Gemeinderat,
16. Sitzung vom 15.12.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 56 von 129
den ihm gebührenden Stellenwert ein.
Der zweite Rechnungshofbericht der Geschäftsgruppe
Umwelt betrifft jenen zum Biomassekraftwerk.
Hier scheint es mir schon einmal wichtig
festzustellen, dass wir den Vorschlag des Rechnungshofs, das Hackschnitzelgut
nicht mit dem LKW, sondern mit der Bahn anzuliefern, als richtig empfinden und
ebenfalls schon lange fordern und unterstützen. Die Entgegnung, die wir von
Ihnen dazu zu lesen bekommen haben, ist so typisch wie die Politik in Wien, wir
erleben dies ja auch immer wieder in den Ausschüssen.
Wenn man einen ökologisch sinnvollen Vorschlag macht,
wird einmal versucht, ihn mit irgendwelchen Argumenten ad absurdum zu führen
und es beruhigt mich nicht wirklich, zu sehen, dass es nicht nur uns von der
Opposition so geht, sondern dass Sie auch so mit den Berichten des
Rechnungshofes verfahren. Sie, sehr geehrte Damen und Herren, haben hier
offensichtlich ein Höchstmaß an Selbstüberschätzung und Kritikunfähigkeit. (Beifall
bei der ÖVP.)
Aber das ist nicht der richtige Ansatz, um in dieser
Stadt Umweltpolitik zu machen. Wir, und vor allem die Menschen in dieser Stadt,
haben es satt, immer nur zu hören, wie etwas nicht verbessert werden kann. Wir
wollen endlich hören, wie man im Sinne der Umwelt Verbesserungsmaßnahmen
einleiten kann, sehr geehrte Damen und Herren.
Deshalb schließen wir uns den Forderungen des
Rechnungshofes an: Unternehmen Sie doch bitte alles, um die Ökobilanz des
Biomassekraftwerks dadurch zu verbessern, indem Sie verhindern, dass sich nach
Simmering und auf anderen Straßenabschnitten lange LKW-Kolonnen zum
Biomassekraftwerk hin bewegen müssen.
Ohnedies ist diese ökologische Ausbeute des
Biomassekraftwerks in Wien - und das möchte ich nicht schmälern, denn als
prinzipielles Investment ist es sehr sinnvoll und auch von großer Symbolik - so
gering, dass man es in einem gewissen Sinne nicht wirklich merken kann, sie ist
vielmehr nur symbolisch, um es klar zu sagen. Dieses Biomassekraftwerk hat mehr
oder weniger bloß medialen Charakter gehabt, und natürlich auch die Eröffnung
desselben.
Durch diese nicht wirklich gute Ökobilanz des
Biomassekraftwerks besteht vor allem auch nicht die Möglichkeit, es sozusagen
als Substitution für das Fehlen der rechtlich notwendigen Entscheidungen und
politischen Maßnahmen in den anderen Bereichen der erneuerbaren Energiepolitik
zu verwenden. Es höchstens ein Feigenblatt, was Sie uns hier vorgelegt haben.
Wien ist beispielsweise Schlusslicht in der
Solartechnik, und das ist eine Tatsache, die auch alle diese Förderaktionen
dieser Stadtregierung nicht ändern können. Daher dürfen Sie sich nicht auf Ihren
Lorbeeren ausruhen, sondern Sie müssen abseits der medienwirksamen
Umweltankündigungen - mehr sind sie ja nicht - endlich schleunigst eine
Solaroffensive ergreifen, die auch ihren Namen wirklich verdient.
Abschließend ist dem Rechnungshof noch einmal zu
danken, dass er in fachlich einfacher und einwandfreier Form so wertvolle
Anregungen und Kritikpunkte aufgebracht und in den Berichten auch
herausgearbeitet hat, förmlich zum Herausnehmen und Umsetzen, man braucht gar
nicht mehr viel Aufwand hineinzustecken.
Aber der Rechnungshof sieht sicherlich seine Kritik
und seine Anregungen nicht als Selbstzweck. Sie, Frau Stadträtin, tun der Stadt
und vor allem auch der Umwelt in dieser Stadt, nichts Gutes, wenn sie jetzt
leider immer wieder, wie es in dieser Stadtregierung der Fall ist, die Kritik
einfach an sich abperlen lassen und keine Maßnahmen beschließen oder ansetzen,
nach dem Motto, wir haben ja die absolute Mehrheit und wir werden das andere
schon irgendwie durchbringen. Der Umwelt dieser Stadt wäre sicherlich mehr
gedient, wenn Sie die Kritik des Rechnungshofes, die sehr wohlwollend, aber
ernst gemeint ist, in Ihre umweltpolitische Arbeit für die Stadt aktiv
einfließen ließen, denn dann wäre endlich nämlich wirklich die Chance gegeben,
Wien zu einer Umweltmusterstadt zu machen. Aber mit einer Politik, die wie
bisher im Mauern, in Kritik Ablehnen, abperlen Lassen und Weiterwurschteln
besteht, wird dieses Ziel sicherlich nicht erreicht werden können. (Beifall
bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum
Wort gemeldet ist Herr GR Valentin. Ich erteile es ihm.
GR Erich Valentin
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr Präsident des
Rechnungshofes! Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr
Berichterstatter!
Vorweg denke ich mir, es hat halt so kommen müssen,
wie es wieder gekommen ist, und ich möchte deshalb meine Wortmeldung in zwei
grundsätzliche Teile gliedern: In die Frage des rechtsphilosophischen Teiles,
sage ich jetzt einmal, der die Frage aufwirft, wie man als pflichtbewusster
Gemeinderat, als pflichtbewusster Abgeordneter, mit einem Rechnungshofbericht
umzugehen hat, und in die Frage, wie wird er manchmal auch verwendet.
Also, ich denke mir - und es ist ja nicht der erste
Rechnungshofbericht, wo ich Gelegenheit habe, zu Ihnen zu sprechen, und wo es
auch Möglichkeiten gibt, anhand von Einzelbeispielen zu relativieren und zu
skizzieren - wie ein Dialogprozess mit dem Rechnungshof sinnvollerweise zu
führen ist.
Vorweg ist einmal festzuhalten, dass ich davon
ausgehe - und dafür möchte ich danke schön sagen, dass sich der Präsident und
seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Rechnungshofes massive Mühe machen
zu evaluieren, zu zeigen, wo es Parallelfälle gibt, zu zeigen, was nach ihrem
Ermessen richtig läuft und was nach ihrem Ermessen in eine Richtung läuft, die
zu überdenken ist.
Und dann ist es, glaube ich, eine sehr sinnvolle Sache, dass sich das
kritisierte Organ, die kritisierte Körperschaft, damit auseinandersetzt. Da mag
es Bereiche geben, wo man sagt, wie ein Großteil, möchte ich festhalten, danke
schön, das ist eine Perspektive, die wir in der Dimension noch nicht gesehen
haben, wo man sagt, danke schön, das ist ein Aspekt, den wir vielleicht nicht
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