Gemeinderat,
15. Sitzung vom 22.11.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 60 von 68
Frauen gibt, aber nur für Frauen, die ab
18 Jahre alt sind. Das heißt, es geht nur um Frauen, die schon 18 sind.
Aber was ist mit den Minderjährigen? Denn laut mir vorliegenden Daten vom
Bundesministerium sind auch Frauen betroffen, die 14 sind, 15 sind, 16 sind
oder 17 sind. (GRin Nurten Yilmaz: Das ist eine andere Stelle!) Was ist
mit denen? Da sollte also in Wien schon auch einmal etwas gemacht werden, und
deswegen stellen wir heute diesen Antrag.
Ich kann Ihnen, nur als Information, noch einmal
sagen - ich wiederhole mich vielleicht, aber ich mache das gerne -, was der
Bund, was Frau Bundesministerin Maria Rauch-Kallat bisher gemacht hat. Sie hat
nicht nur eine Analyse gemacht, um zu schauen, wo es Handlungserfordernisse
gibt. Sie hat mit den betroffenen Ministerinnen Plassnik, Prokop und Gastinger
ein Maßnahmenpaket erarbeitet, und sie war die erste Ministerin, die in Brüssel
diesbezüglich eine Konferenz ins Leben gerufen hat. Sie war es, die bei
Asylverfahren veranlasst hat, dass diese Frauen beziehungsweise diese Fälle -
Zwangsverheiratung, Genitalverstümmelung et cetera - als neue Fluchtgründe
speziell berücksichtigt werden sollen.
Frau Bundesministerin Plassnik war es, die bei einem
Treffen mit UNO-Generalsekretär Kofi Annan diesen um Unterstützung für einen
internationalen Gedenktag gegen traditionsbedingte Gewalt an Frauen gebeten
hat. Ich kann hier wirklich den ganzen Tag stehen und Ihnen von Maßnahmen
erzählen. (GR Godwin Schuster: Welche Maßnahmen haben die gesetzliche
Situation der Frauen verbessert? Welche Maßnahmen?) Aber Sie sind gestern
hier herausgekommen und haben gesagt: Um Gottes willen, was hat der Bund
gemacht!, und Sie haben eine Studie in Auftrag gegeben. Na, guten Morgen! (Beifall bei der ÖVP. - GR Godwin Schuster: Was habt ihr
gemacht ...?)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Der Bund hat den rechtlichen Weg geebnet, weil Zwangsheirat jetzt auch ein
Offizialdelikt ist, wie Sie wissen. Nun sind Sie und Ihre Fraktion gefordert. (GR
Godwin Schuster: Mit Kofi Annan hat sie gesprochen - wunderbar für die
Betroffenen! Hört doch auf!)
Ich darf es an dieser
Stelle noch einmal wiederholen: Wir bringen den Antrag ein betreffend
Einrichtung von Krisenzentren für weibliche minderjährige Jugendliche mit
Migrationshintergrund, und ich bitte in formeller Hinsicht, ihn dem zuständigen
Gemeinderatsausschuss zuzuweisen. - Danke. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Günther Reiter:
Zum Wort gemeldet ist Frau Mag Korun. Ich erteile es ihr.
GRin Mag Alev Korun
(Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich war ursprünglich nicht
auf der RednerInnenliste, aber der Debattenbeitrag der Kollegin Ekici hat mich
dazu bewogen, doch eine Wortmeldung zu machen.
Eingangs möchte ich sagen,
dass die GRÜNEN dem Antrag der ÖVP betreffend Einrichtung eines Krisenzentrums
für minderjährige Jugendliche mit Migrationshintergrund zustimmen werden. Wir haben
das im Integrationsausschuss, auch auf unsere Initiative hin, diskutiert oder
zu diskutieren versucht. Da finden wir auch, dass es im Moment leider zu wenige
Angebote gibt, was die Unterbringung und vor allem die fachliche Betreuung und
Begleitung von minderjährigen Gewaltopfern mit Migrationshintergrund betrifft. (GR
Godwin Schuster: Die Angebote gibt es!) Deshalb werden wir dem zustimmen.
Was ich mir allerdings
nicht verkneifen kann, ist, Folgendes zu dem Punkt „Was hat der Bund gemacht,
und was hat Wien gemacht?" zu sagen; das kann ich mir wirklich nicht
verkneifen. Ich sage Ihnen, was der Bund gemacht hat: Der Bund, nämlich die
Noch-Bundesregierung, hat im Rahmen der Novellierung des
Betrugsbekämpfungsgesetzes - ja, des Betrugsbekämpfungsgesetzes! - das sowieso
schon letztes Jahr verschärfte Niederlassungs- und Aufenthaltsgesetz noch
einmal verschärft, sodass jetzt von Gewalt betroffene Ausländerinnen, wenn sie
das Pech haben, noch nicht lange genug in Österreich zu leben, auch noch ein
eigenständiges Einkommen in einer ziemlich hohen Höhe nachweisen müssen, damit
sie überhaupt eine Niederlassungsbewilligung bekommen. Das hat - unter anderem
- der Bund gemacht!
Ich nehme an, Sie werden
auch derselben Meinung sein wie ich, dass von Zwangsehe bedrohte oder
betroffene Frauen und junge Mädchen eben sehr oft auch von innerfamiliärer
Gewalt betroffen oder bedroht sind. Jetzt schaut nach dieser Novellierung des
Niederlassungs- und Aufenthaltsgesetzes die Situation so aus, dass diese
Frauen, auch wenn sie Gewalt erlitten haben, wenn sie eine Anzeige gemacht
haben, wenn sie eine Wegweisung erreicht haben oder selbst dann, wenn sie eine
schuldhafte Scheidung von ihrem gewalttätigen Ehemann - mit dem sie
wahrscheinlich auch zwangsweise verheiratet wurden - erreicht haben, dann
etliche Bedingungen erfüllen müssen, damit sie überhaupt legal hier sein
können. Das hat der Bund gemacht!
Deshalb hat die ÖVP
überhaupt keinen Grund, sich damit zu rühmen, dass die ÖVP auf Bundesebene echte Schutzmaßnahmen für
von Gewalt oder von Zwangsehen betroffene Frauen getroffen hätte. Das wollte
ich richtig stellen. Wir werden diesem ÖVP-Antrag zustimmen, aber der Bund hat,
was Frauen mit Gewalterfahrungen und mit Zwangseheerfahrungen betrifft, leider
auch ganz Schlimmes gemacht, und das muss hier an diesem Ort auch klar
ausgesprochen werden. - Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Günther Reiter:
Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Frau Mag Ekici zum
Wort gemeldet. - Bitte.
GRin Mag Sirvan Ekici (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Liebe Alev!
Es freut mich, dass du beziehungsweise ihr unserem Antrag zustimmen
werdet. Aber ich muss da einiges richtigstellen. Ich denke, wir beide
beschäftigen uns sehr intensiv mit dieser Materie, aber Theorie und Praxis
klaffen, glaube ich, auseinander. (GR Godwin Schuster: Richtig! Das ist
auch ...!) Ich meine, wenn du dir die
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