Gemeinderat,
14. Sitzung vom 20.11.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 71 von 108
und die Mieter haben brav und fleißig ihre Tilgungsraten, die von Frieden errechnet und für einen bestimmten Zeitraum vorgeschrieben worden waren - das ist völlig in Ordnung -, auch bezahlt.
Als dann das Ende der Tilgungsfrist kam, bekamen
diese Mieter ein Schreiben von Frieden: Sie hätten einfach noch zwei weitere
Jahre zu zahlen, und niemand wusste, warum. Daraufhin wandte man sich - und es
waren viele Mieter von dieser Wohnbaugesellschaft betroffen - an den Herrn
Stadtrat, denn schließlich waren es ja auch Wohnbaufördermittel, mit denen
diese Häuser errichtet worden waren. Und der Herr Stadtrat schreibt dem
seinerzeitigen Vorsitzenden des Kontrollausschusses, unserem Herrn GR Stefan:
Die Firma ist nach Niederösterreich übersiedelt, keine Zuständigkeit, Punkt.
Das ist ganz einfach - aber sicher nicht in Ordnung!
Denn die Mittel kamen von der Stadt Wien, und daher wäre hier auch wirklich
eine Prüfung anstrebenswert gewesen. Die Firma Frieden hat sich verabschiedet,
und anscheinend auch der Herr Wohnbaustadtrat.
Zum Schluss möchte ich noch einmal auf Ihr Profil als
Werner Faymann zurückkommen. Ihre Aussage war unter anderem auch: „Wenn ich
durch Wien gehe, dann sehe ich vieles, das gelungen ist, und manches, das noch
verbessert werden muss." Ich sage: „Wenn ich durch Wien gehe, dann sehe
ich vieles, das noch verbessert werden muss, und manches, das gelungen ist.“ (Beifall
bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächste zum Wort gemeldet ist Frau GRin Dipl-Ing
Gretner. Bitte, Sie haben das Wort.
GRin Dipl-Ing Sabine Gretner (Grüner Klub
im Rathaus): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Stadtrat!
Ich möchte zuerst noch einmal kurz darauf eingehen,
wiewohl ich einiges verstehen kann, was Sie gesagt haben. Aber was ich immer
wieder unverständlich finde bei einem Menschen, dem ich logisches Denken
zusprechen würde, ist, dass Sie sagen, die Probleme in manchen Stadtteilen sind
auf den Migrationshintergrund zurückzuführen.
Ich möchte wirklich einmal dazu auffordern
mitzudenken: Diplomatenviertel im 19. Bezirk zum Beispiel - würden Sie
dort auch sagen, das ist ein Ghetto, weil es dort lauter Leute mit
Migrationshintergrund gibt? (GR Mag Harald STEFAN: In gewisser Weise, ja! -
Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.) Nein, also - oder beispielsweise
Österreicher, die nach Argentinien ausgewandert sind: Leben sie dort im Ghetto?
- Also nur so viel dazu. (GR Dr Herbert Madejski: Seien Sie froh, dass wir
das Thema überhaupt anschneiden! Wir sind die Einzigen ...!)
Herr Stürzenbecher ist jetzt leider nicht im Saal -
doch, da ist er! Sie haben gesagt: Wo es Probleme gibt, werden sie von uns
gelöst. Ich meine, Sie glauben das wirklich, und es gibt auch tatsächlich
Anzeichen dafür, dass Sie das machen. Nur liegt ein Teil des Problems daran,
dass Sie die Probleme eben erst lösen, wenn sie schon da sind, und nicht vorweg
schon Visionen entwickeln, wie man Stadt auch über Wohnbaupolitik gestalten
kann.
Damit bin ich eigentlich schon bei dem einzigen
Punkt, den ich jetzt wirklich ansprechen möchte: Wohnbaupolitik ist
Stadtentwicklungspolitik. In diesem Sinne würde es durchaus Sinn machen,
geschäftsgruppenübergreifend viel mehr zusammenzuarbeiten. Ich könnte mir gut
vorstellen, dass man in Zukunft, wenn sich die Geschäftsgruppen vielleicht
verändern, dabei einen Schritt in diese Richtung machen könnte.
GR Walter hat es angesprochen, allerdings hat er
einen inhaltlichen Fehler gemacht, den ich für wesentlich halte. Er hat
behauptet, StR Görg hätte die neue Siedlerbewegung erfunden. Das ist unrichtig.
Es hieß damals „Wohnen im Grünen", und StR Schicker hat das dann plötzlich
„Wiener neue Siedlerbewegung" genannt. Ich meine, es hat mit der
historischen Siedlerbewegung relativ wenig zu tun, dass jetzt Einfamilienhäuser
am Stadtrand gewidmet werden, die dann von privaten Baugesellschaften wie etwa
der Firma Glorit entwickelt werden.
Zurück zu Wohnbaupolitik ist
Stadtentwicklungspolitik: Es gab vor Kurzem heftige Diskussionen in der
Architektenschaft, weil die MA 37, die Baupolizei, ein Merkblatt verfasst
hat mit etwa dem Inhalt, dass statische Verbesserungen an einem
Gründerzeithaus, so sie für das gesamte Gebäude nicht die Qualität eines
Neubaus erreichen, nicht bewilligt werden können. Also noch einmal
zusammengefasst: Wenn Sie an einem Gründerzeithaus einen Dachgeschoßausbau
ausführen oder auch in unteren Geschoßen Verbesserungsmaßnahmen vornehmen
wollen, dann können diese nur bewilligt werden, wenn das gesamte Gebäude danach
einem Neubau entspricht. Das ist natürlich äußerst schwierig und verunmöglicht
einige Projekte.
Ich meine, da kommt es dann wieder mit der
Stadtentwicklungspolitik zusammen: Wenn wir nicht wollen, dass die Innenstädte
veröden - es ist bekannt, dass die Bezirke innerhalb des Gürtels, aber auch
entlang des Gürtels, in den nächsten Jahren große demographische Rückgänge
verzeichnen werden -, wenn wir das nicht wollen, dann müssen wir in der Stadt
verdichten und gleichzeitig neue Qualitäten schaffen.
Ich möchte Ihnen jetzt noch eine Anregung dazu auf
den Weg geben. Es gibt beispielsweise in Berlin bei Dachgeschoßausbauten
Verpflichtungen wie etwa die, dass man, wenn man ein Dachgeschoß neu errichtet,
auch Maßnahmen für die BewohnerInnen des Hauses dazu liefern muss. Das sind
dann nicht neue Pflichtstellplätze in den Erdgeschoßzonen, sondern damit werden
Hofbegrünungen oder auch zum Beispiel Balkonoffensiven gefördert.
Einen positiven Punkt möchte ich
doch noch bemerken. Im Rahmen des Budgets haben Sie ja auch im Gender Budgeting
geschaut, was Ihre Geschäftsgruppe da anzubieten hat. Da muss man wirklich
bekennen, dass im Zuge von thermischen Wohnhaussanierungen auch Verbesserungen
gemacht worden sind, die eben auch im Sinne der demographischen Entwicklung
etwas
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