Gemeinderat,
16. Sitzung vom 15.12.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 55 von 129
verstößt.
Und da stellt sich natürlich die Frage, wieso tritt
denn diese Stadtregierung, die ja die konkreten Anliegen des viel beschworenen
Umweltschutzes auf ihre Fahnen geheftet hat - zumindest medial - so auf. Ich
glaube, ich kenne die Antwort, nämlich der Verein, der im Bericht als
Lizenzgeber genannt wird, ist niemand anderer als der Arbeiterfischereiverein,
und ich glaube, man kann sich vorstellen, wem dieser nahe steht. Man braucht
sich ja nur im Vereinsregister zu erkundigen, wer an der Vorstandsspitze des Verbandes
steht, es ist ein gewisser Peter Kostelka.
Sehr geehrte Damen und Herren, es ist schon klar,
dass man Vereine fördert, wenn sie Gutes und Sinnvolles für den Umweltbereich
leisten, und das auch ohne Rücksicht auf irgendwelche politischen Zugehörigkeiten.
Aber, sehr geehrte Damen und Herren, wenn man eine umweltfeindliche
Vorgehensweise eines Vereins indirekt fördert beziehungsweise duldet, die den
Interessen des Nationalparks entgegen laufen, und das noch aus politischer
Rücksichtnahme deckt, dann hört sich, sehr geehrte Damen und Herren, der Spaß
auf.
Denn hier geht es um die Sicherung der Umwelt, und
die muss wichtiger sein als die Tatsache, dass der Arbeiterfischereiverein ein
paar Tausend Euro mehr oder weniger in seinen Taschen hat.
Stellen wir uns einmal vor, wie es umgekehrt laufen
würde, wenn zum Beispiel die Jagdverbände plötzlich – wir haben gerade Herbst –
um 50 Prozent mehr Wild schießen. Zu Recht wäre hier die Hölle los, aber
beim vorliegenden Rechnungshofbericht und den durch Sie gemachten Äußerungen
blickt wieder einmal durch, dass es zu keiner wirklichen Koordination der
Akteure des Nationalparks kommt. Da mag auch von der Wiener Stadtregierung
leider wieder einmal mehr die Mentalität des „Mir san mir“ gepflegt werden und
eine Rolle spielen, den großen Durchbruch, den der Nationalpark in Wien
verdienen würde, erreicht man damit aber sicher nicht.
Es ist höchste Zeit - und das ist eine politische
Aufforderung seitens der Österreichischen Volkspartei an die absolut regierende
Sozialdemokratie in Wien -, die Initiative zu ergreifen und hier klare und
starke Akzente zu setzen. Und ich finde es wirklich beachtenswert, wenn immer
wieder Stadträtinnen und Stadträte der SPÖ hier herausgehen und sagen, die
Opposition solle Vorschläge machen. Die Verantwortung für die Maßnahmen, für
die Akzentuierung dieser Stadt, liegt bei den amtsführenden Stadträtinnen und
Stadträten. (Beifall bei der ÖVP.)
Zum Thema Koordinationsbereitschaft der Stadt Wien
findet sich aber noch ein weiterer Passus. Im Bericht wird nämlich kritisiert,
dass Wien sein diesbezügliches Jahresprogramm für das Flächenmanagement nicht
mit den anderen Akteuren abgestimmt hat. Diesen Zustand hat der Stadtsenat in
seiner Stellungnahme sogar indirekt bestätigt und es wurde dann süffisant
angefügt - wörtliches Zitat: „Zur Beurteilung der Ergebnisse sind vor allem die
erzielten Zustände im Nationalpark von Bedeutung.“
Nun, was heißt denn das. Offensichtlich wissen Sie
gar nicht, sehr geehrte Damen und Herren der SPÖ, wieviel Sie im Nationalpark
wirklich ausgeben. Das ist ein weiterer Beweis für die fehlende wirtschaftliche
Kompetenz dieser Stadtverwaltung.
Man darf sich aber bei einer solchen Haltung nicht
wundern, wenn das Nationalparkprojekt so nicht wirklich auf die Beine kommt. Es
wäre aber sehr wünschenswert, würde das für die Stadt, aber vor allem für die
Bürgerinnen und Bürger in dieser Stadt, geschehen.
Ihre Alleingänge beim Nationalpark haben auch noch
andere Dimensionen. Wie der Rechnungshof erläutert, gibt es aus dem Nationalparkbetrieb
einige Einnahmen, die durch den Verkauf von Holz, durch Fischerei und die
Landwirtschaft entstehen. Man hat sich seitens der Nationalparkgesellschaft
geeinigt, dass dieses Geld teilweise den Forstverwaltungen Niederösterreichs
und Wiens überlassen wird und dass es in einen Sonderfonds für
Nationalparkprojekte eingezahlt werden soll. Und welchen Alleingang hat hier
die Stadt Wien wieder durchgeführt? Sie hat ihren Geldanteil nicht dem
Sonderbudget gemäß verwendet.
Aber die Geschichte geht ja noch weiter: Während sich
das Ministerium und Niederösterreich der Empfehlung hinsichtlich der Reform der
Sonderbudgetgebarung durchaus angeschlossen haben, wollte die Stadt Wien diese
etwas eigenartige Sichtweise der Gebarung ihres Sonderfonds sogar offiziell
abgesegnet haben. Ein Bonmot am Rande: Wir haben im letzten Umweltausschuss
einen recht seltsamen Akt wegen einer Forderungsabschreibung gegenüber der
Nationalparkgesellschaft behandelt. Noch bessere Aufklärung als im Ausschuss
gibt allerdings dieser Rechnungshofbericht, worüber es sich hier handelt. Es
ist nämlich so, dass Sie es offensichtlich nicht einmal geschafft haben, mit
der Nationalparkgesellschaft eine steuerrechtliche Detailvereinbarung zu
erzielen, und dadurch hat es ein Abschreibungserfordernis in der Höhe von über
70 000 EUR, also in alter Währung von einer Million Schilling,
gegeben.
Das ist ein weiterer Beweis, sehr geehrte Damen und
Herren, für die Fehlleistungen der Kameralistik Ihres Ressorts, die uns wieder
einmal Geld gekostet hat. (Beifall bei der ÖVP.)
Man hat ein bisschen den Eindruck, dass die Bedeutung des
Nationalparks nicht so richtig erkannt wird, auch wenn es seitens der
Stadträtin immer wieder in den Medien und medial betont wird. Sie hat ja genug
Pressesprecher, die ihr Unterstützung leisten. Bestätigung hiefür ist die lange
Planungszeit für das Nationalparkhaus. Während Sie seinerzeit seitens der
Stadtregierung 1999 die ersten Pläne vorgelegt haben, konnte erst jetzt vor
Kurzem der Baubeginn gestartet werden, also nach 7 Jahren. In der
Zwischenzeit haben andere, nämlich der Nationalpark March-Thaya-Auen oder
Nationalpark Neusiedler See-Seewinkel schon lange ihre Besucherzentren in
Betrieb. Es wäre da höchst an der Zeit, die Wahrnehmung des Rechnungshofs
einmal dazu zu nutzen, die wahre Bedeutung und die wahre Chance für einen
echten Nationalpark in Wien zu erkennen. Räumen Sie, sehr geehrte Damen und
Herren der SPÖ, dem Nationalpark
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