Gemeinderat,
16. Sitzung vom 15.12.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 46 von 129
Die FPÖ hat noch unter Dr Rainer Pawkowicz ihre wesentlichsten Forderungen definiert und in die Diskussion eingebracht. Diese haben immer noch Gültigkeit, und ich erlaube mir nunmehr, sie zusammenfassend darzustellen.
Das Westbahnhof-Gelände mit
seinen riesigen Gleisanlagen und diversen Hallen, Verladeeinrichtungen und
Bauwerken trennt die beiden Bezirksteile Rudolfsheim und Fünfhaus. Die einzigen
Möglichkeiten, die Westbahn auf den über 1 500 m zwischen Bahnhof und
Johnstraße/Schloßallee zu queren, bieten die Schmelzbrücke und der
ausschließlich für Fußgänger passierbare Rustensteg. Die Anlagen des
Westbahnhofes zerreißen also den ohnehin nicht gerade mit der besten
Bausubstanz ausgestatteten 15. Bezirk.
Diese Teilung trägt vor
allem bei den unmittelbar an das Westbahnhof-Gelände angrenzenden Bezirksteilen
zur Verslumung der Grätzel bei. Daher wird auch schon in den Leitlinien für die
Bezirksentwicklung Rudolfsheim-Fünfhaus die Reduzierung der Barrierewirkung des
Westbahn-Geländes als vorrangiges Ziel genannt. Andererseits bietet sich das
Gelände aufgrund der zentralen Lage, der optimalen Anbindung ans öffentliche
Verkehrsnetz und eines hohen Maßes an Urbanität als eine der wichtigsten
Potenzialflächen der Stadtentwicklung an.
Wie auch im Vorlagebericht zu diesem Akt richtig
festgestellt wurde, ist der Westbahnhof bestens mit infrastrukturellen
Einrichtungen versorgt. Er zählt zu den bedeutendsten Verkehrsknotenpunkten
Österreichs, ist versorgt mit U-Bahnen und Schnellbahnen, Straßenbahn- und
Buslinien. Er ist auch an den Individualverkehr bestens angebunden, und die
umsatzstärkste Einkaufsstraße Wiens, die innere Mariahilfer Straße, sowie die
bedeutende Bezirkseinkaufsstraße des 15. Bezirkes, die äußere Mariahilfer
Straße, liegen im unmittelbaren Einzugsbereich.
Nunmehr bietet sich auch im Hinblick auf die
Umsetzung des Projektes Zentralbahnhof oder Hauptbahnhof die Gelegenheit,
mittels großzügiger Planung ebendieses Gelände einer modernen und
zukunftsweisenden Gestaltung zuzuführen. Die getrennten Bezirksteile könnten
sich durch Verbauung beziehungsweise Aufschließung der nicht mehr gebrauchten
Gleisanlagen und Bauwerke im wahrsten Sinne des Wortes näher kommen und die
verbleibenden Gleiskörper und weiterhin notwendigen Anlagen der ÖBB könnten in
weiterer Folge durch Überdachung einer vielfältigen Nutzung zugeführt werden.
Auf dem neu zu planenden Gelände sollten viele fußläufige Verbindungen,
Grünflächen, Wohnungen, Garagenplätze und Nahversorgungseinrichtungen
entstehen.
Entscheidend bei der Neugestaltung des
Westbahnhof-Geländes ist auf alle Fälle eine umfassende Gesamtkonzeption, die
auch die Bereiche und Grätzel bis zum Technischen Museum erfasst. Gerade im
Bereich der Avedikstraße wäre eine Aufwertung des Wohnumfeldes bitter
notwendig. Ziel muss es jedenfalls sein, durch ein adäquates Wohnumfeld für die
Anrainer mehr Lebensqualität zur Verfügung zu stellen. Die derzeitige Situation
bietet, wie wir wissen, jedenfalls nichts Einladendes, sich in dieser Umgebung
anzusiedeln. (GRin Dr Claudia Laschan: Geh, wer sagt denn das?)
Konkret haben wir Freiheitliche ein größeres Areal
mit viel Grünfläche für das Kaiserin-Elisabeth-Spital, ein Pflegeheim West -
was die regionale gesundheitliche Versorgung verbessern könnte - vorgeschlagen.
Auch neue Bildungsstätten im Bereich Technisches Museum und die Einrichtung
einer Art Campusgelände sowie zahlreiche Garagenplätze könnten den Bezirksteil
aufwerten und dem 15. Bezirk einen notwendigen Investitionsschub bringen. (GRin
Dr Claudia Laschan: Dort siedeln sich immer neue Leute an!)
Frau Kollegin, ich empfehle Ihnen - es ist ja auch
Ihr Bezirk -, dass Sie dort einmal durchgehen und sich die Situation anschauen.
(GRin Dr Claudia Laschan: Ich wohne dort!) Ich wohne auch dort. Wir
wohnen beide dort, offensichtlich haben wir unterschiedliche Wahrnehmungen. (GRin
Dr Claudia Laschan: Wo genau? Wo wohnen Sie?) Aber schauen Sie sich das
Gebiet um die Avedikstraße an: Ich glaube, das ist wirklich nicht das beste
Gelände und nicht das beliebteste Wohngelände bei uns im Bezirk. (Beifall
bei der FPÖ.)
Der vorliegende Flächenwidmungs- und Bebauungsplan
bestätigt leider die von uns Freiheitlichen oftmals vorgebrachte Sorge, dass
ausschließlich die Filetstücke rund um die Bahnhofshalle in einer konkreten
Planung berücksichtigt werden, Teile westlich davon aber leider nur zum Teil
eine Flächenwidmung erhalten beziehungsweise nur sehr mutlos gewidmet werden.
Für die südlich der Felberstraße liegenden Flächen, westlich Höhe Hackengasse,
beschränkt sich die Planung auf Absichtsbekundungen, konkrete Ausgestaltungen
werden leider nicht vorgenommen. Auch der vom Bezirk so vehement vorgetragenen
und wichtigen Forderung der Reduzierung der Barrierewirkung des
Westbahn-Geländes wird im vorliegenden Plan in keiner Weise entsprochen.
Im Vorlagebericht wird ausgeführt, dass mit der
Ausweisung öffentlicher Verkehrsflächen - Verlängerung der Huglgasse,
Selzergasse, Kröllgasse und Neubergengasse - Vorsorge für die spätere
Entwicklung getroffen wird. Als jemand, der sich schon seit Längerem mit der
Geschichte der Widmung des Westbahn-Geländes beschäftigt hat, weiß ich, dass
diese Aussage ein weiteres Hinausschieben der vorrangigsten Notwendigkeit,
nämlich der - wenn auch nur teilweisen - Überbauung des Westbahnhof-Geländes
auf Jahre, wenn nicht sogar Jahrzehnte bedeutet. Für das ganze soeben
dargestellte Gebiet wurden keine Bebauungsbestimmungen ausgewiesen, wir werden
auf den Sankt Nimmerleinstag warten müssen, bis hier konkrete Umsetzungen
erfolgen.
Ein sehr großer Teil des Westbahn-Geländes
wurde im vorliegenden Flächenwidmungsplan überhaupt nicht berücksichtigt,
nämlich das Gebiet eben nördlich der Linzer Straße und Avedikstraße. Damit
wurde die von uns geforderte Gesamtplanung für das ganze Gelände endgültig
fallen gelassen. Einzig die in fünf unmittelbar
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