Gemeinderat,
15. Sitzung vom 22.11.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 13 von 68
Vizebürgermeisterin.
VBgmin Grete Laska: Das Wiener Jugendwohlfahrtsgesetz
– und Sie haben es richtig zitiert – geht vor allem davon aus, dass auch in
Pflegefamilien und bei Pflegepersonen im Vordergrund steht, dass dort eine
Voraussetzung herrscht, die dem Kindeswohl zuträglich ist. Da geht es um
Geborgenheit, da geht es um viele Aspekte, die notwendig sind, und auch um hohe
Qualität, die wir ja auch durch Ausbildung und begleitende Bildung bei den
Pflegepersonen wirksam werden lassen.
Ich muss Ihnen ganz offen sagen, wir haben leider
viele Situationen, wo Kinder in den Ursprungsfamilien nicht mehr aufwachsen
können, die von der klassischen Familie, wie sie landläufig dargestellt wird,
nämlich Mann, Frau, verheiratet und glücklich, meilenweit entfernt sind. Es
gibt daher viele Situationen, aus denen Kinder kommen, wo es alleinerziehende Väter
und Mütter gibt, die aus bestimmten Gründen nicht mehr in der Lage sind, für
die Pflege ihrer Kinder ordnungsgemäß zu sorgen, und es gibt auch in so
genannten richtigen Familien, wie Sie es jetzt definiert haben, andere
Bezugspersonen, die oft im selben Haushalt leben und damit auch mitwirken bei
der Erziehung der Kinder.
Daher meine ich, wir sollten uns wirklich darauf verständigen, egal,
welche Grundsatzmeinung wir zu Familie haben, dass hier im Vordergrund steht,
dass die beste Situation für Kinder, die in ihrem Leben leider schon schlimme
Erfahrungen gemacht haben, gefunden wird, um sie ins Leben zu begleiten. Das
stellen wir sicher, und da gelten die Kriterien genauso für Einzelpersonen, da
gelten die Kriterien genauso für verheiratete Männer und Frauen und eben auch,
so wie heute diskutiert, für gleichgeschlechtliche Paare.
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke. –
Letzte Zusatzfrage: Herr GR Schreuder.
GR Marco Schreuder (Grüner Klub im
Rathaus): Frau Stadträtin!
Wir haben in den letzten Wochen viele Vorurteile,
Fehlurteile und auch Ahnungslosigkeiten über uns ergehen lassen müssen. Ich
weiß nicht, ob Sie die letzte Ausgabe der „Neuen freien Zeitung" gelesen
haben – das ist ja keine Lektüre, die man sich unbedingt auf das Nachtkastl
legt –, da wurde sehr wohl quasi unterstellt, in Partnerschaften von
gleichgeschlechtlichen Paaren würden Kinder sexuell missbraucht werden. Das
sind Worte, die einen sehr betroffen machen.
Um solchen Vorurteilen, vor allem bei der Freiheitlichen
Partei, zu begegnen – bei einer mündlichen Anfrage muss ich mit Ihnen Vorlieb
nehmen, ich würde jetzt ganz gerne eine mündliche Anfrage an die FPÖ richten,
aber ich mache es gerne auch mit Ihnen –: Können Sie sich vorstellen – es gibt
ja Regenbogenfamilien, es gibt ja nicht nur Pflegeeltern, es gibt viele
Partnerschaften, wo Kinder aus früheren heterosexuellen Beziehungen da sind, es
gibt ja auch die Adoption für Einzelpersonen, wo die Kinder dann bei
gleichgeschlechtlichen Paaren aufwachsen –, können Sie sich vorstellen, dass
Sie eine Studie in Auftrag geben und auch finanzieren, in der die Entwicklung
von Kindern in Regenbogenfamilien quasi erforscht wird? Diese Studien gibt es
ja schon in vielen Ländern und sie widerlegen solche Vorurteile sehr wohl.
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Bitte,
Frau Vizebürgermeisterin.
VBgmin Grete Laska: Also zum Ersten
kann ich mir durchaus vorstellen, dass man dieser Frage nachgeht und überprüft,
was es hier schon gibt und wo es notwendig ist, im Einzelfall jetzt spezielle
Fragen noch zu erforschen. Ich bin gerne bereit, darüber zu reden. Vielleicht
kann man das auch von den Vorstellungen her ein bisschen konkretisieren. Ich
werde es überprüfen lassen, um dann auch dementsprechend zu entscheiden.
Nur eine kleine Anmerkung: Ich nehme es tatsächlich
persönlich, wenn Sie hier sagen, Sie müssen mit mir Vorlieb nehmen. (Heiterkeit
bei den GRÜNEN.) Da frage ich zynischerweise, ob Sie es lieber
hätten ... (Heiterkeit und Zwischenrufe bei der SPÖ und den GRÜNEN.)
Okay, okay. So viel zur Missinterpretation von Formulierungen. (Neuerliche
Heiterkeit.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke,
Frau Vizebürgermeisterin.
Wir kommen nun zur 5. Anfrage (FSP - 05092-2006/0001 - KVP/GM). Sie wurde
von Herrn GR Dr Aigner die amtsführende Stadträtin für Bildung, Jugend,
Information und Sport gestellt. (Die anerkannte und erfolgreich arbeitende Kooperative Mittelschule
Embelgasse soll gegen den Widerstand von Eltern und Lehrerstab geschlossen werden.
Wie wird diese Maßnahme von Ihnen begründet?)
Bitte um Beantwortung.
VBgmin Grete Laska: Sehr geehrter Herr
Gemeinderat!
Wir haben gestern schon Gelegenheit gehabt, darüber
zu sprechen, und ich habe in meinem Schlusswort auch ziemlich klar zu der angesprochenen
Frage Stellung genommen, was die Situation in der Embelgasse betrifft, und
mache es daher ganz kurz.
Ich habe gestern schon gesagt, dass es sich auch im
Fall der Embelgasse nicht um eine Schulschließung handelt, sondern um eine
Reorganisation in den inneren Bereichen. Wir haben zur Zeit in den Bezirken 4,
5 und 6 Hauptschulstandorte, die größere räumliche Ressourcen haben als die
Nachfrage an Klassen ist. Daher ist es durchaus sinnvoll, zu überlegen, wie man
hier Strukturen verändern kann.
Was die konkrete Situation in der Embelgasse angeht,
so habe ich im vergangenen Jahr sowohl dem Herrn Direktor als auch den Eltern
und den Lehrern zugesichert, dass die Maßnahme, die ich voriges Jahr ausgesetzt
habe, jedenfalls vor Umsetzung ausführlich besprochen wird, dass ich einladen
werde zu einem solchen Informationsgespräch, und wenn Ihr Interesse offen und
ehrlich ist, lade ich Sie gerne auch dazu ein, damit Sie aus erster Hand
informiert sind, wie die weiteren Schritte dort gesetzt werden.
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke. –
Eine Zusatzfrage: Herr Dr Aigner.
GR Dr Wolfgang Aigner
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Darf ich jetzt aus Ihrer Antwort
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