Gemeinderat,
14. Sitzung vom 21.11.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 58 von 91
Das Budget der Magistratsabteilung im Jahr 2007 soll 7,7 Millionen EUR betragen. Nun stimmt es zwar, dass die Personalkosten beim Wiener Integrationsfonds inkludiert waren, und beim kommenden Budget der MA 17 sind sie es nicht. Nichtsdestoweniger ist es, wenn man diese zwei Zahlen vergleicht, so eine massive Erhöhung leider auch wieder nicht, wie jetzt kommuniziert wurde.
Trotzdem begrüßen natürlich die GRÜNEN jede sinnvolle
Erhöhung im Integrationsbudget, selbstverständlich auch die Erhöhung der
Transferleistungen an Nichtregierungsorganisationen, wenn sie Integrations- und
Diversitätsarbeit leisten. Und alle, die im Bereich Integration tätig sind oder
sich dafür interessieren, wissen, dass es in Wien zig sehr verdienstvolle
Nichtregierungsorganisationen gibt, die sehr professionelle und sehr gute
Integrations- und Diversitätsarbeit leisten. Dafür, dass deren Leistungen
honoriert werden und die Arbeit, die sie machen, auch fair bezahlt wird, treten
die GRÜNEN natürlich ein.
Für uns ein Problem beim Teilbudget Integration ist
vielmehr, dass ein Gesamtplan fehlt. Wir fragen uns bei der Integrations- und
Diversitätspolitik der Stadt Wien immer wieder: Wo ist eigentlich ein Masterplan?
Wo sind die strategischen Ziele? Wo sind Zieletappen? Wann will man wo stehen,
was Integrations- und Diversitätspolitik betrifft? Welche Maßnahmen nimmt man
sich vor, um dieses Ziel im Jahr 2007, 2008, 2010, 2012 erreicht zu haben?
Dieser Masterplan, sozusagen dieser große Plan, um in der Integrations- und
Diversitätspolitik Maßgebliches zu bewegen, fehlt uns. Es fehlt uns auch ein
Zeitplan, um strategische Ziele, die sich die Stadt Wien gibt beziehungsweise
geben würde, zu erreichen. Es fehlen konkrete Maßnahmen, und es fehlen, wie
gesagt, strategische Ziele.
Das ist durchaus nicht überall so. Es wird ja immer
gesagt: „Wien ist anders"; in der Integrationspolitik ist Wien teilweise wirklich
anders, aber leider manchmal in einem negativen Sinn. Denn inzwischen ist es
so, dass österreichische Städte sich eine nach der anderen
Integrationsleitbilder und Integrationspläne geben. Es seien hier nur ein paar
Namen erwähnt: Die Stadt Krems zum Beispiel, Salzburg, inzwischen Innsbruck, wo
gerade in diesen Wochen im Landtag ein Integrationsleitbild besprochen wird und
beschlossen werden soll, Dornbirn, Bregenz - all diese Städte haben inzwischen
Integrationsleitbilder. Nur Wien nicht, weil Wien offensichtlich glaubt, ohne
Integrationsleitbild beziehungsweise ohne einen Masterplan im Bereich
Integration auskommen zu können.
Ich möchte als Beispiel ein paar Dinge aus dem
Integrationsleitbild der Stadt Krems erwähnen und möchte in Erinnerung rufen,
dass die Stadt Krems keinen so hohen MigrantInnen- oder AusländerInnenanteil
wie die Stadt Wien hat, es aber trotzdem der Mühe wert gefunden hat, sich ein
Integrationsleitbild zu geben.
Unter dem Titel „Integration als
Gleichstellungspolitik" steht im Integrationsleitbild der Stadt Krems -
ich zitiere: „Integration erfordert vielmehr die Behebung vorhandener
institutioneller Ungleichheiten auf rechtlicher, sozialer und wirtschaftlicher
Ebene für alle von Desintegration bedrohten Gruppen." Zitat weiter:
„Erwünscht ist also nicht eine einseitige Anpassung von Minderheiten an die
Mehrheit, sondern die Herstellung von Gleichwertigkeit durch Schaffung für alle
gleich geltender gesellschaftlicher beziehungsweise politischer
Rahmenbedingungen." - Zitat-Ende.
Was macht die Stadt Krems, beziehungsweise was hat
sie gemacht? Sie hat innerhalb des Magistrats eine Fachstelle für Integration
etabliert, durchaus vergleichbar mit unserer MA 17 - so weit, so gut. Wir
haben ja auch eine Integrations- und Diversitätsabteilung, was uns GRÜNE auch
sehr freut. Aber Aufgabe der Kremser Fachstelle für Integration ist unter
anderem - ich zitiere weiterhin: „die Evaluierung der Maßnahmen zum Thema
Integration. Diese soll einmal jährlich verbindlich dem Gemeinderat zur
Kenntnis gebracht werden." Ich zitiere weiter: „Ethnic Monitoring, das
heißt, Sichtbarmachen der Präsenz von MigrantInnen beziehungsweise Gruppen von
MigrantInnen im sozialen Geschehen der Gemeinde, Publizierung im jährlich
erscheinenden Folder ,Krems in Zahlen'."
Last but not least ist es wichtig zu wissen, dass die
Stadt Krems, was die Umsetzung dieser ambitionierten Ziele betrifft, einen
Begleitausschuss eingerichtet hat. Unter Aufgaben des Begleitausschusses wird
in dem Papier ausgeführt - Zitat: „Festlegung von Prioritäten in der Umsetzung
von Maßnahmen für die nächsten zwei Jahre und darüber hinaus", also ein
Maßnahmenplan für die nächsten zwei beziehungsweise weiteren Jahre. Und weiter:
„Planung und Ausarbeitung von konkreten Umsetzungsschritten".
Ich habe nicht umsonst aus dem Integrationsleitbild
der Stadt Krems zitiert, sondern weil es mir ein großes Anliegen ist, zu
verdeutlichen, was wir mit einem Integrations-Masterplan und einem
Integrationsleitbild meinen. Das soll nicht irgendeine Philosophie sein, die
über dem Ganzen schwebt, sondern dieser Integrations-Masterplan soll ganz
konkrete Ziele, Zieletappen und auch Maßnahmen beinhalten, die man erreichen
will und die man umsetzen will.
Aus diesem Grund möchte ich einen Beschluss- und
Resolutionsantrag betreffend ein Integrationsleitbild für Wien einbringen. Die
amtsführende Stadträtin möge in Zusammenarbeit mit der MA 17 für
Integration und Diversitätsangelegenheiten ein Integrationsleitbild für Wien
mit strategischen Zielvorgaben, einem Zeitplan für die nächsten zehn Jahre und
konkreten Maßnahmenvorschlägen ausarbeiten und dem Ausschuss für Integration, Frauenfragen, Konsumentenschutz
und Personal bis 31. März 2007 vorlegen.
Weiters möchte ich zwei Anträge einbringen, die von meiner
Kollegin Monika Vana schon angesprochen wurden. Der erste Antrag betrifft die
Erweiterung des Betreuungsangebots für minderjährige Prostituierte. Da wird die
zuständige Stadträtin ersucht, eine ExpertInnenarbeitsgruppe einzurichten, die
die Ergebnisse einer Studie über minderjährige Prostituierte diskutiert, und
Zwischenberichte und Ergebnisse sollen dem zuständigen Gemeinderatsausschuss
bis Rechnungsabschluss 2007 vorgelegt werden.
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