Gemeinderat,
14. Sitzung vom 21.11.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 59 von 91
Der dritte Antrag betrifft ein Maßnahmenpaket gegen
Einkommensunterschiede zwischen Frauen und Männern. Da werden die amtsführende
Stadträtin für Integration und
Frauenfragen sowie der amtsführende Stadtrat für Finanzen, Wirtschaftpolitik
und Wiener Stadtwerke ersucht, ein Maßnahmenpaket zur Schließung der
Einkommensschere zwischen Frauen und Männern zu erarbeiten.
Als letzten Punkt möchte
ich etwas erwähnen, was nicht in diese Geschäftsgruppe fällt, aber sehr wohl
mit Integrationspolitik zu tun hat, nämlich die Grundversorgung und den Fonds
Soziales Wien, der die Grundversorgung abwickelt. Ganz kurz: An diesem Budget
haben mehrere Kollegen und Kolleginnen nicht nur aus meiner Fraktion
kritisiert, dass es nicht transparent ist, dass es vor allem den
Oppositionsparteien nicht die
Möglichkeit gibt, nachzuvollziehen, welche Summen und welche Maßnahmen
konkret in welchen Bereichen vorgesehen sind. Das trifft ganz besonders auf die
Grundversorgung und auf die Flüchtlingshilfe zu.
Der ausgegliederte Fonds
Soziales Wien bekommt eine riesige Summe Geld aus dem Budget 2007, um die
Aufgaben erledigen zu können, die mit dem Fonds gemeinsam ausgegliedert werden.
Es ist nicht ablesbar, wie viel die Gemeinde Wien vorsieht für den Bereich
Flüchtlingshilfe - darunter fallen durchaus auch Unterstützungs- und
Integrationsmaßnahmen für Asylwerber und Asylwerberinnen -, aber auch
für Menschen, die nicht mehr im Asylverfahren stehen, jedoch nicht abgeschoben
werden können, also alle möglichen Gruppen, die unter die
Grundversorgungsvereinbarung fallen. Es ist nicht eruierbar, wie viel Geld für
die Unterstützung dieser Personen, für ihre Grundversorgung aus dem Budget 2007
reserviert werden soll, wie viel dafür vorgesehen ist.
Wir GRÜNE hätten unter anderem gerne gewusst, wie
hoch die Mittel sind, die im Jahr 2007 im Budget vorgesehen sind für die Grundversorgung
von Asylwerbern und anderen Ausländern und Ausländerinnen, die unter die
Grundversorgungsvereinbarung fallen. - Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächste zum Wort gemeldet ist Frau GRin Mag
Ekici. - Bitte.
GRin Mag Sirvan Ekici (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrte Frau Vorsitzende!
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Vorweg gesagt, Herr GR Madejski: Mich würde
interessieren, ob die Leute im Flugzeug nach Ankara alle Deutsch gesprochen
haben. Oder können Sie Türkisch? (GR Dr Herbert Madejski: Englisch!)
Aha, es haben alle Englisch gesprochen, alle Türken? Super, das ist eine neue
Erkenntnis, dass alle dann Englisch sprechen. (GR Dr Herbert Madejski: Das
haben Freunde mir erzählt! Das war ein bezeichnendes Beispiel ...! - Weitere
Zwischenrufe.)
Zu meiner Vorrednerin Alev Korun möchte ich anmerken:
Es freut mich, dass sie aus dem Integrationsleitbild der Stadt Krems zitiert
hat, der von der ÖVP geführten Stadt Krems. Denn diese Stadt hat unsere langjährigen
Forderungen, die wir auch an die Stadt Wien gerichtet haben, umgesetzt. Es
freut mich besonders, dass Sie das hier unterstrichen haben.
Meine Damen und Herren! Wien ist anders: Wien ist
besser, und das gilt auch für Integration. - Zumindest ist es das, was uns die
großflächige und städtisch dotierte Werbung dieser Stadt zu vermitteln
versucht. Doch ist diese positivistische Nabelschau wirklich angebracht und
gerechtfertigt? Konkrete Verfehlungen belegen, dass die Integrationspolitik
weit davon entfernt ist, perfekt oder zufriedenstellend zu sein.
Ein geflügeltes Wort der letzten Zeit ist: Man kann
mit der Bildung nicht früh genug beginnen. Ich möchte das Wort Bildung mit
Integration gleichsetzen und die Richtigkeit und Bedeutung nochmals unterstreichen:
Mit Integration kann man nicht nur nicht früh genug beginnen, aber damit das
auch funktioniert, müssen gerade die vorschulischen Angebote merklich
verbessert werden.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es sind gerade
auch die hohen Kindergartentarife, die Familien mit Migrationshintergrund
besonders hart treffen (Beifall bei der
ÖVP.) und ihnen und ihren Kindern
die Chance auf einen Betreuungsplatz verschließen. Deswegen wäre es längst an
der Zeit, das letzte Kindergartenjahr von sämtlichen Abgaben zu befreien. In
der übrigen Zeit - das hat gestern meine Kollegin Cortolezis-Schlager
ausgeführt - sollten die Kinder die Möglichkeit haben, drei Stunden pro Tag den
Kindergarten gratis zu besuchen, um so spielerisch Deutsch zu lernen.
Ein weiterer Beleg dafür,
dass vieles nicht passt, ist auch die vorgezogene Schuleinschreibung. Diese
könnte bereits in den Oktober des Jahres vor dem Schuleintritt vorverlegt
werden. Andere Bundesländer tun dies auch und nützen so die guten
Rahmenbedingungen des Bundes. Und was macht Wien? Genau da lässt die Stadt
wertvolle Zeit verstreichen, statt Kindern mit Sprachdefiziten zu helfen!
Ich möchte an dieser
Stelle kurz pausieren und sagen, dass ich heute stimmlich ein bisschen
angeschlagen bin, und möchte mich deswegen auch entschuldigen. Es kann sein,
dass ich dazwischen auch einen Hustenanfall habe, und dafür möchte ich mich
vorweg entschuldigen.
Jetzt führe ich meine
Ausführungen weiter: Denn warum hat der Bund die Möglichkeit zur vorgezogenen
Schuleinschreibung geschaffen? Damit die Kinder schon lange vor dem
tatsächlichen Schuleintritt eine Chance bekommen, Deutsch zu lernen. Und was
macht Wien? Es verlegt die Schuleinschreibung gerade einmal um zwei Monate vor!
Damit wird eine große integrationspolitische Chance vertan. (Beifall bei der
ÖVP.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Dass
die Stadt damit viel versäumt und auch viel zerstört, belegen Statistiken. Denn
es kommt nicht von ungefähr, wenn nahezu 50 Prozent der Migrantenkinder
später gezwungen sind, Sonderschulen zu besuchen. Das hat nichts mit Dummheit
zu tun, das ist einfach das Ergebnis einer unzureichenden Integrations- und
Sprachförderpolitik. Wenn hier in der Bundeshauptstadt ein Integrationssystem
besteht, das eher bereit ist, Kinder und junge
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