Gemeinderat,
15. Sitzung vom 22.11.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 21 von 68
Zahl der Erwerbstätigen im internationalen Vergleich
unter 38 Städten im letzten Viertel liegt. Also das ist eine Studie, die
der Magistrat in Auftrag gegeben hat. Wenn Sie dem auch nicht mehr glauben,
meine Damen und Herren von der Sozialdemokratie, dann weiß ich nicht, was ich noch
als Beweis anführen muss. (Beifall bei der ÖVP.)
Warum, schreibt die Studie weiter, ist das so? Wien
hat die großen Probleme durch die Liberalisierung der Märkte, weil die Stadt
immer relativ überreglementiert war und einen sehr hohen Anteil von
stadteigenen Betrieben hat. Das ist zum Beispiel einer der Aspekte, die negativ
waren. Was uns in dieser Studie hingegen besonders empfohlen wird, meine Damen
und Herren, ist, den Internationalisierungsrückstand der österreichischen
Wirtschaft aufzuholen – da ist durch die Ostöffnung schon viel geschehen –, die
Exportorientierung der Klein- und Mittelbetriebe besonders zu fördern und die
Spezialisierung entlang von so genannten Leitsektoren, also das Clustering. Da
ist München eines der besten Exempel im deutschsprachigen Raum, und da – das
wissen wir – gibt es trotz kleiner Fortschritte noch immer Defizite, meine
Damen und Herren. Wir haben viel zu spät mit dem Clustering in Wien begonnen.
Auf das, was wir gestern hier als Anträge eingebracht
haben – Thema Bankenaufsicht, Schenkungs- und Erbschaftssteuer,
Gruppenbesteuerung –, möchte ich noch ganz kurz eingehen, meine Damen und
Herren. Ich verstehe es wirklich nicht, liebe Kolleginnen und Kollegen von der
SPÖ, warum Sie da nicht mitgegangen sind. Ich nehme jetzt ein Beispiel heraus
und gehe gar nicht auf die Schenkungs- und Erbschaftssteuer ein, Herr
Vizebürgermeister, ich rede nur über die Gruppenbesteuerung.
Sie haben bei der Gruppenbesteuerung, wie ja gerade
wieder Herr Ekkamp bemerkt hat, irgendeinen antikapitalistischen Beißreflex.
Die Gruppenbesteuerung, richtig eingesetzt, ist aber nicht nur etwas für
Großkonzerne, wie Sie immer meinen, sondern das ist ein Instrument genau zu
dieser Exportförderung und Internationalisierung für die klein- und
mittelständische Wirtschaft, weil jeder Tischler, jeder Schuster, jeder
Malermeister, der in Bratislava oder in Warschau einen Betrieb gründet, seine
Verluste dort – und man hat anfangs Verluste in solchen Fällen – mit etwaigen
Gewinnen in Österreich gegenrechnen kann. Und das ist ja nicht nur
grenzüberschreitend, es ist auch im Inland ausgleichbar. Also das ist nicht nur
was für Großkonzerne. (GR Friedrich Strobl: Leider ja!) Nein, das ist ja nicht wahr. Wir
müssen es nur fördern, dass es mehr für Klein- und Mittelbetriebe ist, Herr
Kollege Strobl. Das ist durchaus für die klein- und mittelständische Wirtschaft
einzusetzen. (Beifall bei der ÖVP.)
Die österreichische Wirtschaft hat in den letzten
Jahren durch die Ostwirtschaft eine unglaubliche Erfolgsstory. Sie ist in
vielen Sektoren – in der Produktionswirtschaft, bei den Immobilien, bei den
Banken – führend, und jeder Arbeitsplatz, der dort geschaffen wird durch
Österreicher, sichert letzten Endes auch wieder Arbeitsplätze hier.
Und da bin ich bei den Großkonzernen, Kollege Strobl,
wenn Sie schon meinen. Jede österreichische Bank, die im Osten eine andere Bank
aufkauft oder dort Kredite begibt und Arbeitsplätze im Osten schafft, schafft
auch Arbeitsplätze im Inland. Das heißt, die Gruppenbesteuerung fördert beide,
Großunternehmen und Kleinunternehmen. Zerstören Sie, meine Damen und Herren von
der Sozialdemokratie, diese österreichische Erfolgsstory nicht. (Beifall bei
der ÖVP.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zu Wort
gemeldet ist Frau GRin Lueger. Ich erteile es ihr.
GRin Angela Lueger (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr
Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren!
Es wäre jetzt
sehr verlockend, aber die fünf Minuten sind ja viel zu kurz und viel zu schade,
um auf die einzelnen Wortmeldungen der Opposition einzugehen. Nur eines frage
ich mich schon und das speziell an die ÖVP: Positive Wirtschaftsprognosen
alleine garantieren in keiner Weise, dass die Entspannung am Wiener
Arbeitsmarkt hält und die Arbeitslosenzahlen zurückgehen! (Aufregung bei der
ÖVP.) Aber Sie reden darüber, wir tun was! (GR Dr Matthias Tschirf: Was
bitte? – StRin Mag Katharina Cortolezis-Schlager: Was? Was? – GR Mag Harald
STEFAN: Ja, was? Was bitte? – Heiterkeit bei der ÖVP und FPÖ.) Dass Sie
davon keine Ahnung haben (Beifall bei der SPÖ.), zeigt mir Folgendes,
und ich möchte nur auf einige Punkte des WAFF-Programms für 2007 eingehen:
Seit der Gründung des WAFF, seit 1995, sind die arbeitsmarktpolitischen
Maßnahmen mehr als verzehnfacht worden und meines Wissens nach gibt es den WAFF
nur in Wien (StRin Mag Katharina Cortolezis-Schlager: Leider! Leider!),
ausschließlich und nicht in irgendeinem Bundesland!
Auch im Jahr 2007 werden wir für die
Beschäftigten und für Leute, die in Ausbildung stehen und auch am Arbeitsmarkt
wenig Chancen haben, das Budget dafür nicht zurücknehmen, in keiner Weise. Und
die Rekordsumme, und ich sage es so sehr wohl, von 56 Millionen EUR,
die sicherlich sehr hoch ist, aber trotzdem im Vergleich zur Summe derer, die
sie benötigen, immer noch klein und sehr konsequent einzusetzen ist, ist
schlichtweg notwendig. (GR Dr Matthias Tschirf: Und warum wird die Zahl der
Arbeitslosen dann nicht weniger? Warum wird sie nicht weniger?)
Und das Arbeitsprogramm des WAFF
für 2007, Herr Dr Tschirf, wurde über alle Fraktionen hinweg, und soweit
mir bekannt ist, sitzen von Ihnen da drinnen der Herr Hoch, der Herr DDr Schock
und von den GRÜNEN die Frau GRin Vana (GR Dr Matthias Tschirf: Da sind noch
mehr drinnen! – Heiterkeit bei der ÖVP.), und die haben einstimmig,
einstimmig das WAFF-Programm für 2007 beschlossen! Dann verstehe ich nicht,
warum Sie sich hier herausstellen! Kommunizieren Sie nicht mit Ihren
Kolleginnen und Kollegen, die da drinnen sind? Es ist ein Ansatz, um etwas zu
tun. (GR Alfred Hoch: Das kann doch nicht alles sein, wenn die
Arbeitslosigkeit so hoch ist! - GR Dr Matthias Tschirf: Es ist aber nicht das,
was
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