Gemeinderat,
14. Sitzung vom 20.11.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 30 von 108
noch abgefangen werden konnten. Das ist eine
entscheidende Geschichte.
Der Voranschlag der Stadt Wien ist im Endeffekt egal.
Es gibt nichts Leichteres für die sozialdemokratische Fraktion, als dann, wenn
es notwendig ist, 20 Millionen dorthin zu verschieben, 40 Millionen
dorthin zu verschieben, unter anderem auch deshalb – das ist ein Vorwurf, den
ich Ihnen, sehr geehrter Herr StR Rieder, auch nicht ersparen kann –: Sie reden
zwar durchaus von einer nicht allzu optimistischen, einer fast defensiven
einnahmenseitigen Budgetierung, aber wenn man jetzt schon weiß, dass die
Ertragsanteile des Bundes für 2006 in etwa den Wert erreichen werden, den
Sie jetzt für 2007 ins Budget hineingeschrieben haben, dann weiß man auch
jetzt schon ganz genau, dass alleine bei den Ertragsanteilen aus den
Bundesabgaben rund 70 bis 80 Millionen EUR mehr zur Verfügung
stehen, als jetzt im Budget drinnen steht.
Wenn man sich die eigenen Steuern und Abgaben
anschaut, dann weiß man jetzt schon ganz genau, dass in Wirklichkeit die Stadt
Wien rund 30 Millionen EUR mehr an eigenen Steuern und Abgaben
einnehmen wird, als budgetiert wurde. Und das sind meines Erachtens
Voranschläge, die unlauter sind. Den Sparzwang vermitteln Sie uns ja sowieso
jedes Mal, aber damit nehmen Sie uns auch noch die Möglichkeit, über vorhandene
110 Millionen EUR allein aus diesen beiden Bereichen die politische
Diskussion zu führen, und weil Sie dann in den zuständigen Ausschüssen, wenn
Sie Geld brauchen, relativ einfach darunter schreiben, bedeckt durch
Mehreinnahmen aus Ertragsanteilen, bedeckt durch Mehreinnahmen in der
Kommunalsteuer et cetera, et cetera.
Ein nächster Punkt, der ganz wichtig ist – unser
Bezirksvorsteher Heribert Rahdjian wird dazu noch Stellung nehmen –, sind die
Bezirksbudgets. Sie wissen – nur als ein Beispiel –, der 8. Bezirk hat
2 Millionen EUR Budget für das gesamte Bezirksbudget zur Verfügung.
Alleine die Sanierung der Schule Pfeilgasse kostet 2,7 Millionen EUR.
Spätestens jetzt müssten auch bei der sozialdemokratischen Fraktion einmal alle
Alarmglocken klingeln, und man muss sich für die bauliche Instandhaltung der
Schulen und der Kindertagesheime auch im Bereich der Dezentralisierung etwas
Neues, etwas anderes überlegen. Da geht es nicht mit einem 40-prozentigen
Anteil, so wie von Ihnen vorgeschlagen, wobei ich es mir nicht nehmen lasse,
ein bisschen sozusagen auf die Ironie hinzuweisen, dass der 40-prozentige
Anteil der Stadt Wien nicht einmal bei den Schulen steht, sondern unter den
wirtschaftlichen Notstandsmaßnahmen. Wir haben nämlich heuer schon einmal
gefragt, warum da nicht wie üblich 21 Millionen EUR stehen, sondern
in zwei Posten aufgegliedert wird.
Da sind wir draufgekommen, beim Stadtbudget selbst
erkennt die Stadt Wien, dass es sich um wirtschaftliche Notstandsmaßnahmen
handelt, nur den Bezirken will sie das für die viel stärker betroffenen
Bezirksbudgets nicht zugestehen. Das ist empörend, und in diesem Sinne sollten
die gesamten baulichen Instandhaltungsmaßnahmen, die jetzt zusätzlich zu den
Kosten, die der Normalfall waren, plus die Generalsanierungspflichten aus den
wirtschaftlichen Notstandsmaßnahmen getragen werden, denn es kann nicht sein,
dass bei einem Budget von rund 10 Milliarden EUR die Stadt Wien ihre
4,5 Millionen EUR bei den Notstandsmaßnahmen verpackt, den Bezirken
dafür aber überhaupt nicht mehr Geld gibt.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich ersuche
Sie, das noch zu überdenken. Bezirksvorsteher Rahdjian wird dazu noch näher
Stellung nehmen. (Beifall bei den
GRÜNEN.)
Einige Highlights: Ich möchte es gar nicht so lange
machen, weil sehr viel schon gesagt wurde, aber eines ist mir schon wichtig.
Wir haben heuer, so wie es ausschaut, kein Wahljahr – bis vor Kurzem hat man sich
gedacht, wahrscheinlich werden wir auf Bundesebene
doch wählen, aber jetzt gibt es im Jahr 2007 wahrscheinlich eine große
Koalition –, nichtsdestoweniger gab es noch nie so hohe Ausgaben für den
Bereich Informations- und Öffentlichkeitsarbeit wie für das Jahr 2007. Und
wenn wir uns die tatsächlich jährlich wiederkehrenden Überschreitungen in
diesem Ansatz, die noch dazu immer ungefähr 6 Millionen EUR höher
liegen, anschauen, dann werden hier Ende dieses Jahres nicht die veranschlagten
33,8 Millionen EUR Ausgaben stehen, sondern
40 Millionen EUR Ausgaben für Stadtwerbung im weitesten Sinne. Und
wir wissen aus der Geschichte, wem diese Stadtwerbung im Großen und Ganzen
zugute kommt.
Meine sehr geehrten Damen und Herren von der
sozialdemokratischen Fraktion! Sie kritisieren es zu Recht, wenn Sie die
Bundesregierung angreifen, wie sie schamlos geworben hat mit den Geldern der
Steuerzahler, aber Sie machen in Wien nichts anderes. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Ein nächster Punkt von vielen
anderen, die dann auch meine Kollegen und Kolleginnen noch darbringen werden,
aber aus dem man ersieht, wie mit Zahlen gespielt und versucht wird,
beeindruckende Ergebnisse herbeizuschreiben, wie wir dazu sagen. Wenn wir über
diese Bau- und Baunebenkosten reden, die ja jetzt tatsächlich auf
1,5 Milliarden EUR gestiegen sind, schauen wir uns die einmal näher
an. Alleine 50 Millionen EUR, Herr Stadtrat – wir haben das schon oft
diskutiert –, alleine 50 Millionen EUR, also 700 Millionen
Schilling, sind de facto nur als Doppelverrechnung drinnen. Da ist noch
überhaupt nichts, das ist nur deshalb, weil der Anteil am
Krankenanstaltenverbund in dem Bereich de facto von 119 Millionen auf
168 Millionen EUR gestiegen ist. Das ist zweimal drinnen. Das heißt,
die Steigerung beträgt ungefähr 50 Millionen EUR, angeführt sind
100 Millionen EUR durch die Doppelzählung. Man muss sich das
überhaupt überlegen, denn wenn man die gesamte Doppelzählung wegnimmt, dann
bleiben ja von den 976 Millionen EUR bei den Baukostenzuschüssen de
facto überhaupt nur mehr 807 Millionen übrig. Weitere 169 Millionen
sind einfach nur doppelt gezählt. Dem steht überhaupt nichts gegenüber. Das ist
die Verschiebung von der Post Krankenanstaltenverbund auf die
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