Gemeinderat,
15. Sitzung vom 22.11.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 34 von 68
ursprünglichen Planungen, so wie die Grundsätze bei der Vergabe der EM im Jahr 2004 galten, geändert und angepasst hat. Das heißt: Von der Durchführung der WM in Deutschland wurde auch auf Ebene der UEFA sehr viel gelernt. Als Ergebnis gibt es heute den Antrag, dass wir unser Budget aufstocken wollen, weil die UEFA eine genauere Richtlinie erlassen hat beziehungsweise Richtlinien geändert hat.
Ich halte das für ganz wichtig. Heute wurde die
Kritik geäußert, wir seien schlecht vorbereitet. Wir haben vor zwei Jahren mit
der Arbeit begonnen, uns klar nach einer koordinierten Vorgabe der UEFA
verhalten, aber inzwischen hat die UEFA ihre Regeln geändert, was sie gemäß dem
Vertrag, der mit der UEFA für die Ausrichtung der EM abgeschlossen wurde, theoretisch
bis zum letzten Tag vor Spielbeginn machen darf. Wir hoffen, dass die UEFA mit
diesem Schritt sozusagen eine Finalisierung ihrer Vorstellungen getroffen hat.
Was wir von der WM 2006 gelernt haben, ist
Folgendes: In Deutschland wurden in die Infrastruktur der Stadien
1,4 Milliarden EUR investiert. Eine Weltmeisterschaft hat natürlich
andere Kapazitäten, aber man sieht auch, dass sehr viel Geld in die Hand
genommen wurde, wobei ich ja nur die Stadioninfrastruktur anspreche. Die Fan-Zonen
und die Funparks wurden in einer vollkommen neuen Dimension, wie es noch nie
davor bei so einem Sportevent der Fall war, ausgerichtet. Es gab eine perfekte
Betreuung der Medien. Das ist – so glaube ich – auch der Schlüssel gewesen,
warum die WM ein sehr positives Image über die Medien bekommen hat. So wurden
auch die Fehler, die während einer so großen Veranstaltung passieren – und die
passieren eben, wenn man so eine große Veranstaltung durchführt – nicht
überzeichnet. Es wurde in der Berichterstattung einerseits nicht aus einer
Mücke ein Elefant gemacht und andererseits auch diverse Probleme mit Fans oder
kleine, regionale Probleme zum Beispiel mit Hooligan-Attacken nicht
hochgespielt. Das heißt: Es ist ein sehr wichtiger Schlüssel, dass die
Medienbetreuung gut funktioniert.
Deutschland hat es auch geschafft, trotz der
schlechten Vorbereitungsspiele der deutschen Fußballnationalmannschaft – wir
als Österreicher leiden ja im Moment auch ein bisschen – eine sehr positive
Stimmung während der ganzen WM hochzuhalten. Ich denke, dass die Einstellung
nach dem Sieg gegen Trinidad und Tobago – wenn ich das bemerken darf –
hoffentlich auch in Österreich ein bisschen positiver wird. Die Erwartungen der
Fans an die Veranstalter wurden eigentliche übererfüllt, was ganz wichtig ist.
Von den negativen Punkten nenne ich auch nur die
Highlights: Nicht angenommen wurden die verlängerten Ladenöffnungszeiten, Herr
Kenesei. In Deutschland hat man so, wie Sie das auch gesagt und für die EM
vorgeschlagen haben, überlegt, dem Ansturm der Fans mit verlängerten
Ladenöffnungszeiten zu begegnen. Dies wurde – das ist das Ergebnis! – nicht
angenommen. Daher bin ich der Meinung, dass es auch für Wien zu überlegen ist,
ob wir das so umsetzen sollen, wie Sie es vorgeschlagen haben. (GR Günter
Kenesei: Ja, genau! Ich bin dafür, dass man zusperrt!)
Überraschenderweise hat auch die Verknüpfung von
Fußballsport und der Kultur nur sehr eingeschränkt funktioniert. Das heißt,
primär ist der Sport im Mittelpunkt gestanden, und das große kulturelle Angebot,
das eben zur WM geboten wurde, wurde von den Fans kaum genützt.
Die euphorischen Nächtigungszahlen – auch das soll
uns vielleicht ein bisschen mehr auf den Boden holen –, die für die WM
vorgeplant waren, wurden nicht erreicht. Das heißt, auch diesbezüglich sollten
wir ein bisschen mehr am Boden bleiben und nicht an Phantasiezahlen glauben. (GR
Günter Kenesei: Wir sollten sie absagen!)
Interessant war auch, dass die geplanten Maßnahmen
für die grünen Ziele, also die „green goals", im Sinne eines Umweltschutzgedankens
bei so einer Großveranstaltung – dieser ist meiner Meinung nach sehr wichtig,
es soll nicht auf Mord und Brand sozusagen Umweltverwüstung stattfinden – sehr
gut waren, aber leider war die Umsetzung teilweise sehr mangelhaft. Das heißt,
es hat keine Mehrwegbechersysteme gegeben, die Mülltrennung hat nicht richtig
funktioniert – und andere Dinge auch. (GR Günter Kenesei: Wie viele
Campingtouristen hat es in Deutschland gegeben?)
Zum Thema Campingtouristen möchte ich anführen, dass
es Städte gegeben hat, wo neben dem Stadion ein Campingplatz war, und dieser
aber zu zwei Dritteln leer stand. Der klassische Campingplatz … (GR Günter Kenesei: Das kann ich dir auch
sagen, warum! Weil die nicht wollen, dass hunderttausend Leute durch ihr
Vorzelt gehen! Sie reden mit den falschen Leuten! ) – Herr Kollege Kenesei,
ich berichte von einem Workshop über Erfahrungen mit der Weltmeisterschaft in
Deutschland. Sie können sagen, was Sie wollen, die Organisatoren aus
Deutschland haben uns berichtet, dass es so war. (GR Günter Kenesei: Wir haben eh keinen Campingplatz neben dem
Stadion!) Das haben uns diese berichtet. Man muss den Personen, die uns
über die Weltmeisterschaft berichtet haben, eine Glaubwürdigkeit zusprechen. (GR Günter Kenesei: Und die restlichen?)
Zu den Bauphasen, die wir heute beschließen werden –
die zweite Umbauphase – möchte ich noch einmal erwähnen, dass alle Maßnahmen,
die gesetzt wurden und auch werden, im vollsten Konsens mit der UEFA vorgenommen
werden, dass es jetzt nach der WM einige Anpassungen gegeben hat und dass daher
auch weitere Adaptierungen notwendig sind.
Weil hier gesagt wurde, es ist noch überhaupt nichts
passiert: Das ist abzulehnen, das ist eine falsche Behauptung, um nicht ein
anderes Wort zu verwenden. In der Bauphase 1 wurde die Sicherheitszentrale
im Stadion errichtet, eine Flutlichtverstärkung durchgeführt, die
TV-Präsentationsstudios, in denen Spieler interviewt werden können,
fertiggestellt und die Presse- und TV-Kommunikatoren-Plätze, wo die
Journalisten von Presse, TV und Radio sitzen werden, vorbereitet. Und ein neues
Bürogebäude für die Durchführungsgesellschaft der EURO 2008 SA wurde
gebaut.
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