Gemeinderat,
15. Sitzung vom 22.11.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 47 von 68
schläft. Ich möchte einmal das annehmen, weil ich fest der Meinung bin, dass man solch wichtigen Projekte – und diese Bohrungen gehören zu den Vorarbeiten für dieses Projekt – nicht von einem kleinen Grüppchen von Berufsdemonstranten, Phantasten vielleicht, die einmal hier, einmal dort campieren, aufs Spiel setzen, verzögern oder gar nicht verhindern lassen darf.
Kollege Maresch hat meine Lobau-Radtour angesprochen.
Ich mache solche Lobau-Radtouren jedes Wochenende mit meiner Frau, ich wohne
unmittelbar neben der Lobau, und darum können die GRÜNEN mir und unserer
Fraktion – ich bin nicht der einzige Lobaubesucher – vertrauen, dass wir – das
meine ich wirklich ganz ernst und schaue dir ins Gesicht! – sicher nichts Böses
für den Nationalpark und die GRÜNEN wollen! Wir würden ganz sicher nicht ein
Projekt unterstützen, wo wir glauben würden, dass der Nationalpark, der uns
sehr am Herzen liegt, zu Schaden käme. Bis jetzt haben uns alle Experten, die
wir befragt haben, die in den Medien präsent waren, gesagt, man könne so einen
Tunnel umweltverträglich und unbedenklich für Fauna und Flora durchführen. Die
Finanzierung steht auf einem anderen Blatt. Diesen Meinungen der Experten
schenken wir so lange Glauben, solange uns nicht jemand das Gegenteil beweist.
Das Gegenteil beweisen aber nicht 20 Leute mit
35 Zelten – ein wenig wie ein Potemkinsches Zeltdorf. (GR
Mag Rüdiger Maresch: Demonstranten!) Ich habe mir das am Wochenende
nämlich bei meiner Radtour noch einmal angeschaut. Es schaut unheimlich
gemütlich dort aus: Lagerfeuerromantik, es stehen Tipis herum (GR
Mag Rüdiger Maresch: Das ist total gemütlich!), es sind die üblichen
Verdächtigen natürlich dort – Global 2000, Greenpeace. Global 2000
ist mit einem riesengroßen Wohnmobil dort. (GR Mag Rüdiger Maresch:
Nein! Irrtum! Das ist das von Greenpeace! Da haben Sie die Brille nicht
aufgehabt!) Es stehen beide mit einem großen Wohnmobil dort. Auf jeden Fall
sind das zwei Benzinschlucker reinsten Wassers. Das macht wahrscheinlich einen
schlechten Eindruck von den Naturschützern (GR Mag Rüdiger Maresch: Die
stehen ja!), die sich so um die Feinstaubbelastung und die zusätzliche
Verkehrsbelastung sorgen. Wenn diese dann mit den riesigen Wohnmobilen
anreisen, dann halte ich das für etwas zynisch und finde, das zeigt den wahren
Geist und den wahren Ungeist hinter diesen Aktionen. (Beifall bei der FPÖ. –
GR Mag Rüdiger Maresch: Ja, genau!)
Was für Ziele haben Organisationen wie Greenpeace
oder Global 2000? – Spenden brauchen sie. Sie unterhalten damit ihre
hauptamtlichen Mitarbeiter, die natürlich auch vor Ort sind – im Bacherpark, im
Stadion, nicht immer offiziell gekennzeichnet, manchmal auch getarnt, oder auch
auf Tribünen des Gemeinderatssitzungssaal oder in der Lobau. Es werden
hauptamtliche Mitarbeiter gebraucht, denn so viele Menschen, die das wirklich
aus einem inneren Antrieb unterstützen und sich in die Lobau setzen, gibt es ja
nicht. Man hat es ja gesehen: Es waren 20 Leute am Sonntag um
13.45 Uhr dort (GR Mag Rüdiger Maresch: Das glauben Sie!), acht
davon waren Kinder – die sind natürlich dort herumgelaufen, denen hat das
gefallen, es hat auch ein Feuer gebrannt. Vielleicht würde den Kindern auch ein
Sonnwendfeuer gefallen, da würden sie genauso herumrennen – das wage ich zu
behaupten.
