Gemeinderat,
13. Sitzung vom 25.10.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 32 von 80
Wertpapieren, von 625 000 EUR berichtet. Jetzt braucht Schottenberg 450 000 EUR sofort. - Was stimmt da?
Vor zehn Tagen habe ich mir im Volkstheater das Stück
"Der nackte Wahnsinn" angeschaut. Die Regie hat er gemacht, und ich
habe dafür mehr als 30 EUR für eine Vollpreiskarte gezahlt. Die Zahlen
sagen aber anderes: An durchschnittlichen Einnahmen pro Sitz erlöst man nur
12 EUR und bekommt 47 EUR an Sitzplatzsubvention. - In der Josefstadt,
von der wir heute schon gesprochen haben, erlöst man zumindest das Doppelte bei
geringerer Subvention. - Übrigens habe ich für das Programm 1,20 EUR
gezahlt; ich glaube, das ist sicherlich mehr wert.
Ich hätte gerne dem Ansuchen zugestimmt und
Schottenberg einen Vertrauensvorschuss gegeben, aber zu viele Unbekannte
ergeben keine schlüssige Rechnung. - Das ist, wie schon gesagt, der
Teilabschluss bis zum 31. August. Was ist mit der Saisonbilanz 2004/2005
insgesamt? Wie schaut die Bilanz jetzt, 2005/2006, aus? Und welche Unbekannten
und welche Leichen im Keller des Volkstheaters gibt es noch?
Wir befürchten nämlich ein Vielfaches der Summe von
jenen 450 000 EUR, die jetzt beantragt werden, besonders darum, weil
es bereits persönliche Haftungen der Stiftungsvorstände gibt. Schottenberg
spricht im März von einem Mehrbedarf von 3 Millionen EUR.
Schottenberg und die SPÖ-Fraktion sprechen von eingefrorenen Subventionen. Der
Bund hat ab dem Jahr 2000 bis 2006 jährlich 672 000 EUR weniger
gezahlt. Die Stadt Wien hat zwischen 2001 und 2006 jährlich
335 000 EUR mehr gezahlt. Zusätzlich hat die Stadt Wien das
Volkstheater in den Außenbezirken übernommen. Allerdings - und das haben wir
auch heute schon gesagt -: Der ÖGB und die Arbeiterkammer haben bis zum
Jahr 1999 1,48 Millionen EUR pro Jahr an Subvention gezahlt.
Ich glaube, die Probleme liegen hier bei den
geringeren ÖGB- und Arbeiterkammer-Zuwendungen. Als ehemaliges Theater des ÖGB
ist das sicher kein Ruhmesblatt. Waren schon damals die Probleme des ÖGB mit
seinen Finanzen bekannt? Seit 2000 gab es somit eine geringere Dotation des
Volkstheaters. Der Bund ist somit nicht – jetzt sage ich – "alleine
schuld". Herr StR Mailath-Pokorny sollte gemeinsam mit Direktor
Schottenberg im Einflussbereich der SPÖ die fehlenden Beträge suchen. (Beifall
bei der ÖVP.)
Ursprünglich hat der Herr Stadtrat von einer
Drittelregelung des Zusatzbedarfs gesprochen - im März, kann ich mich erinnern
-: Ein Drittel Stadt Wien, ein Drittel soll der Bund zahlen, und ein Drittel
soll das Volkstheater selbst aufbringen. - Davon ist heute nicht mehr die Rede.
Es sollen sich Land und Bund die Flops des Herrn Direktors Schottenberg, die
den Steuerzahler 918 000 EUR kosten, teilen.
Was mich persönlich ärgert: Es gibt keine
Konsequenzen, man diskutiert keine Ursachen, man schluckt die Kapriolen der
Künstler. Anscheinend ist der Kulturstadtrat in Wien nur für das Durchreichen
der Gelder zuständig. Oder hat er die Aufgabe eines Kontrollorgans, eines
Über-Chefs des Stiftungsrats, frage ich mich. Langsam stellt sich die Frage, ob
der Herr Stadtrat seine Aufgaben wahrnimmt oder ob er ohne Diskussion
weiterfinanzieren wird.
Auf Grund der vielen ungeklärten Situationen können
wir diesem Akt nicht zustimmen. Ich stelle aber Direktor Schottenberg seine
Bemühungen nicht in Abrede - ich hoffe, er bringt es irgendwann einmal
zusammen. Bis zu diesem Zeitpunkt muss leider der Steuerzahler für seine
Versuche aufkommen. (Beifall bei der ÖVP. – GR Mag Thomas Reindl: So eine
Märchenstunde hab' ich überhaupt noch nie gehört! Das ist ja unglaublich!)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum
Wort gemeldet hat sich Herr GR Dr Michael Ludwig. Ich erteile es ihm.
GR Dr Michael Ludwig (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr Vorsitzender!
Sehr geehrter Herr Stadtrat! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Dass das Volkstheater eine sehr hohe Anerkennung
genießt, das können wir den Medien entnehmen, das können wir, wenn wir
Besucherinnen und Besucher befragen, auch aus diesem Kreis hören. Und es zeigt
sich auch, dass es offensichtlich so wenig Kritik von Seiten der Opposition an
der Arbeit des Volkstheaters gibt, dass zum Beispiel Herr GR Herzog, wenn man
so will, eine Tour d'horizon durch das gesamte Kulturleben Wiens, und zwar bis
zurück ins Jahr 2001, anregen muss, um Punkte zu finden, die er für
geeignet hält, daran Kritik zu üben. (GR Johann Herzog: Nein, ihr habt es ja
verkommen lassen seit Jahren! Wenn ihr es früher renoviert hättet ...! –
Ihr werdet auf ... zurückgehen müssen!) Es war auch sehr
interessant, Ihnen zuzuhören, und es wäre natürlich jetzt verlockend, eine
Generaldebatte zu führen, aber da wir ja bald die Budgetdebatte haben, werden
wir diese auf jeden Fall führen.
Ich möchte nur zwei Dinge in aller Kürze anmerken,
denn ich höre Ihnen ja immer sehr genau zu, Herr GR Herzog: Das eine ist: Sie
haben angesprochen, dass die Bezirksvertretung Landstraße das Birdland jetzt
finanziell unterstützt. - Ich möchte nur richtig stellen, auch für das
Protokoll: Es geht nicht um eine Finanzierung für die Spielstätte Birdland,
sondern (GR Johann Herzog: Für einen
Verein!) für den Landstraßer Jazzherbst, also für eine Aktivität, die im
Birdland stattfindet. (GR Johann Herzog:
Ein kleiner Umweg!) - Das wollte ich nur klargestellt haben.
Und der zweite Punkt - der schon
auch eine inhaltliche Frage betrifft und, wenn man so will, den Bogen auch zum
Volkstheater spannt - ist Ihre Anmerkung zur Finanzierung des Mozartjahres.
Auch diese Diskussion haben wir hier im Haus schon länger abgeführt. Und weil
Sie gerade die Aktivitäten von Peter Sellars angesprochen haben, sollte man
doch auch erwähnen, dass Peter Sellars mit den Filmen, die er ins Leben gerufen
beziehungsweise initiiert hat, bei den Filmfestspielen in Venedig schon fünfmal
ausgezeichnet und prämiert worden ist. Das ist eine hohe Anerkennung für das,
was wir als Stadt Wien im Rahmen des Mozartjahres fördern. Und das ist - damit
bin ich dann, wenn man so will, auch schon wieder beim Volkstheater - auch eine
starke
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