Gemeinderat,
14. Sitzung vom 21.11.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 57 von 91
das ist monoethnisch, nämlich nicht mehr österreichisch: Dort sind nicht einmal mehr 25 Prozent Österreicher! Meine Damen und Herren, das ist Ihre Integrationspolitik - ich kann nur sagen: Die geht ins Auge.
Meine Damen und Herren!
Sie wissen, wenn Sie die Integration mit der Sprache nicht schaffen - und es schaut
ganz so aus, es schaut wirklich so aus! Denn wie war denn das Am Schöpfwerk mit
dem Angebot von Yildiz? Es hat ja zwei Seiten. Dass er unfähig war, ist die
eine; den kann man auswechseln. Aber es gab ja gar keine Nachfrage! Wo ist das
Interesse unserer Migranten, das Interesse der Eltern, die Kinder dort
hinzuschicken, die in der Volksschule nicht mitkommen, die in der Hauptschule
nicht mitkommen? Wo ist das Interesse? Das fehlt ja ebenso.
Da müssen wir ansetzen,
Frau Stadträtin! Es nützt nichts, Projekte zu machen und Geld
hinauszuschmeißen, wenn es keinen gibt, der diese Projekte annimmt. Auch wenn
sie gut sind, werden sie relativ selten angenommen. - Sie werden mir dann
sicher das Gegenteil sagen: Wie gut das alles funktioniert.
Die Integrationspolitik
wäre ja relativ einfach. Erstens geht es um sinnvolle Projekte. Ich bin ganz
bei Ihnen, dass man Projekte machen soll: Sinnvolle Projekte für die, die schon
hier sind, die wir integrieren wollen, die sich integrieren müssen. Gar keine
Frage, dafür stehen wir.
Zweitens: Schauen wir uns
in Europa um, was dann geschieht. Das Zweite sind die Zugangsbestimmungen, die
Zugangskriterien; das ist heute schon angesprochen worden. Da brauchen wir uns
nur im Umfeld umzuschauen. Die Gesetze in England, in Frankreich, in den
Niederlanden, in Dänemark, in Italien, in Spanien, überall ändern sie sich.
Ich darf nur das dänische
Beispiel zitieren, das wäre eine ganz interessante Geschichte - übrigens nicht
nur von der liberal-konservativen Regierung, sondern auch von der Volkspartei,
den Sozialdemokraten und den Sozialliberalen voll unterstützt. Wer in Dänemark
eine Daueraufenthaltsgenehmigung und das Recht auf volle Sozialleistungen haben
will, muss künftig nicht nur sieben Jahre in Dänemark gelebt haben, sondern zweieinhalb
Jahre feste Arbeit vorweisen können und eine Integrationsprüfung bestanden
haben. Familienzusammenführung ist, zusätzlich zu den schon relativ strengen
Regeln, erst nach einem Sprach- und Kulturtest möglich, den der Anwärter in
Zukunft noch in der Heimat absolvieren muss. Hingegen kann derjenige - da
brauchen Sie nicht zu lachen, das ist in Dänemark Gesetz, und dem kann ich
einiges abgewinnen -, der einen Job mit mindestens 5 000 EUR
Monatsgehalt in der Tasche hat, ohne weitere Auflagen nach Dänemark kommen.
Das macht die kanadische Regierung, das machen die
Amerikaner seit vielen, vielen Jahren. Mir hat einmal einer gesagt, der in ein
Flugzeug in Ankara eingestiegen ist - das können Sie aber auch von Dschibuti
annehmen, oder von wo immer Sie wollen -: Wenn er in einem Flugzeug sitzt, das
nach Amerika fliegt, dann reden die Leute Englisch, und sie unterhalten sich
über die neuen Chancen im Berufsleben. Wenn er in ein Flugzeug einsteigt, das
nach Europa fliegt, nach Deutschland oder Österreich, unterhalten sich alle
über die kommenden Sozialleistungen und darüber, wie man das am besten macht.
Das ist überzeichnet, meine Damen und Herren! (GRin Nurten Yilmaz: Ein Running Gag! Das wird überall erzählt, seit
Jahren!) Das ist überzeichnet, das gebe ich ja zu. (Beifall bei der FPÖ.) Nur: Es hat einen Funken Wahrheit in sich.
Meine Damen und Herren! Hören Sie daher in Zukunft
auf mit der Schlagwortpolitik, hören Sie auf mit der Schönfärberei. Starten Sie
personenbezogene Integrationspolitik zum Nutzen aller, die in unserer Stadt
wohnen. Wenn Sie es nämlich nicht machen, werden wir in Zukunft viele Kinder
von Migranten haben, die keinen Schulabschluss mehr haben. Zweitens werden sie
dadurch keine Berufe haben, drittens weiter die Arbeitslosigkeit in Wien als
Ausländer steigern. Viertens wird uns die nächste Generation noch wesentlich
größere Probleme bringen, weil sie in einer viel größeren Zahl hier ist als die
bisherigen. Das können Sie nicht leugnen.
Meine Damen und Herren! Wir sehen in der
Integrationspolitik keine Wende zum Positiven, obwohl uns sehr daran gelegen
wäre, die neuen Bürger, die nächste Generation zu integrieren im Sinne von
Österreich, im Sinne der Wirtschaft. Aber es gibt keine positive Änderung,
daher können wir diesem Budget schon aufgrund Ihrer Integrationspolitik nicht
zustimmen. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächste
zum Wort gemeldet ist Frau GRin Mag Korun. Ich erteile es ihr.
GRin Mag Alev Korun
(Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Sehr
geehrte Kollegen und Kolleginnen!
Als Info an Kollegen
Madejski: Man kann natürlich diesem Beispiel, das Sie angeführt haben, nachgehen.
Nichtsdestoweniger ist es so, dass es den Wiener Integrationsfonds seit zwei
Jahren nicht mehr gibt - nur zu Ihrer Information, falls Sie das noch nicht
mitbekommen haben sollten. Der Wiener Integrationsfonds wurde aufgelöst und in
eine Magistratsabteilung umgewandelt.
Das Budget
dieser neuen Magistratsabteilung, der MA 17, die für Integrations- und
Diversitätspolitik zuständig ist, soll heuer erhöht werden. Den Hauptbrocken
macht die Erhöhung der Transferleistungen an Nichtregierungsorganisationen für
die von ihnen geleistete oder zu leistende Integrations- und Diversitätsarbeit
aus. Eine Erhöhung der Ausgaben für Integrationspolitik ist prinzipiell
natürlich immer zu begrüßen, vor allem, wenn ein Konzept dahinter steht oder
wenn ein Konzept dahinter stünde; aber dazu etwas später.
Es wurde im Vorhinein beziehungsweise heute
kommuniziert, dass das Integrationsbudget nahezu oder ganz verdoppelt werden
soll. In diesem Zusammenhang möchte ich nur darauf hinweisen und daran erinnern
- das ist eine Tatsache, die in diesem Zusammenhang nicht ganz unwichtig ist -,
dass der Vorläufer der MA 17, nämlich der Wiener Integrationsfonds, den es
eben seit zwei Jahren nicht mehr gibt, kurz vor seiner Auflösung und Umwandlung
in eine Magistratsabteilung im Jahr 2004 über ein Budget von
7,1 Millionen EUR verfügte.
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