Gemeinderat,
15. Sitzung vom 22.11.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 46 von 68
Projekt ist – auf die Nordostumfahrung zu sprechen kommen.
Ich werde dieses Thema nicht allzu weit auswälzen, weil wir uns die wichtigsten
Sachen, zumindest, was die GRÜNEN und die Freiheitlichen betrifft, heute schon
gesagt haben.
Auch da gibt es eine inhaltliche Einigung von drei
Parteien – von der SPÖ, der FPÖ und der ÖVP –, dass diese Umfahrung wichtig für
Wien ist, weil es das bestehende Wiener Straßennetz, vor allem die
Südosttangente und die Donauuferautobahn entlasten wird. Daher sind diese drei
Parteien für den raschen Bau, die rasche Realisierung dieser Nordostumfahrung,
weil es die Verkehrssituation in ganz Wien nachhaltig entlasten wird. Wenn man
sich vor Augen führt, dass der Verkehr auch in den nächsten Jahren bei seinem
Wachstum nicht Halt machen wird, sieht man, dass wir weitere Straßen brauchen,
obwohl wir natürlich intelligenterweise das öffentliche Verkehrsnetz parallel
dazu auch ausbauen müssen.
Ich muss jetzt in ruhiger
Art und Weise mit den GRÜNEN wieder etwas härter ins Gericht gehen: Bezüglich
der Nordostumfahrung haben Sie zwar Ihren Standpunkt von Anfang an klar
dargelegt, aber vor allem auf Bezirksebene wieder sehr unehrlich operiert.
Es hat im Vorfeld, als die SUPerNOW erledigt war,
einige Veranstaltungen der Bürgerinitiative „Donaustadt Lebenswert“ gegeben,
die mit 200 bis 300 Leuten sehr gut besucht waren. Eine Begebenheit dabei
möchte ich kurz nochmals erzählen, weil sie sich ins Gedächtnis eingebrannt
hat. Es waren dort auch Politiker anwesend, sie saßen im Publikum und konnten
sich zu Wort melden. Eine führende Politikerin der GRÜNEN aus dem Bezirk
meldete sich zu Wort, und ihr erster Satz war – den Rest habe ich dann
vergessen –: „Als passionierte Nicht-Autofahrerin … – dann kam der Rest
der Wortmeldung.
Ich war so „baff" über die Unverfrorenheit, dass
mir auf die Schnelle nichts eingefallen ist. Ich wollte auch die Veranstaltung
nicht stören. Genau diese passionierte „Nicht-Autofahrerin" kommt zu jeder
Bezirksvertretungssitzung mit einem 15 Jahre alten Toyota, der Abgase
rausbläst wie fast keine anderen Autos auf unseren Straßen. Dieselbe
Politikerin fährt die 200 m von ihrem Wohnhaus zu einem nahe gelegenen
Badeteich mit dem Auto, damit sie das Liegebett nicht schleppen muss. Diese
Politikerin stellt sich hin und erzählt 300 Leuten, dass sie passionierte
Nicht-Autofahrerin sei.
Meine Damen und Herren! Man mag sagen: Okay, in der
Politik ist alles erlaubt. Ich sage: Offene Unwahrheiten auf offener Bühne
sollen nicht Usus werden. Es ist ganz klar, dass wir solch unehrliche Politik,
ob es jetzt auf Bezirks-, auf Landesebene oder Bundesebene ist, entschieden
ablehnen, meine Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ und von GR
Mag Wolfgang Gerstl.)
Wir haben von Anfang an gesagt, was wir bei der
Nordostumfahrung wollen. Wir sind auch bis zum Schluss bei dieser Meinung
geblieben, was man nicht von allen Parteien behaupten kann – Gott sei Dank,
muss man sagen. Die Durchfahrung war die favorisierte Variante der SPÖ und zu Beginn
auch der ÖVP, die danach einen Schwenk gemacht hat, nachdem sie gemerkt hat, wo
die Reise hingeht. Wir haben gesagt: Die Durchfahrung ist nicht gut für den
Bezirk, ist nicht gut für Wien. Wir haben bereits eine Durchfahrung, das ist
die Südosttangente, wir brauchen nicht noch eine Durchfahrung Donaustadt, weil
das der Bevölkerung nicht zumutbar ist.
Wir haben dann, wie es sich für anständige Politiker
demokratischer Legitimation gehört, jene Wege beschritten, die die Demokratie dafür
vorsieht. Wie haben im Bezirk Anträge, Anfragen, Resolutionen gestellt, wir
haben Medienarbeit im Bezirk gemacht. Wir haben im Gemeinderat Anträge,
Anfrage, Resolutionen gestellt, haben hier Medienarbeit gemacht. Wir sind dem
Minister alle zwei Monate auf dem Schoß gesessen, der damals noch ein unsriger
war. Wir sind mit dem Verantwortlichen der damaligen ÖSAG oft zusammen gesessen
– diese gibt es heute ja nicht mehr, es gibt nur mehr die ASFINAG. Wir haben
jene Sachen gemacht, die in unserer Macht gestanden sind.
Wir haben auch Bürgerinitiativen im Bezirk
unterstützt – allerdings im Hintergrund, logistisch, mit Material natürlich,
wir haben viele Zettel ausgeteilt, haben aber davon Abstand gehalten, diese
Bürgerinitiativen zu vereinnahmen. Wir haben uns dort nirgends auf ein Podium
gesetzt, haben uns nirgends dazugestellt. Wir haben uns brav wie alle anderen
Politiker ins Publikum gesetzt und haben uns zu Wort gemeldet und haben nie
versucht, diese Bürgerinitiativen zu vereinnahmen. Das würde ich mir – ganz
ehrlich gesagt – von den GRÜNEN jetzt und in Zukunft auch wünschen. Ich glaube,
es ist zielführender, wenn wir unsere Arbeit hier und in den Medien und in den
Bezirken erledigen – und die Bürgerinitiativen ihre Arbeit unabhängig von den
Parteien in den Gasthäusern, Vortragssälen oder sonst wo machen.
Die SPÖ und auch die ÖVP mussten sich schließlich der
Meinung der Trassenverordnung des Verkehrsministers fügen – wahrscheinlich
nicht gerne! Es war auch nicht ganz so, wie das der Herr StR Schicker heute
gesagt hat, dass es nur eine kleine Korrektur im Trassenverlauf war, das war
schon eine größere Korrektur – aber das fällt für mich unter künstlerische
Freiheit, das mag ihm verziehen sein.
Ich möchte aber dazu anmerken, dass die jetzige
Variante – wenn man die letzten 10, 20 Jahre, in denen die SPÖ und auch
andere Parteien über die Umfahrung schon gesprochen haben, mit einbezieht –
nicht unsere Idealvariante war. Wir haben gesagt, eigentlich sollte man östlich
von Großenzersdorf vorbeifahren. Wir haben aber gesagt, wenn das außerhalb der
Stadtgrenze stattfindet, ist dieser Kompromiss für uns okay. Da gehen wir
natürlich voll mit.
Wir stehen jetzt vor der Situation, dass die Bohrungen in
der Lobau beginnen müssen. Uns wurde gesagt, das soll im Winter passieren, weil
die Fauna und Flora da nicht so gestört werden. Vielleicht kann man jetzt noch
nicht anfangen, weil dort ein paar Leute campen, oder man kann noch nicht
anfangen, weil es so warm ist und die Fauna und Flora noch nicht so tief und
fest
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