Gemeinderat,
12. Sitzung vom 05.10.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 66 von 83
beschlossen werden.
Ich möchte der Betreibergesellschaft des
Gartenbaukinos an dieser Stelle für ihr engagiertes Programm und die oftmaligen
Einladungen danken. Die neuen Programme sind ausgezeichnet. Aber es ist auch
wichtig, dass man den wirtschaftlichen Überblick nicht verliert. Jedes
Unternehmen muss sich nach seinen wirtschaftlichen Möglichkeiten orientieren
und kann nicht auf Dauer über seine Verhältnisse leben. So lange es für die
gesamte Kinoförderung für Wien nur 300 000 EUR gibt, können wir einer
zusätzlichen Förderung des Gartenbaukinos leider nicht zustimmen. (Beifall
bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Frau Dr Vitouch hat sich zu Wort gemeldet. Ich
erteile es ihr.
GRin Dr Elisabeth Vitouch (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Herr
Vorsitzender! Meine Damen und Herren!
Meine beiden Vorredner haben die Vorzüge des
Gartenbaukinos schon gerühmt. Ich kann berichten, dass sich im Moment eine
16-köpfige, sehr hochrangige chinesische Delegation in Wien befindet, die neben
der Verfolgung von Kooperationsabsichten in Sachen Film natürlich auch dieses
letzte große, durch und durch europäische Einsaalkino besichtigt und bewundert.
Und es nimmt mich Wunder, dass die versammelte Opposition – bei den GRÜNEN
tut es mir speziell leid – offenbar nach dem Motto lebt: Wasch mir den
Pelz, aber mach mich nicht nass! Sie machen Lippenbekenntnisse zum
Gartenbaukino und sagen: Ja, das wollen wir haben, das wollen wir uns leisten,
das ist ein Monument, das natürlich erhalten bleiben muss, es macht auch ein
gutes Programm, und für die Viennale brauchen wir es auch, aber kosten soll es,
bitte schön, nichts!
Meine Partei macht das anderes. Die SPÖ hat die
politische Verantwortung übernommen, und wie StR Mailath-Pokorny in seiner
Pressekonferenz zur Viennale schon gesagt hat, „wollen wir dieses
Gartenbaukino, und zwar nicht nur verbal, sondern tatsächlich“.
Ich möchte in diesem Zusammenhang noch ein bisschen
etwas zum Film sagen. Sie alle wissen, dass auch im Rahmen des Festivals
"New Crowned Hope" von Peter Sellars Filme in Auftrag gegeben wurden.
Diese Filme werden von 17. bis 22. November ebenfalls im
Gartenbaukino präsentiert, und man muss jetzt dazu sagen, dass mehrere dieser
von vielen internationalen Filmemachern gedrehten Streifen Preise erhalten
haben. So gab es zum Beispiel in Venedig einen Silbernen Löwen für
"Daratt", die Produktion aus dem Tschad, und – wie ich dem
“Standard“ entnehme – eine Goldene Muschel für den Film
"Halbmond" des iranischen Regisseurs Bahman Ghobadi beim
54. Internationalen Filmfestival in St Sebastian.
Das heißt, wenn wir das Gartenbaukino für gar nicht
anderes hätten als für diese Schwerpunktfestivals – und solche gibt es das
ganze Jahr, das beginnt bei Arthouse-Filmen und endet bei
Kinderfilmfestivals –, dann wollen wir uns das leisten. Wir stehen dazu
und übernehmen dafür die Verantwortung.
Ich möchte Ihnen raten, sich dem vielleicht
anzuschließen! Das wäre ein bisschen glaubwürdiger, als immer, wenn es darauf
ankommt, vor der Presse zu sagen: Ja, wir wollen das sehr gerne, aber kosten
soll es halt nichts! – In diesem Sinne bitte ich Sie, der Viennale heftig
zuzusprechen! Ich habe mir meine Karten schon gekauft, und ich habe gehört, der
Herr Bundespräsident wird bei der Eröffnung auch anwesend sein. Möge die Übung
gelingen! (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist somit
geschlossen. Der Herr Berichterstatter verzichtet auf das Schlusswort.
Wir können daher gleich die Postnummer 31 abstimmen.
Wer von den Damen und Herren für diese Post ist, gebe
ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist mehrstimmig mit den Stimmen der
Sozialdemokraten beschlossen.
Ich schlage vor, die Berichterstattung und
Verhandlung über die Geschäftsstücke 33, 34, 35, 36, 38, 39, 40 und 41 der
Tagesordnung, die Subventionen an verschiedene Vereine betreffen,
zusammenzuziehen, die Abstimmung jedoch getrennt durchzuführen. Gibt es einen
Einwand? – Das ist nicht der Fall. Frau GRin Zankl ist schon am
Berichterstatterpult, und ich bitte sie einzuleiten.
Berichterstatterin GRin Inge Zankl: Ich bitte um Zustimmung zu den acht verschiedenen
Akten.
Vorsitzender GR Günther Reiter: Danke schön. Zu Wort gemeldet hat sich Herr Mag
Stefan.
GR Mag Harald Stefan (Klub der Wiener Freiheitlichen): Bei
diesem Akt geht es um den Ausfluss der Theaterreform. Es liegen jetzt
Vorschläge der Theaterjury vor, über die wir entscheiden können.
Wir sind der festen Überzeugung, dass diese
Theaterjury nicht das gebracht hat, was sie hätte bringen sollen, sondern das
Ganze, im Gegenteil, negativ verläuft. Unlängst hat sich auch jemand von der
ganz anderen politischen Seite, Herr Kurt Palm, dazu geäußert. Er hat gesagt,
dass diese Art Reform ein riesen Sch... ist. Dieser Ausdrucksweise möchte ich
mich nicht bedienen, aber es ist interessant, dass Palm die Reform auch sehr
negativ sieht!
Wir haben jetzt die Möglichkeit, über die einzelnen
Akten abzustimmen, und wir haben einiges entdeckt, was unserer Meinung nach
nicht subventionswürdig im Sinne der Theaterunterstützung ist, zum Beispiel der
Verein der Freunde unnutzer Praktiken oder eine Theaterproduktion, die unter
dem Sinn steht, ob der Faschist bloß der Normalfall des Mannes und der
kapitalistisch-patriarchalischen Bedingungen ist. – Da werden schon sehr
grundlegende künstlerische Fragestellungen behandelt, die aber nicht unbedingt
vom Steuerzahler unterstützt werden müssen! Insofern sind wir ganz froh, dass
uns diese Dinge dank der Theaterreform vorgeschlagen werden und wir darüber
entscheiden können.
Wie gesagt: Wir lehnen diese Details ab und können
wieder einmal nur feststellen, dass diese Art der Reform tatsächlich in einer
Sackgasse gelandet ist. (Beifall bei der
FPÖ.)
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