Gemeinderat,
15. Sitzung vom 22.11.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 61 von 68
Mühe machen würdest, mit dem Ministerium und der zuständigen
Ministerin zu sprechen beziehungsweise von dort Informationen einzuholen, dann
würdest du wissen ... (Zwischenruf
von GRin Mag Alev Korun.) Hast
du mit den Betroffenen geredet? Ich bin tagtäglich mit ihnen in Kontakt. Ich
habe vorhin ausgeführt, dass bei Asylverfahren Zwangsheirat als Fluchtgrund neu
speziell berücksichtigt werden soll. Wenn die Ministerin das macht, glaubst du,
dass sie das aus Jux und Tollerei macht, um dann auf anderer Ebene wieder zu
schikanieren? Ganz im Gegenteil! Diese Frauen werden speziell berücksichtigt,
und es geschieht aus humanitären Gründen, dass sie da spezielle Unterstützung
erfahren. (GR Godwin Schuster: Das sind ja keine Flüchtlinge! Was soll das?)
Das muss ich da schon sagen.
Zudem ist ab Jänner 2006 der Opferschutz deutlich
verbessert. - Dies nur zur Information. (Beifall
bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Günther Reiter:
Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Novak. - Bitte.
GRin Barbara Novak (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr
Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Berichterstatterin!
Es ist wahrscheinlich ein
bisschen unüblich, dass ich mich zu dieser Geschäftsgruppe zum Wort melde. Aber
der Antrag umfasst einen Bereich, der in der Geschäftsgruppe Bildung, Jugend
und Sport zu Hause ist, nämlich eine ganz, ganz wichtige Einrichtung, die seit
vielen Jahren in dieser Stadt zu Hause ist, noch dazu in meinem Heimatbezirk,
nämlich in Döbling: Die Einrichtung der MA 11 für die minderjährigen
Mädchen, das Kriseninterventionszentrum für genau jene jungen Frauen, die aus
unterschiedlichen Gründen nicht mehr zu Hause wohnen können oder nicht mehr zu
Hause wohnen wollen. Sie können auf ganz unterschiedlichen Wegen in diese
Einrichtung kommen: Indem sie selbst dort hinkommen, indem sie in einer
Beratungsstelle, gegenüber einem Verein, bei der Polizei oder wo auch immer
kundtun, dass sie nicht mehr nach Hause wollen. Dann können sie in dieser
Einrichtung leben.
Dort wird in
unterschiedlichen Eskalationsstufen gearbeitet, und es findet ein sehr gutes
Abklärungsverfahren statt. Die Kolleginnen, die dort arbeiten, haben seit
vielen Jahren gerade mit der Thematik der Bedrohung von Zwangsverehelichung zu
tun. Sie sind wirkliche Expertinnen auf diesem Gebiet und haben sich in den
letzten Jahren sehr intensiv damit auseinandergesetzt. Neben dem Vor-Ort-Wohnen
bieten sie auch die Möglichkeit, dass man in eine Wohngemeinschaft geht, wenn
man schon in die Nähe des Erwachsenwerdens - das heißt auch, der Volljährigkeit
- kommt, dass man eine Begleitung auf dem Weg zur Verselbstständigung bekommt
sowie auch finanzielle und wirtschaftliche Hilfe bekommt.
Das heißt, es gibt in dieser
Stadt seit vielen Jahren eine Einrichtung, die vielleicht nicht täglich in den
Zeitungen steht oder überall beworben wird, sodass sie anscheinend auch nicht
alle hier im Haus kennen. Das sollte man nachholen, und das ist vielleicht
einer der Punkte, an denen wir noch arbeiten können. Aber alle Stellen, zu
denen diese junge Mädchen hinkommen, weil sie Hilfe brauchen, wissen, dass es
das Haus Döbling gibt. Dort finden die Mädchen auch Unterstützung und Hilfe,
und das ist gut so. Das haben wir als Stadt Wien von uns selber aus gemacht,
und nicht, weil eine Bundesinitiative passiert ist. - Danke schön. (Beifall
bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum Wort ist niemand
mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Frau Berichterstatterin hat das
Schlusswort.
Berichterstatterin GRin
Martina Ludwig: Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen!
Es ist jetzt schon viel
gesagt worden, aber ich möchte trotzdem noch etwas zu unseren Poststücken
sagen. Erstens freut es mich, dass heute zwei Poststücke zum Beschluss
vorliegen, nämlich ein Poststück zur Sexualberatungseinrichtung des Vereins
Courage, im Übrigen der einzigen dieser Art, die es in Österreich gibt - auch
viele, vor allem junge Menschen aus den Bundesländern kommen nach Wien, um die
Einrichtung zu nutzen -, und das zweite betrifft die multikulturelle
Wohngemeinschaft von Kolping Österreich.
Ich möchte trotzdem noch
einmal kurz auf die Studie eingehen. Ja, Tatsache ist, die Frau Stadträtin hat
angekündigt, dass es eine Studie geben soll. Im März wurde diese Untersuchung,
diese Studie vergeben - wie das Vergabegesetz es vorschreibt -, und Ende dieses
Jahres wird sie fertig sein, wie das auch immer gesagt wurde. Vor diesem
Hintergrund und angesichts der heutigen Diskussion tut es mir umso mehr leid, Kollegin
Ekici ... (GRin Mag Sirvan Ekici: Ein halbes Jahr hat sie gebraucht, um
das zu vergeben? - Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Das muss ja ausgeschrieben
werden!)
Eine Untersuchung, die nicht
oberflächlich sein soll, sondern mit der man auch nachher etwas anfangen kann,
dauert eben ein halbes Jahr. Mir ist es lieber, eine Untersuchung dauert länger
statt kürzer, und man kann dann aufgrund der Ergebnisse auch etwas tun.
Ich wollte aber auch noch
sagen, es tut mir aufgrund der heutigen Diskussion umso mehr leid, dass bei
unserem Frauenarbeitskreis, den wir vor zirka zwei Wochen gehabt haben, leider
keine Vertreterin der ÖVP dabei war. Wir waren diesmal in einem Frauenhaus, und
es kam dort im Zuge unserer Ausführungen auch unser heutiges Thema zur Sprache.
Wir haben uns dort ebenfalls darüber ausgetauscht, auch genau zu dem Thema
Studie und Maßnahmen, zu allem, was dazugehört; schade, dass Sie nicht dabei
waren. Für das nächste Mal hoffe ich, dass wir sozusagen wieder alle Fraktionen
vertreten haben werden. (GRin Mag Sirvan Ekici: Resultate! Resultate! Was
gibt es da?)
Ich
wollte nur darauf hinweisen, dass wir permanent mit allen Fraktionen zu diesem
Thema im Gespräch sind. Deshalb gibt es ja diese gute Einrichtung des
Frauenarbeitskreises, in dem wir uns eben gerade vor zwei Wochen auch zu diesem
Thema ausgetauscht haben. - Das dazu. (GRin Mag Sirvan Ekici: Wenn ich nicht
mehr
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