Gemeinderat,
14. Sitzung vom 20.11.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 85 von 108
Kenntnis bekommen, sind in dieser Art gestaltet: schön, freundlich,
wunderbar. Ich stehe nicht an zu sagen, dass in vielen Bereichen Wien einen
sehr guten Standard bezüglich der Umwelt hat, aber wir dürfen darüber hinaus
nicht einfach über Bereiche hinwegsehen, die in dieser Stadt nicht so gut
funktionieren – und die gibt es auch. Das sind dann diese Dinge, die in den
schönen, farbigen Hochglanzbroschüren oder bei der PR-Arbeit, die in diesem
Bereich passiert, nicht zu sehen sind.
Bevor ich auf mein Schwerpunktthema eingehe, möchte
ich kurz an die Adresse der ÖVP etwas sagen. Herr Kollege Stiftner, Sie haben
den Anschlag auf den Grünraum in Wien beklagt. Dem stimme ich vollkommen zu.
Ich möchte aber eines zu bedenken geben: Ich bin jetzt seit dem Jahr 1987
in der Kommunalpolitik, war sehr lange in der Bezirkspolitik, lange im
Bauausschuss und im Umweltausschuss tätig. Leider haben Ihre Parteifreunde, die
Mandatare der ÖVP, bei allen Anschlägen auf den sensiblen Grünraum – ich denk
da jetzt besonders an die Widmungen im Randbereich der Wienerwald-Zone –
zugestimmt. Sollte es diesbezüglich ein Umdenken bei Ihnen geben, würde mich
das sehr freuen. Die Erfahrung zeigt aber etwas anderes.
Kollegin Frank hat schon angesprochen, dass es einen
enormen Überschuss aus der Müllsteuer gibt und dass es unserer Ansicht nach
sehr wichtig und richtig wäre, in einen Bereich zu investieren, der ein weniger
schöner ist, nämlich in die Sauberkeit des öffentlichen Raumes. Wenn wir das
Rathaus verlassen oder in anderen Bereichen unterwegs sind, erwarten uns
gepflegte Straßen und Plätze, aber es gibt auch weite Bereiche von Wien, wo das
nicht der Fall ist.
Ein Verursacher etwa für die Verschmutzung ganzer
Grätzel sind die Altstoffsammelplätze, die in der gleichen Ausführung, wie sie
damals aus dem wichtigen und richtigen Gedanken der getrennten Müllsammlung
entstanden sind, heute noch vorhanden sind. Während sich etwa sogar in sehr
kleinen Gemeinden das System entwickelt hat, diese Sammelcontainer erstens
möglichst geräuscharm auszuführen und zweitens „einzuhausen", um zu
verhindern, dass es dort zu Sperrmüll- und Mistablagerungen kommt, stehen in
Wien die Container, die mit Ausnahme der Kunststoffsammelcontainer bis heute dieselben
wie früher sind, oft an Ecken von Parkanlagen oder mitten im Gehsteigbereich.
Vor allem nach Wochenenden und in belasteten Bezirksteilen findet sich rund um
diese eine Ansammlung von Müll, Mist und Sperrmüll.
Wir haben schon oft gefordert, dass man an diesen
Altstoffsammelzentren deutliche Hinweise gibt, dass etwa das Sperrmüllablagern
verboten ist oder wo sich der nächste Mistplatz befindet. Das wurde immer
abgelehnt. Was wurde montiert? – Herzige kleine Müllmonster-Schilderl, hoch
oben und mittlerweile meistens vollkommen verblichen, die überhaupt keinen
erzieherischen Wert und keine Aussage darüber haben, dass diese Mistplätze
nicht als Sperrablagerplätze verwendet werden dürfen.
Diese spielerische Umwelterziehung zieht sich bei
Ihnen durch. Ich bin vollkommen damit einverstanden und ich denke, darüber gibt
es keine Diskussion, dass wir die Schulkinder in spielerischer Art und Weise zu
einem richtigen Umweltgedanken erziehen: Dass wir mit ihnen in die Natur gehen
und dass man das Ganze graphisch, spielerisch gestaltet. Ich denke aber, Frau
Stadträtin, beim erwachsenen Umweltsünder kommt das nicht an! Da muss man
andere Maßnahmen ergreifen, denn ich halte die Vergehen von Umweltsündern oder
Müllsündern, wie es sie in unserer Stadt sehr oft gibt, nicht für
Kavaliersdelikte. Schließlich ist die Allgemeinheit ganz massiv davon
betroffen. Ich denke, da helfen keine Micky-Mouse-Taferl.
Dasselbe gilt für eine Aktion – sie wurde bereits
angesprochen –, die auf Druck der Öffentlichkeit stattfand, auf den ersten
Blick ganz nett aussah und auf die Verschmutzung durch Hundekot abzielen soll.
Diese ist vollkommen daneben gegangen! Die Taferln wurden gestohlen, die
Automaten funktionieren nicht, und außerdem wurde das Thema in die Kompetenz
der Bezirke übertragen, wodurch wir es los sind. Wir können heute nach Monaten
sagen – das war ja durchaus ein Umweltthema für Wien für dieses ablaufende
Jahr 2006: Diese Aktion ist vollkommen daneben gegangen! Mit freundlich
wackelnden Hundeohren, mit vielen Fotos oder sonstigen
Beschwichtigungsmaßnahmen allein kann man halt nichts erreichen.
Wir hielten es nach wie vor für vernünftig, wenn man
bei der Reinigung auch – ich weiß schon, sie verbraucht mehr als diese
einbringt – auf die Mittel der Hundesteuer zweckgebunden zurückgreifen könnte,
denn die Verursacher dieses Problems sind die Hundebesitzer. Diese sollen dafür
zur Kasse gebeten werden, soweit das notwendig ist, und nicht die öffentliche
Hand. Die Öffentlichkeit soll damit nicht belastet werden, die von dieser Aktion
so gut wie überhaupt keinen Fortschritt verspüren kann.
Umwelterziehung in Micky-Mouse-Manier ist, so denke
ich, für erwachsene Menschen nicht das Richtige. Wien hat vor Jahren mit einem sehr
ambitionierten Programm bezüglich Mülltrennung und Müllvermeidung begonnen. Das
ist ein wenig auf der Strecke geblieben – vor allem dort, wo auch Erwachsene,
für die das dringend notwendig wäre, angesprochen werden müssen.
Wenn man sich die Stadtviertel anschaut, die in Bezug
auf die Stadtentwicklung lange vernachlässigt wurden, dann sieht man eine
massive Verschmutzung. In diesen Vierteln kann von Seiten der Bezirke nicht
mehr geputzt werden. Damit sind wir bei einem Thema, das wir heute schon öfters
angesprochen haben: Die Bezirke werden finanziell ausgehungert, sollen aber
Aufgaben übernehmen, die teuer sind, die sehr ins Geld gehen. Bei der
Entscheidung, ob bauliche Maßnahmen, die ein Malheur verhindern oder eine
Gefahrenquelle entschärfen sollen, in Angriff genommen werden oder ob in eine
verstärkte Reinigung investiert wird, bleibt leider die Reinigung auf der
Strecke.
Ich denke, wir vom Wiener Gemeinderat sind gefordert,
entsprechende Maßnahmen zu setzen und
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