Gemeinderat,
14. Sitzung vom 20.11.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 39 von 108
Als man uns damals unter Vorspiegelung falscher Tatsachen in die EU gelockt hat, hat man uns erklärt, dass eines der Ziele eine gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik wäre, die berühmte GASP. Wir Freiheitlichen waren ohnehin nicht sehr überzeugt davon, aber man hat den Österreichern vorgegaukelt, welche Vereinfachungen und Einsparungen das bringen würde. – Wie schaut es aber in der Praxis aus? Es wurden keine Botschaft und kein Konsulat geschlossen, die Vertretung in Brüssel wurde riesig aufgestockt – Verwaltungseinsparung hin oder her –, und jetzt errichten auch noch die Bundesländer ihre Vertretungen in Brüssel!
Außenkontakte hat es in der Vergangenheit natürlich
schon gegeben, und sie sind in einem gewissen Ausmaß normal, vertretbar und
manchmal sogar notwendig. Das Ausmaß an Auslandsdienstreisen, wie es jetzt zu
beobachten ist, diese Explosion der Kontakte steht aber in überhaupt keinem
Verhältnis mehr zum Gegenwert für uns. Ganz im Gegenteil! Die meisten dieser
Reisen kosten uns eine Menge Geld, weil wir als gute Onkel eher in die neuen
EU-Staaten und in andere, eher ärmere Staaten reisen, wo man von uns Geschenke,
Unterstützung und so weiter erwartet. Entwicklungshilfe ist aber eine Frage der
Republik, nicht der Stadt und schon gar nicht der Bezirke! Sie gehört in die
Kompetenz des Bundes und ist nicht unser Hauptaufgabengebiet!
Da gibt es zum Beispiel jetzt diese – wie heißt
sie da so schön? – „Közep-Europa Regio“, die „Europaregion Mitte“, und das
Projekt „Twin City Wien – Preßburg". Da erfolgen massive
Förderungen – siehe Industrieplattform – auch von der Großindustrie
und den internationalen Konzernen. Und für diese, meine Damen und Herren, ist
es natürlich von massivem Interesse, problemlos, ohne Formalitäten und
möglichst ohne Abgaben sozusagen barrierefrei Arbeitsplätze kostengünstig von
Österreich in den Osten Europas verlagern zu können. Sagen Sie jetzt nicht,
dass das nicht der Fall ist! Wenn Sie heute in der Früh die Nachrichten und die
Wirtschaftsnachrichten gehört haben, dann haben Sie gehört, dass zum Beispiel
Lego schon fast seine ganze Produktion aus Dänemark in unsere östlichen
Nachbarstaaten verlegt hat, weil die Produktion halt dort von den
Arbeitsplätzen her billiger ist.
Die gleiche Entwicklung haben wir auch hier in Wien.
Wir haben heute schon davon gehört, die Statistik der unselbstständig
Beschäftigten in Wien wurde bereits auch von uns hier angesprochen: 1994 waren
es ungefähr 795 000 Personen, heuer waren es im dritten Quartal
774 000 Beschäftigte. Das ist ein Minus von
20 000 Arbeitsplätzen. Das ist eine Verringerung um
20 000 Arbeitsplätze, Herr Kollege Oxonitsch! Das ist die Realität in
Wien! Das ist der Erfolg von Bgm Häupl im Sektor Arbeitsmarktpolitik! So
schauen wir in Wirklichkeit aus! (Beifall
bei der FPÖ.)
Unsere
Politiker begreifen halt nicht, dass wir in Zentraleuropa nicht, wie Sie
meinen, das Herzstück sind, sondern dass wir in eine Randlage gekommen sind.
Wir repräsentieren den finanzkräftigen westlichen Rand des Bereiches, in den
man noch hinüberfährt, um zu arbeiten oder zu pfuschen, aus dem die
Arbeitsplätze aber systematisch in die Billiglohnländer hinüber transferiert
werden, besonders wenn dort noch, gestützt durch unser Geld, die Flat-Tax
eingeführt wird und lockt.
Es gibt da natürlich noch
einen weiteren Bereich, der davon mächtig profitiert, nämlich die Kriminalität.
Da sind wir ganz vorne weg. Die Dämmerungseinbrecher sind Dank der guten
Verkehrsanbindung schon in der Slowakei, längst bevor wir ihre Arbeit –
unter Anführungszeichen – hier bei uns überhaupt bemerkt haben. Das
Gleiche gilt für die Bettler und Hütchenspieler. Das ist neben der Prostitution
ein wichtiger Wirtschaftszweig. Er lebt hauptsächlich von den kurzen
Anmarschwegen in die Partnerstadt Wien.
Sagen Sie nicht, meine
Damen und Herren von der SPÖ oder von den GRÜNEN, das wäre kein
Wirtschaftszweig und meine Aussage wäre zynisch! Die EU macht das nämlich
möglich. Gemäß den Richtlinien der EU wurde Griechenland jetzt wegen seiner
massiven Verschuldung im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt gerügt. Und siehe
da! In der letzten Bilanzvorlage hat sich diese Situation um 20 Prozent
für Griechenland verbessert. Warum? – Weil Griechenland in den Bereich
Einkommen auch das Einkommen aus Zigarettenschmuggel und Prostitution
einrechnen darf. So schaut die Situation in der EU aus! Vielleicht wäre das ein
kreativer Budgetansatz auch für die Wiener Stadtkämmerer, um am Budget hier ein
bisschen herumzudoktern! Das wäre eine Möglichkeit, die die EU zulässt!
Eventuell ein weiterer
Tipp für unsere Kämmerer zur Einnahmenverbesserung durch Förderung der
Stadtaußenpolitik: EU-Gelder für eine Phantomstadt. Die EU fördert eine Stadt,
die es gar nicht gibt. Wohin die Fördergelder der Europäischen Union fließen,
ist nicht immer für alle nachvollziehbar. Jetzt wurde ein kurioser Fall in Wien
bekannt: Brüssel hat für eine Städtepartnerschaft zwischen der „Augartenstadt“
und Magdeburg 7 000 EUR locker gemacht. Für eine Partnerschaft mit
einer Stadt, die es nicht gibt! So schaut es in der EU und auch mit der
Finanzkontrolle in der EU aus! Vielleicht könnte Wien auf diese Art und Weise
auch noch etwas von dem Geld, das wir in die EU hineinzahlen, zurückbekommen!
Eine zentrale Lage haben
wir allerdings in einem anderen Bereich, das stimmt, nämlich als Drehscheibe
für den europäischen Verkehr, der uns im wahrsten Sinn des Wortes nieder rollt.
Das merken alle Wiener und alle Umlandgemeinden Wiens in immer schlimmerem
Ausmaß. Die schweren LKW-Züge donnern durch jeden Ort, und ein Ende ist nicht
abzusehen. Im Gegenteil! Jeder Schritt der Ostöffnung macht die Lage für uns
schwieriger.
Darauf
wird dann mit Ausbau geantwortet. Es stimmt: Wir müssen im Verkehrsbereich
etwas unternehmen. Aber der Ausbau geht oft auch in die falsche Richtung. Statt
in Richtung Verkehrsvermeidung zu gehen, besteht die Tendenz, den Verkehr noch
billiger, noch einfacher und noch schneller zu machen. Das gibt es wahnwitzige
Pläne, die in den Unterlagen der Stadt Wien
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