweite Beschlussantrag lautet: „Die Stadt Wien
wird aufgefordert, umgehend sämtliche möglichen rechtlichen Maßnahmen zu ergreifen,
um der ASFINAG die mittels Bescheid gestatteten Probebohrungen zu
ermöglichen." (Beifall bei der ÖVP.)
Zu dem zweiten Antrag möchte ich noch einen Satz
sagen: Es hört sich wunderbar an, wenn wir immer sagen: Wir diskutieren. –
Herr Karl Dampier! Lieber Herr Bürgermeister! Was nützt uns das Diskutieren,
wenn dabei nichts herauskommt? Ich sage mir: Ich kann die ASFINAG nicht allein
im Regen stehen lassen. Das geht nicht! Die ASFINAG gehört zu jenen, die das
bauen sollen. Ich weiß schon: Die rechtlichen Möglichkeiten bestehen gemäß
einer Expertise, die es gibt, aber es geschieht nichts, lieber Ernst Nevrivy!
Und wenn wir nichts tun und das so weitergeht, dann werden wir in zwei Jahren
immer noch da stehen und es wird keine Bohrungen geben! (Beifall bei der
ÖVP. – Zwischenruf von GR Ernst
Nevrivy.)
Lieber Ernst! Jeder Donaustädter wird uns bestätigen,
wie schön es ist, in der Früh in die Innenstadt zu fahren. Schade, dass die
jetzt nicht alle hier sitzen! Es ist echt ein Traum, wenn die Leute über die Brücke
fahren wollen und eine Viertelstunde im Stau stehen! Und wenn sie um 5 Uhr
am Nachmittag nach Hause fahren, dann ist es überhaupt ganz klass, denn dann
stehen sie schon in Stadlau in einer Stauzone.
Es ist wirklich wunderbar, dass man da so ruhig
sitzen kann, und zwar gerade ihr zwei als alt eingesessene Mandatare des
Bezirks und auch im Gemeinderat! Meine Herrschaften! Mir ist es zu wenig, wenn
man immer nur da sitzt und diskutieren will! (Beifall bei der ÖVP.)
Noch etwas: Man sollte diese Aubesetzung, die jetzt
im Hinblick auf die Nordostumfahrung stattfindet, nicht immer mit Hainburg
vergleichen! Das sind zwei Paar Schuhe. Hainburg war etwas ganz anderes: Da
ging es um eine riesige Donaufläche, die aufgestaut worden wäre, und daraus
haben sich wirklich ganz andere Initiativen ergeben, und ich kann
nachvollziehen, dass man sich diesbezüglich eingesetzt hat. Hingegen wird
betreffend Lobauumfahrung jeder, der nur einmal mit dem Auto durch den Bezirk
fährt, einsehen, dass dieses Straßenprojekt wirklich nur eine Entlastung für
den Bezirk bringen wird!
Es existiert auch noch ein anderer Unterschied
zwischen den beiden Projekten Hainburg und Lobauquerung. Meine Damen und
Herren! Das ganze jetzige Projekt wird von einem wirklichen
Bürgerbeteiligungsverfahren begleitet, das es in Österreich beziehungsweise
wahrscheinlich in ganz Europa noch nicht gegeben hat. Begonnen hat alles mit
der Strategischen Umweltprüfung; alle hier kennen vermutlich die SUPerNOW.
Da konnten sich die Bürger und Umweltorganisationen rundherum entsprechend
einbringen. – Das wissen wir.
Wir alle wissen, dass auch die ASFINAG zahlreiche
Bürgergespräche durchgeführt hat. Ich selbst war öfters in irgendeinem Teil
beziehungsweise Grätzl dieses großen Bezirks mit dabei, wenn es solche
Bürgergespräche gab, und da konnten alle Fragen der Reihe nach diskutiert
werden, meine Damen und Herren!
Das Ergebnis dieses Prozesses ist ein Projekt mit
vielen umweltschützerischen Auflagen, die, nebenbei bemerkt, wirklich sehr viel
Geld kosten. Das wissen wir. Aber das ist recht und billig, denn die Au
beziehungsweise der Nationalpark sollen ja wirklich erhalten werden! Das ist
auch unser Standpunkt, und wir meinen, dass wir die Gunst der Stunde nutzen und
wirklich mit dem Bau beginnen und nicht weitere Verzögerungen hinnehmen sollen!
Unseres Erachtens sind die Bohrungen ein Teil des Vorverfahrens, da sind wir ja
noch weit weg vom Bau der Autobahn; in diesem Zusammenhang wird im Allgemeinen
von 2015 gesprochen.
Jetzt bin ich bei den Zahlen, die uns Mag Gerstl
genannt hat. Wenn diese bekannt sind, dann muss man doch in der Donaustadt
schön langsam einmal nachdenken, wohin das führen soll! In der Donaustadt wird
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