Das ist meiner Meinung nach – und ich hab mich auch
vor Ort erkundigt – ein kleines Grüppchen von Berufsdemonstranten. Das ist ihr
gutes Recht. Jedermann hat das Recht zu demonstrieren, jedermann hat das Recht,
gegen Projekte aufzutreten, die er für schlecht empfindet. Diese Rechte hören
sich meinem Empfinden nach nur dort auf, wo sie die Rechte anderer beschneiden.
Wenn man dann wie bei den Baumfällungen andere Menschen vom Arbeiten abhält,
dann halte ich das – und ich wiederhol es noch einmal, weil ich dazu stehe –
für asozial. Das macht man nicht, das ist unanständig. (GR Mag Rüdiger
Maresch: Wir fechten im Keller!) Ich halte den Kollegen Maresch oder
sonstige GRÜNE auch nicht vom Arbeiten ab, erklimme Bäume, klettere über
irgendwelche Absperrungen. Das ist eher nicht zivilisiert und nicht seriös, wie
es die Klubobfrau Vassilakou gefordert hat. (Zwischenrufe der GRe
Mag Waltraut Antonov und Mag Rüdiger Maresch.)
Wir wollen, dass die Politik jene Wege beschreitet,
die für sie vorgesehen sind. Natürlich kann die Klubobfrau mit Faschingskrapfen
hingehen, es kann auch Frau Petrovic mit einem Kaffee hingehen. Vielleicht
bringt der Maresch den Zucker (GR Mag Rüdiger Maresch: Nein!) und
übermorgen ist der Van der Bellen als Au-Hirsch verkleidet vielleicht auch
dort. Irgendwas wird ihnen sicher noch einfallen. Solange ein Zeitungsfoto
rausspringt, sind die GRÜNEN zu allem bereit – auch was Gott verboten hat! (GR
Mag Rüdiger Maresch: Das Blöde ist, dass Sie am Zeitungsfoto nicht drauf
sind!)
Diese wenigen Leute dürfen nicht Hindernis für die Stadt
Wien sein! Das ist mein Appell an die regierende SPÖ. Diese dürfen auch für die
ASFINAG nicht Grund dafür sein, hier zurückzuschrecken und die Probebohrungen
nicht durchzuführen. Die SPÖ – mein übereindringlicher Appell! – darf sich
nicht ins Bockshorn jagen lassen! Diese Menschen haben keinen Rückhalt in der
Bevölkerung, sonst wären dort mehr Menschen. Es waren einmal 70 bis 80
Menschen, das war bei der Auftaktveranstaltung, da haben die GRÜNEN heftiger
getrommelt. (GR Mag Rüdiger Maresch: Da waren Sie nicht dort! Da haben
Sie sich nicht hingetraut mit dem Fahrradl!) Der überwiegende Anteil der
Bevölkerung – und ich wage zu behaupten, es sind über 95 Prozent: in
Aspern, Breitenlee, Eßling, Hirschstetten, Stadlau, im ganzen 22. Bezirk –
ist für den Bau dieser Entlastungsstraße. Die Bevölkerung des 21. Bezirks
will diesen auch.
Durch diesen Bau wird die A22
entlastet. Für ganz Wien wäre dieser Bau eine Entlastung – auch für die Umwelt-
und Luftsituation. (Zwischenruf von GR Mag Rüdiger Maresch.) Ich hab
schon ein paar Mal von dieser Stelle aus gesagt: Kollege Maresch will es nicht
kapieren; kapieren tut er es schon, er möchte es aber aus ideologischen Gründen
gar nicht hören. Weniger
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