Gemeinderat,
14. Sitzung vom 20.11.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 29 von 108
Sturm, wie ich glaube.
Wir sehen ja bei der so genannten sanften
Gemeindebauöffnung, welche Nachhaltigkeit diese entfaltet hat. Der Anteil der,
wie es im Pressedienst genannt wird, ausländischen Bewohner – gemeint sind
offensichtlich Neubürger, die in den Gemeindeneubau eingezogen sind – hat sich
von 2 Prozent vor 10 Jahren auf nunmehr 20 Prozent erhöht. StR
Faymann selbst spricht von 25 Prozent Migranten im Gemeindebau, während
seine Beamten in einem anderen Pressedienst von einem Drittelanteil sprechen.
Damit ist die Öffnung der Gemeindebauten und
natürlich auch der Pensionistenheime an Drittstaatsangehörige ein sozialer
Sprengstoff erster Ordnung. Wenn nunmehr 25 Prozent bis ein Drittel jetzt
schon Migrationshintergrund haben, also Migranten sind, und eine große Zahl von
neuen an die Türen klopfen, heißt das ja, dass in Zukunft die Wiener
Wohnungspolitik in erster Linie Ghettoisierung bedeutet.
Ich glaube, hier ist eine Umkehr dringend nötig, und
man kann auch eine Novelle wieder novellieren, wie ich meine. Wir schlagen daher,
wie wir das schon zuletzt gemacht haben, dringend vor, eine Arbeitsgruppe aus
Fachleuten, aus Praktikern, aus Juristen einzurichten, die einen gangbaren Weg
ausarbeitet, um eine zumutbare Lösung zu finden.
Der Standpunkt der FPÖ ist klar: Die FPÖ will sich
dem Diktat Brüssels, in einem Einheitsbrei von Lissabon bis Bukarest
drüberzufahren, nicht beugen. Der Zugang zum Gemeindebau und zu Sozialhilfen
muss und soll in erster Linie österreichischen Staatsbürgern vorbehalten
bleiben, die, was den Bezug der Gemeindebauten betrifft, bereits jetzt
zunehmend ins Hintertreffen geraten, wenn sie nicht neue Bürger sind, die auf
Grund ihrer Situation eine leichtere Zugangsmöglichkeit haben. Das gilt
natürlich auch für den Bezug der Sozialhilfe.
Die EU-Gleichbehandlungsrichtlinie und ihre Wiener
Umsetzung, meine Damen und Herren, widerspricht in allem und jedem den
Interessen Österreichs und vor allem den Interessen der Wiener Bevölkerung.
Aber vielleicht, meine Damen und Herren, kommt das
große Umdenken bei den Sozialdemokraten von selbst, denn der wahrscheinliche
künftige Bundeskanzler Gusenbauer hat in seiner Eigenschaft als
SPÖ-Vorsitzender im Sommer ein 10-Punkte-Programm zur Fremden- und
Integrationspolitik präsentiert, das vor allem der Wiener Politik diametral
entgegensteht, wie ich glaube, vor allem, was eben die Zuwanderungspolitik
ausmacht. Während die Wiener SPÖ trotz aller Dementis auf Diversität statt
Integration setzt, das heißt also, auf die Gleichrangigkeit von Sprachen und
Kulturen von Zuwanderern und Mehrheitsbevölkerung, geht die Bundes-SPÖ
offensichtlich einen anderen Weg.
Interessant, was hier im „Standard" und anderen
Zeitungen im Sommer zu lesen war. Da stand einmal: Die Betonung liegt für
Gusenbauer und die Bundes-SPÖ bei den Deutschkenntnissen und dem
Integrationswillen als Voraussetzung nicht nur für die Verleihung der
Staatsbürgerschaft, sondern auch für die Aufenthaltsverfestigung. Wenn man
dagegen sieht, wie die Linie in Wien läuft, ist das quer diametral und sonst
gar nichts.
Ich erinnere mich noch an den einen Vorfall, wo ein
Fenstersturz einer aus Bangladesch eingewanderten Frau im 20. Bezirk
erfolgt ist. Es waren fünf Personen in der Wohnung anwesend, als das passiert
ist. Sie waren alle aus Bangladesch, sie haben alle nur Bengali gesprochen,
keiner konnte Deutsch, keiner Englisch. Die Polizei musste einen Tag lang bei
österreichischen Staatsbürgern nach einem Dolmetsch suchen, damit man diese
Frage kriminalistisch klären konnte.
Meine Damen und Herren! Ich komme schön langsam zum
Schluss. Die Wirklichkeit der Integrationspolitik der Wiener SPÖ widerspricht
voll diesen Wünschen des zukünftigen Bundeskanzlers und SPÖ-Vorsitzenden, der
vor allem nur eines sagt: Zuwanderung ist ein Privileg und kein Recht. Ich kann
sagen, meine Damen und Herren, mit dieser Linie kann die FPÖ leben. Ob es die
Frau Wehsely kann, die zum Beispiel verpflichtenden Deutschunterricht ablehnt,
weiß ich nicht so genau. Wir werden uns ansehen, wie diese Differenzen gelöst
werden, und wir werden selbstverständlich dieses Budget, diesen Voranschlag
ablehnen. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zu Wort
gemeldet ist Herr Dipl-Ing Margulies. Ich erteile es ihm.
GR Dipl-Ing Martin Margulies (Grüner
Klub im Rathaus): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr
Stadtrat! Sehr geehrter Herr Vorsitzender!
Einen wunderschönen guten Morgen! Nein, es ist schon
zwölf vorbei. Alle Jahre wieder de facto dasselbe Spektakel, bei dem ich
persönlich – ich sage es gleich vorweg – tatsächlich kurzfristig entsetzt war,
dass nach der einleitenden Rede des Herrn Vizebürgermeisters plötzlich fast
80 Prozent der sozialdemokratischen Abgeordneten und auch von anderen
Fraktionen einige wenige den Saal verlassen haben und de facto die Diskussion
über den Budgetvoranschlag schon nur mehr vor einem Drittel des Publikums
begonnen hat. Und auch jetzt ist das mediale Interesse – sagen wir einmal so –
enden wollend.
Das ist meines Erachtens einer Budgetdebatte und
einer Voranschlagsdebatte nicht würdig, und wir sollten uns im gemeinsamen
Interesse tatsächlich überlegen, wie man eine Budgetdebatte abführen könnte,
die sowohl die Fraktionen als auch die Medien interessiert, denn das Budget der
Stadt Wien ist tatsächlich groß genug, um politische Weichenstellungen zu setzen,
und ich glaube, es wäre interessant, die unterschiedlichen Vorstellungen der
Fraktionen zu hören, wenngleich ich überzeugt davon bin, dass die grünen
Vorstellungen mit Abstand die für die Wiener Bevölkerung interessantesten und
besten wären. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Ich möchte aber jetzt einen Satz
vom Klubobmann Oxonitsch zitieren, weil der im Hinblick auf die Opposition
wortwörtlich gesagt hat, Ankündigungen auf Basis des vorgelegten Budgets waren
falsch. – Lieber Christian Oxonitsch, die Ankündigungen waren richtig, nur der
Rechnungsabschluss ist immer dermaßen vom Voranschlag abgewichen, dass viele
Dinge im Zweifelsfall
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