Gemeinderat,
14. Sitzung vom 21.11.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 12 von 91
Spitäler deutlich
übertroffen. 45 Prozent mehr Pflege- und Betriebspersonal und sogar
122 Prozent mehr Verwaltungspersonal.
Frau Stadträtin, ich muss
Ihnen hier eines auch noch dazu sagen: Im letzten Vorstand des KFA hat es auch
diesbezüglich einige Anträge gegeben. Das finde ich sehr lobenswert, dass man
hier sofort reagiert hat und Anträge gestellt wurden, aber ich kann Ihnen nur
eines sagen: Man kann nicht einfach hergehen und alles, was der Rechnungshof
hier kritisiert hat - obwohl ich sage, das ist richtig, was er kritisiert -
jetzt einfach im Wege von Anträgen bei diesem Krankenhaus wegstreichen. Ich
sage Ihnen, und das habe ich auch dort im Vorstand gesagt, es gehört für das
Krankenhaus Hera ein Konzept erstellt: Wohin soll die Hera führen, was soll die
Hera in Zukunft darstellen und was soll sie machen. Erstellen Sie gemeinsam ein
Konzept, dann werden Sie nicht ständig von einzelnen Sachen etwas wegstreichen
müssen, und ich glaube, das würde einmal etwas für die Zukunft sein, an dem wir
hier alle gemeinsam arbeiten müssen.
Ich sage Ihnen noch, es hat sich auch in der
Pflegedebatte - zum Beispiel auch im heurigen Jahr bei der Nationalratswahl -
gezeigt, als man nichts von Tausenden illegalen Pflegekräften wusste: Da hat
man sich überrascht gezeigt, dass es überhaupt so etwas gibt, und ist dann für
eine undifferenzierte Legalisierung eingetreten. Und dabei war doch dieses
Problem bekannt, denn es war Ihnen sogar Recht, Frau Stadträtin, dass Illegale
in diesem Sektor, ohne adäquate Bezahlung, ohne Einhaltung der gesetzlichen
Bestimmungen für die Arbeitszeit, aber auch ohne adäquate Ausbildung, tätig
waren. Denn Sie hätten auf Grund der Versäumnisse der letzten Jahrzehnte gar
nicht für alle Pfleglinge sorgen können. Sie hatten und haben auch bis heute
die Kapazitäten nicht, bitte.
Wissen Sie, eines muss ich schon sagen: Skurril wird
es aber dann, wenn man zum Bespiel ein Fehlen von Pflegekräften moniert,
gleichzeitig aber qualifiziertes, arbeitswilliges, österreichisches
Pflegepersonal bei der Arbeitssuche abweist. Und dabei haben wir in Wien einige
Hundert Arbeitswillige. Da muss ich Ihnen schon sagen, Frau Stadträtin, das
haben Sie hier wirklich versäumt. (Beifall
bei der FPÖ.)
Ich
sage Ihnen auch, wo das Geld fehlt. Es fehlt in der Pflege und es fehlt bei den
Krankenanstalten, wie wir Jahr für Jahr im Zuge der Rechnungsabschlussdebatte
oder der Budgetdebatte sehen müssen, und die Kosten steigen im Vergleich zu den
Einsparungen immer stärker. Und ich sage Ihnen, das kann sich nicht ausgehen,
nicht einmal mit den Aktionen, die Sie gesetzt haben bei der
Spitalskostenbeitragserhöhung und den Kürzungen bei „Essen auf Rädern“.
Ich
sage Ihnen, auch diese Erhöhungen, die Sie hier gemacht haben, werden dieses
Loch in Zukunft nicht stopfen können und es wird weiter in Wien deshalb zu
Belastungen kommen. Die Reformen werden immer weiter, sage ich Ihnen, in die
Zukunft verschoben, uns wird die Zeit davonlaufen und am Ende werden dann
wieder die Verwandten zum zweiten Mal zur Finanzierung der Pflegeheime
herangezogen werden. Einmal über Abgaben und Steuern und ein zweites Mal über
Direktzahlungen.
Aber abschließend möchte
ich noch einen letzten Punkt, der stellvertretend für die grundsätzliche
Problematik ist, vorbringen. Es ist die Drogenpolitik. Und ich möchte jetzt gar
nicht im Detail darauf eingehen, dass das Drogenkonzept längst veraltet ist,
dass der Drogenkoordinator in den letzten Jahren nichts als wegschaut und ich
sage Ihnen, wir haben auch in den letzten Jahren und auch bei der letzten
Initiative, die wir in einer Dringlichen zu diesem Thema ergriffen haben, das
aufgezeigt, aber allein Ihr Verhalten letzte Woche in Bezug auf den
Drogenumschlagplatz Karlsplatz genügt, um aufzuzeigen, wie Sie Ihr Ressort
führen, Frau Stadträtin. (Beifall bei der FPÖ.)
Da wird zum Beispiel ein Beamter zitiert, der sagt:
„Die Verhältnisse am Karlsplatz haben sich in den letzten 15 Jahren nicht
geändert. Wir haben dort Kinderprostitution, 9-jährige suchtkranke Kinder,
verheerende hygienische Zustände und vieles mehr“. Und während – und wissen
Sie, das ist nämlich das Skurrile daran - bei Ihrer Präsentation ein Süchtiger
zusammenbricht, ziehen Sie dort einfach eine positive Bilanz. Wissen Sie, da
frage ich mich schon: Es werden 14,3 Millionen EUR für die
Drogenkoordination im nächsten Jahr veranschlagt. Ich frage mich hier wirklich:
Was machen Sie mit diesem Geld? (Amtsf
StRin Mag Renate Brauner: Das kann ich Ihnen schon sagen!) Bitte, sagen Sie
es mir dann. Wenn das in anderen Bereichen auch so ist - und ich weiß, dass es
in anderen Bereichen so ist -, dann sage ich Ihnen, dann ist mir klar, warum
Sie nicht in die Öffentlichkeit laufen wollen, wenn es nur irgendwie um
Transparenz geht. Und ich ersuche Sie daher dringend, dem Treiben in dieser
Stadt einmal mutig wirklich entgegenzutreten und umgehend mit Problemen
aufzuräumen, um endlich auch hier Reformen, und nicht Reförmchen, zuzulassen. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als nächste
Rednerin zum Wort gemeldet ist Frau GRin Cammerlander.
GRin Heidemarie Cammerlander (Grüner
Klub im Rathaus): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Frau Stadträtin! Sehr
geehrte Damen und Herren!
Frau StRin Brauner legt unwahrscheinlich viel Wert
auf Kontinuität in ihrer Politik, sie hat es erst kürzlich wieder im
Drogenbeirat betont. Ich habe mir daher nach einem Jahr im Gemeinderat ein
bisschen die Ergebnisse dieser kontinuierlichen Politik angeschaut, und
tatsächlich: Kontinuierlich steigt die Zahl der SozialhilfeempfängerInnen,
kontinuierlich steigen die Wartezeiten bei den Sozialzentren, bei der
SchuldnerInnenberatung, kontinuierlich steigt die Überforderung, die
Unzufriedenheit bei den MitarbeiterInnen, kontinuierlich steigt die Armut in
Wien.
Dass die Ursachen für die Steigerung
der Armut bei der derzeitigen Wirtschafts-, Finanz- und Arbeitsmarktpolitik
liegen, wissen wir, und hier gibt es einen großen Handlungsbedarf. Einen akuten
Handlungsbedarf haben wir jedoch bei der Sozialpolitik. Es geht nicht an, dass
Menschen, die in Armut geraten, zu den so genannten WohlstandsverliererInnen
zählen und zu BittstellerInnen
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