Gemeinderat,
14. Sitzung vom 20.11.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 40 von 108
angesprochen werden. Zum Beispiel gibt es den Plan, die russische Transsib mit Breitspur bis nach Wien herein auszubauen. Man zieht in Erwägung, statt des Schiffsverkehrs über Pazifik, Atlantik und Nordsee künftig diese Güter auf dem Bahnweg zu transportieren, weil es schneller geht. – Das wäre nicht nur eine rollende Landstraße oder Autobahn, da würde eine Verkehrsflut ohnegleichen auf uns zukommen, und so etwas wird in den offiziellen Unterlagen der Stadt Wien noch das Wort geredet! Es ist manchmal geradezu haarsträubend, welchen Unsinn man hier findet!
Weil wir schon bei Unsinn
sind: Unter den weiteren geförderten Projekten findet sich, dass Englisch als
gemeinsame Sprache gefördert werden soll. – Ich rede jetzt gar nicht
davon, dass ein Staat eine gewisse Selbstachtung haben sollte. Aber schon aus
wirtschaftlichen Gründen allein wäre es doch mehr als vernünftig, unsere eigene
Sprache zu fördern, die noch dazu von den meisten Bürgern der gesamten Union
gesprochen wird und die, wenn man die Gesamtunion zusammenzählt, die
zweitstärkste hinsichtlich Verständlichkeit ist. Aber nichts da! Diesbezüglich
geht offenbar eine für unsere Wirtschaft und uns geradezu gefährliche Dummheit
der Internationalisten vor!
Die Stadtaußenpolitik bis
hinein in die Bezirke, Stichwort: Liesing – Montenegro, hat ein Ausmaß
angenommen, das nicht mehr zu vertreten ist. Deren Aufwand steht in keiner wie
immer gearteten Relation zu den Kosten. Wir werden uns mit der
Transparentmachung dieser Geldverschwendung in nächster Zeit sehr intensiv
befassen und Ihnen noch weitere extreme Beispiele aufzeigen. – Danke
schön. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächster am Wort ist Herr Bezirksvorsteher
Rahdjian. Ich erteile es ihm.
Bezirksvorsteher Heribert Rahdjian: Sehr
geehrtes Präsidium! Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich freue mich, dass ich heute hier zu Ihnen sprechen
kann! Wie Sie wissen, bin ich Bezirksvorsteher im 8. Bezirk. Und wir haben
einige Probleme.
Heute will ich im Speziellen das Problem der
Finanzierung der Schulsanierungen ansprechen. – Schule, Kinder, Jugend,
Bildung und Zukunft sind insgesamt ganz wichtige Themen. Wir haben gesagt:
Schulen haben bei uns Vorrang. Das wird anderswo nicht anders sein. Mit der
Dezentralisierung, die an sich okay ist, haben wir aber etwas bekommen, das wir
nicht finanzieren können. Ich frage Sie: Wie soll ein Budget, das starr ist,
plötzlich über uns hereinbrechende Generalsanierungen verkraften? – Es
verkraftet diese nicht!
Im Zusammenhang mit der Sanierung einer Schule haben
wir heuer schon ein Stückerl renoviert, nächstes Jahr wird noch einmal etwas
fällig: Insgesamt sind es 2,7 Millionen für eine Schule, und das –
Herr GR Margulies hat es schon gesagt – bei einem Gesamtbudget fürs Jahr
von 2 Millionen! Da braucht man kein Mathematiker zu sein, das ist ganz
einfach nicht möglich! Ein Budget mit derartigen Ansätzen ist undurchführbar
und untragbar!
Die liebe Frau Professor Stubenvoll hat gemeint, dass
es Bezirke gibt, die noch nie Schulen restauriert oder renoviert haben. –
Bei uns werden laufend Schulen renoviert. Wir haben zwei Schulen
generalsaniert. Da hat die Stadt Wien 90 Prozent getragen, und wir haben
10 Prozent zurückbekommen.
Das heißt aber nicht, dass nicht laufend Geld in
diese Schulen fließt. Wir haben enorm viele Ausgaben für diese Schulen.
2 Millionen stehen uns insgesamt zur Verfügung, und die Fassade und die
Fenster einer Schule wurden heuer im Sommer renoviert. Das hat
450 000 EUR gekostet, das ist fast ein Viertel unseres Jahresbudgets.
Sie können sich wohl vorstellen, was da für die anderen Dinge bleibt! –
Wir müssen unsere Rücklagen auflösen, wir haben schon Vorgriffe auf das nächste
Jahr gemacht, und so kann es nicht weitergehen!
Im Frühjahr und im Herbst war ich bei Frau VBgmin
Grete Sandner. (GR Dr Kurt Stürzenbecher: Sandner ist schon länger her!
) Pardon! Bei Frau Grete Laska! Ich habe gerade vorhin über die Frau
Sandner gesprochen, deswegen ist mir das jetzt passiert! (GR Godwin
Schuster: Es gibt eine Jutta Sander!) Ja, es gibt eine Jutta Sander, die
ehemalige Vizebürgermeisterin hat aber Sandner geheißen. Ich kenne sie gut.
Ich war also bei Frau Laska zu Besuch, und wir haben
über die Generalsanierung der Schulen gesprochen. Oben auf dem Dossier des
Herrn Senatsrats Oppenauer von der MA 56 lag eine Kostenschätzung für die
Schule in der Pfeilgasse 42b. Das ist ja unser Sargnagel! Obenauf lag also
eine Schätzung, diese wurde uns dann vorgelesen: Sämtliche WC-Gruppen kosten
800 000 EUR, das Dach so und so viel und so weiter. – Am Schluss
sind dann halt fast 3 Millionen herausgekommen. Wir haben mit den Ohren
gewackelt, aber die Frau Vizebürgermeisterin nicht. Sie hat uns nach Hause
gehen lassen und hat uns nicht gesagt, was geschehen wird.
Wir sind dann im Herbst wieder gekommen, und da hat
sie uns etwas ganz Neues erzählt. „Generalsanierung" sei out, das heiße
jetzt „komprimierte Sanierung“. – Bitte: Was ist das? Das ist ein
nebuloser Begriff! Was wird jetzt vom Zentralbudget bezahlt? Was zahlen wir?
Wenn das im Verhältnis 60 zu 40 oder so ähnlich gehen soll, ist das auch zu
viel! Wir haben nur 2 Millionen! Sonderbudgetierungen müssen einfach aus
dem Zentralbudget vorgenommen werden, insbesondere, wenn es sich um Zustände in
einer Schule handelt, die ich Ihnen gleich schildern werde. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Stellen Sie sich vor: Wir gehen in diese Schule, weil
wir vom Elternverein zu einer Besichtigung eingeladen sind. Die Eltern dort
loben den Lehrkörper und die hervorragenden Sonderangebote in dieser Schule.
Deswegen kommen viele auch aus anderen Bezirken dort hin. Eine Familie –
das ist jetzt kein Spaß – hat sogar in Wien eine Wohnung angemietet, weil
sie für ihr Kind eine besonders gute Ausbildung in dieser Schule haben will.
Die Leute haben gehört, dass diese Schule so gut sei, und sind zeitweise aus
Wiener Neustadt nach Wien übersiedelt. Sie geben viel Geld für eine Wohnung
aus, damit sie ihr Kind in diese Schule geben können.
Eines Tages kommt das Mäderl nach
Hause und
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular