Gemeinderat,
15. Sitzung vom 22.11.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 15 von 68
Vizebürgermeisterin.
VBgmin Grete Laska: Wir haben im
Bereich der Hauptschulen – und es handelt sich ja hier um Hauptschulstandorte,
die betroffen sind – eine durchschnittliche KlassenschülerInnenhöchstzahl in
Wien von 25,1. Das heißt, wir sind hier von den derzeit möglichen
KlassenschülerInnenhöchstzahlen weit entfernt. Unser Ansinnen war es und ist es
immer, auch aus pädagogischen Gründen, den derzeitigen Rahmen auszuschöpfen,
daher bedenken wir das natürlich mit.
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke vielmals. Damit ist die Fragestunde für heute
beendet.
Wir kommen nun zur Aktuellen Stunde.
Der ÖVP-Klub hat eine Aktuelle Stunde mit dem Thema
„Rote Laterne für Wiens Arbeitsmarkt" verlangt. Das Verlangen wurde gemäß
§ 69 Abs 2 der Geschäftsordnung ordnungsgemäß beantragt.
Ich bitte nun den Erstredner, Herrn GR
Dr Tschirf, die Aktuelle Stunde zu eröffnen, wobei ich ihn darauf
aufmerksam machen möchte, dass seine Redezeit zehn Minuten beträgt. – Bitte
sehr.
GR Dr Matthias Tschirf
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten
Damen und Herren!
Es ist bedauerlich, dass bei dem wesentlichsten
Thema, das Wien betrifft, so wenige Kolleginnen und Kollegen aus dem Bereich
der Sozialdemokratischen Partei anwesend sind, handelt es sich doch bei der
Arbeitslosigkeit um eine der Kernfragen dieser Stadt und um das wesentlichste
Thema der Wirtschaftspolitik für diese Stadt.
Es tut mir auch leid, dass wir seit 48 Stunden
den Herrn Bürgermeister hier in diesem Saal nicht mehr gesehen haben.
Wahrscheinlich hat er sich jetzt 48 Stunden auf die
Koalitionsverhandlungen vorbereitet, und ich hoffe, dass er in diesen
Koalitionsverhandlungen auch die Thematik der Wirtschaftspolitik Wiens
einbringt und insbesondere der Arbeitsmarktsituation und dass er danach wieder
für Wien da ist und es nicht als Nebensache ansieht, sich ernsthaft mit dem
Thema des Arbeitsmarktes in Wien auseinanderzusetzen, meine sehr geehrten Damen
und Herren. (Beifall bei der ÖVP.)
Ich
spreche von der „Roten Laterne" und spreche nicht von der wichtigsten
Nebensache, nämlich dem Fußball und der Situation von Rapid, sondern von der
Situation, die wir heute vorfinden, was den Wiener Arbeitsmarkt betrifft. Ich
spreche davon, dass zum Amtsantrittszeitpunkt von Bgm Häupl die Zahl der
Arbeitslosen 60 129 betrug und damit um 35 Prozent unter der Zahl des
Vorjahres von 81 436 lag.
Meine sehr geehrten Damen
und Herren, insbesondere von der Sozialdemokratischen Partei! Hier besteht
Handlungsbedarf, hier geht es nicht darum, die eine oder andere Kosmetik
vorzunehmen, sondern endlich tatsächlich Maßnahmen zu setzen, um die
wirtschaftliche Situation dieser Stadt durch bessere Rahmenbedingungen für die
Wirtschaft dieser Stadt zu verbessern und gleichzeitig deutlich mehr
hinsichtlich der Arbeitsvermittlung zu tun. Hier fehlen die Maßnahmen in den
letzten Jahren.
Meine sehr geehrten Damen
und Herren! Wenn wir uns jetzt die letzten Jahre ansehen, dann hat es sehr
viele Konjunkturpakete des Bundes, aber auch anderer Bundesländer gegeben. Ich
erwähne hier Oberösterreich, das
ein leuchtendes Beispiel ist, weil Oberösterreich auch bei einer industriellen
Situation mit vielen größeren Städten bei einer Arbeitslosigkeit liegt, die
deutlich unter der der Bundeshauptstadt Wien ist.
Ich freue mich, dass auch der Herr
Wirtschaftsstadtrat da ist, damit er einiges von dem, was wir hier diskutieren,
auch in seine tägliche Arbeit mitnehmen kann. Ich freue mich darüber, dass er
sich mit dem auseinandersetzt, was das Hauptthema dieser Stadt ist, nämlich mit
der Situation am Arbeitsmarkt.
Etwas, was aber auch eine ganz wesentlich Rolle
spielt, ist die Frage der Fort- und Weiterbildung. Wenn ich mir auch hier die
Zahlen österreichweit und Wien-weit hernehme und sehe, dass die Möglichkeit der
Fortbildung der Arbeitnehmer österreichweit bei 50 Prozent liegt und in
Wien nur bei 30 Prozent, dann muss ich eines sagen: Hier sind die Stadt
und ihre Institutionen gefordert, dass sie entsprechende Rahmenbedingungen
setzen, dass die Unternehmen diese Weiterbildungskurse auch anbieten können,
denn es ist nicht einzusehen, warum in Wien Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer
deutlich schlechter behandelt werden als in anderen österreichischen
Bundesländern. (Beifall bei der ÖVP.)
Ich frage mich auch, wo das Frühwarnsystem ist, das
Frühwarnsystem, um rechtzeitig darauf zu reagieren, wenn jemand auf Grund
seiner Situation, seiner vielleicht auch Qualifikationsmängel in größerer
Gefahr ist, arbeitslos zu werden. Hier bedarf es eines Frühwarnsystems und
rascher Maßnahmen. Herr Vizebürgermeister, gehen Sie das bitte an!
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wenn wir uns
die Berichte des Rechnungshofes und gerade auch der Volksanwaltschaft ansehen,
sieht man ja, dass eines der Themen dieser Stadt ist, dass es jetzt Defizite in
den Verwaltungsabläufen gibt. Wir brauchen für den Wirtschaftsstandort, für die
Sozial- und Bildungspolitik eine effizientere Verwaltung in dieser Stadt. Wir
müssen endlich den Reformstau auflösen, dass es in Wien halt schwieriger ist
bei Betriebsansiedlungen als etwa im benachbarten Niederösterreich. Auch das
ist ein Thema, das dazugehört, warum die Arbeitslosigkeit in dieser Stadt eine
deutlich höhere ist als in anderen Bundesländern.
Noch etwas, meine sehr geehrte
Damen und Herren, spielt hier eine wesentliche Rolle, das ist die Struktur der
Arbeitsmarktverwaltung. Ich hoffe, dass die Situation gerade auch des Wiener AMS sich ändert, denn wir wissen genau, dass
die Struktur des Wiener AMS trotz des Überbaus eines Ministeriums sehr stark
von einer Erstarrung geprägt ist, weil letztlich auch nicht die Maßnahmen
gesetzt werden können, die notwendig sind, die in anderen Bundesländern bei
anderen AMS sehr wohl möglich sind. (GR Godwin Schuster: Das ist eine mutige
Behauptung!) Kollege Schuster weiß das ganz genau, dass das Wiener AMS
eines der Problemkinder ist (GR
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