Gemeinderat,
13. Sitzung vom 25.10.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 22 von 80
hier billige Stimmen zu sammeln.
Sosehr wir Verständnis für die fluglärmgeplagten
Bürger dieser Stadt haben, können wir Vorschläge nach einer Absiedelung eines
Flughafens oder nach einer neuen Orientierung eines Flughafens - ob das im
Marchfeld wäre, in der ungarischen Tiefebene oder vielleicht im Waldviertel -
nicht gutheißen. Sie sind alle keine Lösung. Denn Sie können sich schon
vorstellen, überall, wo dann der Flughafen hinkäme, gibt es ja wieder Bürger,
die sich dafür sehr herzlich bedanken würden, wenn dort plötzlich ein großer,
neuer Flughafen entstehen sollte. Und es ist natürlich auch für den Standtort
Wien keine gute Auswirkung gegeben.
Aus der Sicht der Sicherung des Wirtschaftsstandortes
Wien sollten wir aber alles daransetzen, um Wien als Verkehrsdrehscheibe zu
garantieren und vor allem nicht zu demontieren, meine Damen und Herren! (Beifall
bei der ÖVP.) Das Einzige, was wirklich noch eine wirtschaftliche Basis
kein könnte, war ja - Sie haben es alle mitverfolgt, in den Tageszeitungen, in
den Medien - die Möglichkeit einer konstruktiven Zusammenarbeit mit Bratislava.
Das ist leider nicht vollzogen worden.
Vielleicht kann es eine neue Regierung schaffen; es
gibt schon wieder Gespräche mit Bratislava darüber, dass es vielleicht doch zu
einer Nutzung kommt. Denn wenn ich heute von einer Absiedelung des Flughafens
rede, meine Damen und Herren - wie ich es vorhin von Kollegen Mahdalik gehört
habe: 45 km von Wien, 60 km nach Bratislava -, dann frage ich mich,
wo da der Unterschied wäre. Wenn es also eine Möglichkeit gäbe, würden wir auch
die sehr garantieren und sehr befürworten.
Unserer Meinung nach ist eine Absiedelung der falsche
Weg, denn dies führt zur Frustration von Bürgern, die sich hier übervorteilt
fühlen würden. Aufklärung, Transparenz und eine gerechte Verteilung der
Fluglärmbelastung wäre wichtig. Hätte die Stadtregierung diese Linie
rechtzeitig eingeschlagen, wäre es nicht zu einer derartigen Zuspitzung des
Bürgerunmuts in der Zeit gekommen, wie es auch jetzt am Laaer Berg der Fall
war.
Wir fordern Sie daher auf, diese Politik speziell in
der Frage des Fluglärms auch zu der Ihren zu machen, die Geduld der Bürger
nicht weiter über Gebühr zu strapazieren und damit den Menschen in dieser Stadt
eine gebührende Lebensqualität nicht länger vorzuenthalten, aber gleichzeitig -
und das muss ich immer wieder betonen - den Wirtschaftsstandort Wien nicht zu
gefährden. - Danke. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Hursky.
Ich erteile es ihm.
GR Christian Hursky
(Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Meine sehr
geehrten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich bin ja selbst
Laaerberger - der Laaer Berg wurde ja heute im Zuge der Sitzung sehr, sehr oft
erwähnt -, das heißt, ich weiß sehr wohl, was für Flugzeuge über den Laaer Berg
drübergehen und welche Flugzeuge nicht drübergehen. (GR Alfred Hoch: Aber
Sie waren nicht dort!)
Ich brauche nicht unbedingt auf die Veranstaltung zu
gehen, Herr Hoch, weil ich mit den Leuten, die diese Bürgerinitiative initiiert
haben, bereits seit Monaten in Kontakt bin und mit ihnen die verschiedensten
Gespräche führe. Wir haben also einen sehr regen Informationsaustausch zu dem
Thema.
Das heißt, es ist nicht unbedingt notwendig, dass
wir, so wie Sie, einmal bei einer Versammlung erscheinen, sondern ich bin in
diesem Fall ständig bei den Bürgern.
Das Zweite, das ich dazu sagen muss: Natürlich haben
wir einen Fluglärm, natürlich ist er da, aber es ist natürlich die eine Seite,
dass wir sagen, Fluglärm wird gemessen und nach den Messungen ist er jetzt
theoretisch nicht vorhanden. Aber was auf der anderen Seite dazukommt, ist ganz
einfach die Empfindung der Bevölkerung zum Fluglärm. Jeder hat eine andere.
Wenn ich bei mir im Garten sitze, ist es für mich kein Problem, dass ich mich
hinsetze und mich mit meiner Frau ganz normal, in einem normalen Ton
unterhalten kann. Ich persönlich fühle mich durch diesen Fluglärm nicht extrem
gestört. Mein Nachbar sagt, das ist ihm überhaupt völlig egal, drei Häuser
weiter sagt einer, ja, heute stört es mich wieder mehr, und eine der
Initiatorinnen der Bürgerinitiative sagt, für sie sei es die Lärmhölle. Hundert
Meter weiter kenne ich jemanden, der dort wohnt, der sagt, ah, da fliegen
überhaupt Flugzeuge? Das heißt, in diesem Zusammenhang sind die Empfindungen
der einzelnen Leute völlig verschieden.
Was sind eigentlich die Ursachen für den Fluglärm? Es
ist ganz einfach, dass heute auf Grund eines guten Wohlstandes der Bevölkerung
sehr viele und sehr breite Bevölkerungsschichten die Möglichkeiten haben, das
Flugzeug als Reise- und Verkehrsmittel zu nützen. Das ist schlicht und einfach
eine der Ursachen. Das heißt, sehr viele Menschen haben heute die Möglichkeit,
etwas zu tun.
Wenn Kollegin Jerusalem, wie vorhin, herausgeht,
großspurig redet und sagt, die SPÖ habe in dieser Sache nichts getan, dann
frage ich sie, was hat sie getan in dieser Sache. Ganz offen: Während
Vertreterinnen und Vertreter der SPÖ an 500 Sitzungen des
Mediationsverfahrens teilgenommen haben, glaube ich, wird es bei Frau Jerusalem
nicht einmal für eine Hand voll reichen, obwohl sie dort auch dabei war,
zumindest war sie einmal eingeschrieben. Das heißt, Sie haben nichts getan, Sie
haben sich nicht für die Bevölkerung eingesetzt, Sie wollten in Wahrheit
keinerlei Verantwortung übernehmen. Das ist nämlich Ihr politisches Problem im
Endeffekt. (Beifall bei der SPÖ.)
In Richtung der FPÖ: Wenn wir grundsätzlich zu einem
dritten neuen Flughafen gehen, die ganze Geschichte und der gesamte Großraum
Wien ist von Seibersdorf überprüft worden und hier ist eigentlich eindeutig
herausgekommen, dass es keinen Sinn macht, einen zusätzlichen Flughafen östlich
von Wien zu bauen. Das nur ganz sachlich.
Ich glaube, ganz wichtig ist es,
dass man sagen muss, dass unser Chefverhandler, in dem Fall Erich Valentin, für
diese Stadt sehr viel bewegt und einen sehr
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