Gemeinderat,
14. Sitzung vom 21.11.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 6 von 91
Umweltbelastung bedeutet, wenn man eben jeden Tag anfährt, wo man mit einer wöchentlichen Zustellung das Auslangen finden könnte. Und das kann man in vielen Fällen.
Darüber hinaus ist es auch eine hygienische Frage.
Stellen Sie sich vor, es ist Sommer - das ist jetzt vielleicht nicht ganz
leicht vorzustellen -, es hat vielleicht draußen 30 Grad, im Auto 45 bis
50 Grad, und da dunstet dann, zwar in Styropor, nach einigen Stunden oder
nach einiger Zeit auch das Essen, das man ausliefert.
Ich schlage vor und ich würde die Frau Stadträtin
dringend ersuchen, „Essen auf Rädern" dahin gehend neu zu organisieren,
dass auch andere gemeinnützige Anbieter hier Zugang haben, dass alle das
gleiche, das faire Recht haben, sich hier zu beteiligen, und dass das Geld, das
damit frei wird, in soziale Betreuung investiert werden kann - und nicht in die
Erhaltung unnotwendiger Strukturen. - Der entsprechende Antrag soll an den
Ausschuss für Gesundheit und Soziales zugewiesen werden.
Ich habe davon gesprochen, dass man Reformen braucht,
aber es nur bis zu Reförmchen schafft. Das augenfälligste Beispiel ist der
Gesundheitsfonds, der jetzt errichtet wurde und der in der Gesundheitsplattform
seine politische Steuerung hat. In dieser Gesundheitsplattform werden auch die
Gelder aus dem Reformpool behandelt und zugewiesen. Es sollte ein Prozent des
gesamten Budgets sein. Es sind sage und schreibe im heurigen Jahr
200 000 EUR, eine Summe, die, gemessen am Gesundheitsbudget, nur als
lächerlich zu bezeichnen ist. Und dieses Budget wird noch überwiegend in
Projekte gesteckt, die keinen Reformansatz bedeuten, sondern die letztlich nur
das Stopfen von Löchern mit den falschen Mitteln darstellen - Beispiel: die
Etablierung des Kinderarztes in den Ambulanzen des AKH.
Die kinderärztliche Versorgung, die
kindermedizinische Versorgung in Wien ist chronisch defizitär. Im
niedergelassenen Bereich, insbesondere außerhalb der üblichen
Ordinationszeiten, herrscht großer Mangel; die Eltern wissen nicht, wohin sie
mit ihren fiebernden Kindern sollen. Und statt dass man mit der Ärztekammer
vereinbart, wie man einen kinderärztlichen Notdienst, Dienstbetrieb
beispielsweise am Samstag, am Freitag Abend, am Sonntag über den
niedergelassenen Bereich organisiert, macht man mit dieser kinderärztlichen
Betreuung im AKH die Tür weit auf in ein Haus, das für Spitzenmedizin und für
Spezialbetreuung für kranke Kinder, beispielsweise für Kinder mit seltenen
Krankheiten, da sein soll. Stattdessen überfrachtet man das Personal durch jene
banalen Erkrankungen – Schnupfen, Husten, Heiserkeit -, die künftighin dann
eben auch - einmal im AKH, immer im AKH - ins AKH kommen. - Das halten wir für
die falsche Politik, das ist keine Reform, das ist nicht einmal ein Reförmchen!
Dass das so ist, liegt am Mangel an Demokratie, den
die SPÖ an den Tag legt, insbesondere im Gesundheitsbereich. Sie müssen sich
die Sitzung in der Gesundheitsplattform so vorstellen: Niemand wird eingeladen
zu diskutieren. Im Gegenteil, die Stadträtin würgt die wenigen Fragen, die im
Übrigen fast ausschließlich von den GRÜNEN kommen, mit dem Hinweis ab, das wäre
nicht das Gremium, in dem diskutiert werden müsste, das übersteige die
Beschlussfassung bei weitem. Und das sagt sie angesichts des gesetzlichen
Auftrags, den der Gesundheitsfonds hat, und nimmt dem Gremium mit dieser
autoritären Sitzungsführung die Möglichkeiten, das zu vollziehen, was es laut
Gesetz nämlich zu tun hätte: Nahtstellenmanagement zwischen den verschiedenen
Sektoren, Projektentwicklung für Gesundheitsförderung, integrierte Planung und,
und, und. All das hat der Gesundheitsfonds zu tun und die Gesundheitsplattform
politisch zu steuern.
Diese Diskussionen sind nicht erwünscht. Alle anderen
Sitzungsteilnehmer haben sich auch einschüchtern lassen von der Art und Weise,
wie hier in der letzten Sitzung umgegangen wurde. Und all das angesichts der
Erläuterungen, die zu diesem Gesetzesblatt vorliegen, wo eindeutig drinsteht,
dass man hier wohl ein politisches Gremium hat, das die wesentlichen
Entscheidungen zu treffen hat, und - das muss man sich auf der Zunge zergehen
lassen! -: „Die Einbindung der 15 politischen Vertreter aus dem Landtag
entspringt dem in Wien vorherrschenden demokratiepolitischen Verständnis und
der damit verbundenen Haltung zur Ausübung politischer Kontrollrechte." -
Sie sollten diesen Grundsatz einmal den Realitäten in der Plattformsitzung
gegenüberstellen, dann würden Sie sehen, dass jene demokratischen
Kontrollrechte, die die SPÖ zu Recht auf Bundesebene einmahnt, in Wien mit
Füßen getreten werden.
Frau StRin Brauner! Ich möchte Sie bitten, einmal mit
Herrn Jarolim aus Ihrer Partei zusammenzutreffen. Der hat nämlich über
Kontrollnotstand im Parlament gesprochen, wobei er sagte, die Bundesregierung
verweigere sich der Kontrolle, beantworte Anfragen spät oder gar nicht und
entziehe sich systematisch der gesetzlich vorgeschriebenen Kontrolle.
Frau Stadträtin, wenn man Ihre Anfragebeantwortungen
dazu liest, dann müsste man sie dem Kollegen Jarolim eigentlich gleich mitgeben,
damit er weiß, wovon die Rede ist. Ich habe kürzlich eine Anfragebeantwortung
zurückbekommen - es ging um den Bettenstand in den Pflegeheimen. Da wird mir
schlicht und einfach in einem lapidaren Schreiben, unter Verweigerung jeder
Anfragebeantwortung, der Hinweis auf 27 Anfragebeantwortungen gegeben,
wovon pikanterweise nur eine von den GRÜNEN war; und im Übrigen ist es zu viel
Arbeit, meine Anfrage zu beantworten. - Geben Sie das einmal dem Kollegen
Jarolim! Wenn er so etwas auf Bundesebene bekommen würde, würde er sich
beschweren. Sie aber meinen, uns das zumuten zu können, Frau Stadträtin!
Diese Politik widerspiegelt sich auch in der Art und
Weise, wie man mit den legitimen Interessen der besonders Benachteiligten
umgeht, und ich möchte Ihnen noch ein letztes Beispiel dieser kleinlichen
Politik auf Kosten kranker Kinder vorbringen.
Man
hat in den Horten und Kindergärten der Gemeinde Wien Integrationskinder, die
chronisch krank sind und Pflege brauchen. Man hat eine Anweisung gegeben, dass
das Personal diese Pflege nicht durchführen darf. Daraufhin hat es einen Sturm
der Eltern gegeben, die
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