Gemeinderat,
11. Sitzung vom 28.06.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 63 von 71
entzündet, hat mich etwas
erstaunt. Jedenfalls ist die Bezeichnung richtig und sinnvoll.
Ich möchte jetzt, auch
weil der Vorsitzende zur Kürze gemahnt hat, nicht die gesamte
Integrationsdebatte von vorgestern Abend noch einmal wiederholen. Es lässt sich
der Standpunkt von StRin Wehsely, den ich dort vorbringen durfte, im Protokoll nachlesen.
Also zu den grundsätzlichen integrationspolitischen Überlegungen, bitte ich, im
Protokoll von vorgestern nachzulesen.
Nur weil der Kollege
Herzog das Papier der SPÖ, das gestern vorgestellt worden ist, angesprochen
hat: Ich glaube, Sie haben das Papier grundlegend missverstanden. (GR Dr
Matthias Tschirf: Er hat es ja gelobt!) Es ist so, dass Zuwanderung kein
Recht in dem Sinne ist, wie Asyl ein grundsätzliches Menschenrecht ist. Das
Asylrecht ist, wenn die Voraussetzungen der Genfer Konvention und die
gesetzlichen Voraussetzungen vorliegen, zu gewähren, egal, wie viele Fälle
schon da sind oder nicht. (GR Johann Herzog: Das sagt etwas anderes!) Das
ist dann ein Menschenrecht, auf das Anspruch besteht. Auf Zuwanderung besteht,
wie in allen vergleichbaren Staaten, kein grundsätzlicher rechtlicher Anspruch (GR
Dr Herbert Madejski: Das braucht man ja nicht zu erwähnen!), sondern diese
erfolgt nach den Bedürfnissen des Zuwanderungsstaates fair und korrekt, hoffe
ich. (GR Johann Herzog: Wenn Sie der Meinung Gusenbauers sind, ist es eh in
Ordnung! Ich freue mich, dass Sie auch dieser Meinung sind!) In diesem
Sinne sage ich ganz deutlich, dass dieses Programm, das Sie eigentlich
außerhalb des Aktes, weil der damit nichts zu tun hat, das muss ich Ihnen dazu
sagen, angesprochen haben (GR Johann Herzog: Das ist gestattet!), ein
fortschrittliches, realistisches und vernünftiges ist, und somit das Gegenteil
von dem, was die FPÖ vertritt! - Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Wir kommen zur Abstimmung.
Wer ist für die Postnummer 14 in der
vorliegenden Fassung? - GRÜNE, SPÖ und ÖVP, ohne Freiheitliche, somit
mehrstimmig angenommen.
Ich schlage nun vor, die Berichterstattung und die
Verhandlung der Postnummern 15, 19, 21, 22, 23, 25, 26 und 27, sie
betreffen verschiedene Subventionen, gemeinsam durchzuführen. Die Abstimmung
wird natürlich getrennt durchgeführt.
Frau GRin Yilmaz, bitte.
Berichterstatterin GRin Nurten Yilmaz:
Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren!
Ich bitte um Zustimmung.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Frau GRin Mag Korun, bitte.
GRin Mag Alev Korun
(Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Berichterstatterin!
Sehr geehrte Frau Stadträtin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen!
Ich möchte, wenn meine
Zeit ausreicht, zu vier Poststücken etwas sagen.
Zum Projekt "Sprachkurse für Frauen": Ich
möchte ausdrücklich betonen, das wir die Idee, Eltern über die Schulen ihrer
Kinder zu erreichen, sehr sinnvoll und gut finden. In einem ersten Schritt
Kurse für Mütter anzubieten, finden wir sehr begrüßenswert. Wir möchten
anregen, dass dabei auch die Väter nicht vergessen werden, die zwar über die
Beschäftigung meistens bessere Deutschkenntnisse als die eingewanderten Frauen
haben, nichtsdestotrotz kann das Anliegen natürlich nicht sein, aber ich
glaube, dass es nicht so ist, sozusagen ausgehend von der faktischen
Erziehungsarbeit nur an Frauen zu denken. Eine Anregung unsererseits, sozusagen
in einem zweiten Schritt auch "Papa lernt Deutsch"-Kurse über die
Schulen der Kinder anzubieten.
Den Aspekt, die Eltern mehr über das Schulsystem in
Österreich zu informieren, finden wir auch sehr begrüßenswert. Wir hätten
natürlich gehofft, dass das vor Jahren begonnen hätte. Aber immerhin besser
sozusagen late than never. Insofern ist das Projekt sehr zu begrüßen.
Zu den Deutsch- und Alphabetisierungskursen, das ist
nämlich auch ein Poststück, möchte ich sagen, dass es sehr wichtig ist, nicht
nur ständig von Integration zu reden, sondern als Aufnahmegesellschaft auch die
Möglichkeiten zum Spracherwerb zu schaffen. Insofern sind Deutsch- und
Alphabetisierungskurse sehr zu begrüßen. Noch einmal betonen möchte ich, und
das werde ich unermüdlich und gebetsmühlenartig hier tun, sei es auch nur fürs
Protokoll, weil viele KollegInnen nicht zuhören, aber da kann man nichts
machen, dass uns die Freiwilligkeit von Deutsch- und Alphabetisierungskursen
sehr wichtig ist und dass wir das hartnäckig weiterverfolgen und schauen
werden, ob Wien weiterhin zu freiwilligen Deutsch- und Alphabetisierungskursen
steht oder ob man immer mehr Richtung Zwang geht, wie das die Bundesregierung
praktiziert. (GR Dr Herbert Madejski: Der
Gusenbauer will das auch! Nicht nur die Regierung!)
Bei den Deutsch- und Alphabetisierungskursen ist es
uns auch ein großes Anliegen, dass Vereine, die hier jahrelang wertvolle Arbeit
geleistet haben, nicht übergangen beziehungsweise ausgeschaltet werden. Eine Professionalisierung,
die eingeleitet wurde, ist prinzipiell zu begrüßen. Nur unter dem Titel der
Professionalisierung das ganze System umzuschmeißen und selbstverwaltete Kurse
zu eliminieren, dafür sind wir aber auf keinen Fall zu haben. Das ist ein Vorhaben,
das wir nicht unterstützen können. Auch das ist ein Punkt, den wir wachsam
beobachten werden.
Ein Punkt, den ich ansprechen
möchte, der in diesen Anträgen nicht vorkommt, der aber im Integrationsalltag
unserer Meinung nach zu kurz kommt, ist, dass die Deutschkenntnisse, die in
diesen Kursen erlangt werden können, natürlich auch mit Leben gefüllt werden
müssen. Alle, die einmal versucht haben, im Erwachsenenalter eine Fremdsprache
zu lernen, können wahrscheinlich davon berichten, dass die Sprachkenntnisse
relativ schnell wieder verfliegen, wenn man überhaupt keine Möglichkeit hat,
sie auch einzusetzen, ob das am Arbeitsplatz ist, ob das mit Nachbarn und
Nachbarinnen ist oder ob es in Freundschaften mit Menschen ist, deren
Muttersprache es ist oder die diese Sprache auch
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