Gemeinderat,
15. Sitzung vom 22.11.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 20 von 68
tatsächlich in ihrer Vorbildwirkung mehr bewegen, als wenn man im Zweifelsfall die Fördermittel beim WAFF gleich lässt, Fördermittel beim Wiener Wirtschaftsförderungsfonds gleich lässt. Als Vorbildwirkung könnte die Stadt Wien mehr bewegen.
Da geht es unter anderem
auch darum, dass sich die Stadt Wien als größter Arbeitgeber in Wien dafür
einsetzt, dass man tatsächlich ... (Zwischenruf
bei der ÖVP.) Nein, Entschuldigung. Der größte einzelne Arbeitgeber in Wien
ist die Stadt Wien mit rund 70 000 Beschäftigten. Es stimmt, es gibt
viele Menschen, die im Gewerbe arbeiten, aber als einzelner Arbeitgeber, unter
welchem Namen auch immer, ist es eindeutig die Stadt Wien. Sie hat so eine
Marktmacht in Wirklichkeit, dass sie tatsächlich für die ArbeitnehmerInnen
Politik machen könnte, dass die Stadt Wien tatsächlich auch wieder einmal mehr
Menschen aufnehmen könnte. Es fehlen ja die Menschen. Im Bereich der
Sozialpädagogen wird immer wieder geklagt, dass in Wirklichkeit ganz, ganz viel
Leute schon zu viel Stress haben, dass man nicht mehr nachkommt mit der
eigentlichen Arbeit. Im gesamten Sozialbereich, am Sozialamt, am Jugendamt, bei
der Rechtsfürsorge, überall klagen die Beschäftigten, dass es in Wirklichkeit
zu viel zu tun gibt und sie nicht einmal mehr Zeit haben, sich wirklich
zusammenzusetzen, innovative Ideen weiterzuentwickeln et cetera.
Die Stadt Wien muss nicht einsparen, die Stadt Wien
soll lieber innovative Modelle entwickeln, soll Arbeitsplätze schaffen und ein
gutes Vorbild sein auch für den Bund. Gleichzeitig muss die Stadt Wien – ich
komme tatsächlich noch einmal zu dem Punkt zurück – als innovativer Dienstgeber
einmal Arbeitszeitverkürzung in Wien ausprobieren, und zwar selbstverständlich
nicht mit einer Kürzung von Gehältern, insbesondere nicht bei den schlecht
bezahlten Beschäftigten. Ich glaube tatsächlich, wenn ein Modell Wien mit
unterschiedlichsten Modellen der Arbeitszeitverkürzung funktioniert, dann
könnte das Auswirkung auch auf die Wiener Wirtschaft haben, wie vieles
funktioniert.
Aber ich gebe Ihnen in einem Punkt Recht: Es wäre
natürlich ein Umverteilungsprozess, und wir Grünen
stehen zu diesem Umverteilungsprozess, weil es nicht angehen kann, dass immer
mehr Menschen trotz Arbeit in Armut leben, weil wir gesicherte Arbeitsplätze
haben wollen. Und wenn man sich den gesamten gesellschaftlichen Reichtum in
Österreich anschaut, dann muss eigentlich einem jeden klar werden: Ohne Unterteilung
wird sich daran nichts ändern.
In diesem Sinne komme ich zurück auf einen Spruch der
Grünen, den wir schon vor zehn
Jahre geprägt haben: Es geht um die Umverteilung von Arbeit, Zeit und Geld.
Dazu kann Wien seinen Beitrag leisten, und da muss der Bund seinen Beitrag
leisten. – Danke sehr. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Herr
Mag Neuhuber hat sich gemeldet. Bitte zum Rednerpult.
GR Mag Alexander Neuhuber (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Herr Kollege Ekkamp, es stimmt, die Wirtschaft wird
immer internationaler, sie verzahnt sich weit über die Landesgrenzen hinaus.
Und da brauche ich nicht extra irgendwo nachzulesen, wie Sie es empfohlen
haben, sondern das weiß ich, weil ich selbst mit meinen Unternehmen täglich in
diesem internationalen Wettbewerb stehe.
Wir sind heute durchaus auch von globalen
Rahmenbedingungen abhängig – das ist überhaupt gar keine Frage –, aber dennoch
entwickeln sich Länder, Regionen und Städte unterschiedlich. Und das hat
Gründe, denn sonst würde es ja in ganz Europa überall dieselben Konjunkturen
geben, dieselben Arbeitslosenzahlen und dieselben Wachstumszahlen. Aber das ist
nicht so. Es gibt in einzelnen Regionen positive und negative Aspekte, und Wien
hat Defizite. Das ist überhaupt keine Frage. Da können noch so viele
sozialdemokratische Nebelgranaten nicht darüber hinwegtäuschen. Wien hat
Defizite, und über die wollen Sie nie reden. Das müssen wir zur Kenntnis
nehmen. (Beifall bei der ÖVP.)
Aber ich gebe dem Kollegen Schock in einem Recht. Wir
sollten da nicht immer ein Pingpongspiel spielen, der böse Bund, das böse Wien,
das bringt uns eigentlich nicht weiter. Wir sollten eigentlich einmal darüber
reden, wer die Arbeitsplätze, die wir alle benötigen, auf welche Weise schafft.
Da haben wir gerade wieder Sozialutopien gehört vom Herrn Kollegen Margulies.
Da kommen wieder die alten Konzepte – ich will gar nicht sagen, woher die
womöglich kommen –, der Staat, der Bund oder die Stadt müssen Arbeitsplätze
schaffen. Arbeitszeitverkürzung soll es geben. Das wäre die Garantie für den
Untergang der Wiener Wirtschaft, meine Damen und Herren. (Beifall bei der
ÖVP.)
Wir haben jetzt schon im internationalen Vergleich
wahnsinnig viele Beamte. Vergleichen Sie das mit München, mit Brüssel, mit der
ganzen EU. Wenn wir da noch die Arbeitszeit zurücknehmen, dann sind wir dem
internationalen Wettbewerb hilflos ausgesetzt. Das ist völlig unmöglich, meine
Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP.)
Ich höre von Ihnen, liebe Kolleginnen und Kollegen
von den Grünen, auch von der
StRin Vana, immer nur von Zwang: Man muss die Betriebe zu etwas zwingen. Sie
kriegen nur dann eine Förderung, wenn das und das geschieht. Zwang und
Regulierung ist das Schlimmste, was es für die Wirtschaft überhaupt gibt
heutzutage, und das verkaufen Sie als innovatives Konzept, meine Damen und
Herren von den Grünen. (Beifall
bei der ÖVP.)
Ich gehe kurz auf eine
Studie ein, die wirklich unverdächtig ist, meine Damen und Herren, denn die ist
nämlich vom Magistrat der Stadt Wien in Auftrag gegeben worden, von der
MA 27, und soll sich mit Wien im internationalen Wettbewerb beschäftigen.
In dieser Studie vom WIFO steht sehr wohl drinnen, dass nicht alles rosa ist,
dass nicht alles in Wien durch die rosa Brille zu sehen ist. Es steht drinnen, Wien
hat gute Grundvoraussetzungen – ich glaube, da sind wir uns alle einig –, Wien
ist durchaus keine arme Stadt, aber es gibt eben Probleme, strukturelle
Probleme, es gibt Defizite. Hier steht auch ganz deutlich drinnen, dass Wien in
der Entwicklung der
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