Gemeinderat,
16. Sitzung vom 15.12.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 38 von 129
entleerte Stadtteile entstehen, die zu Angsträumen
werden und die nicht ausreichend belebt sind. Deswegen haben wir uns darauf
geeinigt gehabt, dort zumindest 25 Prozent Wohnanteil vorzusehen. Es gibt
jetzt allerdings eine Reihe von Baufeldern, wo Wohnungen erst ab 26 m Höhe
erlaubt wären. Ich möchte nur daran erinnern, dass 26 m bis vor Kurzem
noch die Hochhausklasse waren. Also erst ab dieser Höhe dürfen hier überhaupt
Wohnungen errichtet werden. Das ist dort sinnvoll, wo es viel Verkehr gibt,
beispielsweise entlang des Gürtels. Dort sind aber sowieso keine Wohnungen
vorgesehen. Deshalb ist unser Vorschlag, in den Bereichen vis-à-vis des
Schweizer Gartens, wo man durchaus von qualitativen Wohnanlagen sprechen kann,
dieses Maß herabzusetzen. Da gibt es auch eine ähnlich lautende Stellungnahme
des Fachbeirats.
Dann der zweite Punkt, den ich heute in der Früh
schon angesprochen habe: Da geht es darum, dass wir es für notwendig erachten,
dass die Durchgänge, die festgesetzt werden, auch öffentliche Durchgänge sind,
dass also jeder Mann und jede Frau zu jeder Tageszeit diese Stadtteile begehen
können und nicht nach Geschäftsschluss, wie immer öfter in
Verkehrsknotenpunkten, vor geschlossenen Türen stehen und weite Umwege gehen
müssen. Das wäre nicht sinnvoll und ein Leichtes, das durch die Festsetzung
öffentlicher Durchgänge zu korrigieren.
Der dritte Punkt ist einer, worüber eigentlich schon
seit Jahren Einigkeit besteht. Dort, wo hochrangige Verkehrsmittel sind, kann
man laut Wiener Garagengesetz die Stellplatzverpflichtung reduzieren. Wir
möchten das wieder vorschlagen, dass man nämlich auch in den Bereichen, wo es
noch keinen Bebauungsplan gibt, nicht vergisst, diese 50 Prozent
Stellplatzreduktion vorzusehen, damit die Bewohnerinnen und Bewohner, die jetzt
schon durch den Verkehr schwer belastet sind, nicht noch weiteren Belastungen ausgesetzt
sind.
Auch in dem Planungsgebiet südlich des Bahnhofs, wo
jetzt schon Bebauungsbestimmungen vorgesehen sind, möchten wir das vorschlagen,
weil wir meinen, dass man nur so das Verkehrsproblem in den Griff bekommen
kann, noch dazu, wenn man bedenkt, dass dort ganz tolle öffentliche
Verkehrsmittel vorhanden sind und es wirklich ausreichend Gründe gäbe, das
vorzusehen.
Den Abänderungsantrag bringe ich jetzt einmal ein.
Der Beschluss- und Resolutionsantrag ist mir ein
besonderes Anliegen. Wir wissen alle, das habe ich auch schon in der Früh
angesprochen, dass Bahnhöfe nicht nur Verkehrsknotenpunkte sind, sondern auch
Treffpunkte und in jeder Stadt oft soziale Brennpunkte. Es gibt hilfesuchende
Menschen, die sich dort treffen und es gibt zum Teil schon sehr gut
funktionierende Einrichtungen auf Bahnhofsarealen, die sich oft erst im
Nachhinein irgendwo eine Örtlichkeit suchen mussten, wo sie mit ihren
Betreuungseinrichtungen Unterschlupf fanden. Ich finde, gerade für eine
sozialdemokratisch regierte Stadt wäre es besonders wichtig, wenn man sich der
sozial schwachen Menschen besonders annehmen würde. Deshalb wollen wir den
Vorschlag einbringen, dass etwa 2 Prozent der Nutzfläche der zur
Errichtung gelangenden Gebäude am Areal des Zentralbahnhofs für soziale
Einrichtungen vorgesehen werden. Das wäre auf jeden Fall ein relativ hartes
Argument gegenüber den ÖBB bei Verhandlungen, dass man sagt, man sieht das im
Vorhinein vor. Das wäre meiner Ansicht nach letztlich auch im Sinne der ÖBB und
nicht nur der Bewohnerinnen und Bewohner, dass hier Konflikte im Vorfeld schon
entschärft werden können.
Ich bitte daher um Ihre Zustimmung und hoffe, dass
sich die Sozialdemokratie ihrer sozialen Verantwortung bewusst ist! (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Zum
Wort gemeldet ist Herr GR Hoch. - Bitte schön.
GR Alfred Hoch (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Herr
Berichterstatter! Sehr geehrte Damen und Herren!
Die ÖVP, und das ist bekannt, wird dem
Flächenwidmungsplan Zentralbahnhof zustimmen. Es gibt mehrere Probleme, aber
ein großes Problem, der Kollege Gerstl und ich haben das schon in der Aktuellen
Stunde ansatzweise diskutiert, ist, dass es an einem Verkehrskonzept fehlt. Es
gibt eines, das stimmt, für die erste UVP. Da gibt es ein Verkehrskonzept, ein
Verkehrsgutachten. Aber wenn man sich den Akt dann genau ansieht, wird man den
Verdacht nicht los, dass dieses Verkehrskonzept so gestaltet wurde, dass es
durch die UVP durchkommt. Das ist dann auch passiert. Nicht eingegangen wird
darin darauf, dass in diesem neu gestalteten Stadtteil an die
35 000 zusätzliche Fahrzeugbewegungen pro Tag erwartet werden. Auf
diesen Verkehrszuwachs wird nur peripher eingegangen. Vor allem die zu Zubringerstraßen
umfunktionierten Straßen im Umfeld des Zentralbahnhofgeländes, das sind
Mommsengasse, Argentinierstraße, Jägerstraße, Laxenburger Straße, Gudrunstraße
und Arsenalstraße, werden zu großen Problemen führen. Nicht erwähnen möchte ich
- irgendwer hat das heute schon angesprochen - den Gürtel im Bereich des
4. Bezirks. Unserer Meinung nach ist ohne entsprechende verkehrliche
Entlastungsmaßnahme nämlich anzunehmen, dass rund um den Zentralbahnhof und
dann gleich daneben rund um das Arsenal ein innerstädtischer Autobahnring
entsteht, der zu einer massiven Verschlechterung der Lebensqualität der dort
ansässigen Bürger führen wird. (Beifall bei der ÖVP.)
Unserer Meinung nach muss man jetzt dringend die
betroffenen Bezirke an einen Tisch holen und ein Verkehrskonzept gemeinsam mit
den Verkehrsexperten des Magistrats ausarbeiten, damit die zu erwartenden
Verkehrsströme nicht gleich von Beginn an diesen neu bestellten Stadtteil
unattraktiv machen.
Wir haben jetzt nur über den Autoverkehr gesprochen, aber
nicht vergessen möchte ich den öffentlichen Verkehr. Uns ist es noch immer zu
wenig, dass nur eine einzige U-Bahn den Hauptbahnhof anfahren wird. Wir sind
weiterhin der Meinung, dass man die U2 weiter nördlich an den Zentralbahnhof
heranführen sollte. Die ÖBB erwarten sich 40 000 Fahrzeuggäste pro
Tag und jeder, der regelmäßig die U1 benutzt, weiß, glaube ich,
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