Gemeinderat,
11. Sitzung vom 28.06.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 31 von 71
der Masterplan nicht bekannt war (GR Dr Herbert Madejski: Wir nicht! Ihr habt es zurückgezogen!) und
weil es aus unserer Sicht einfach nicht notwendig ist. - Sie waren gar nicht
bei der Sitzung dabei. (Widerspruch von
GR Dr Herbert Madejski.) - Sie waren nicht dabei bei der Sitzung! (GR
Dr Herbert Madejski: Herr Hoch, ich würde mir einmal die Brillen aufsetzen!)
Nein, passt schon. Sie sind sehr selten in den Ausschusssitzungen, das ist mir
aufgefallen, da brauche ich gar keine Brille dazu. (Beifall bei der ÖVP. –
GR Dr Herbert Madejski: Unglaublich! Sie wissen nicht einmal, bei welcher
Sitzung...!)
Auch an Kollegin Gretner: Die ÖVP ist nicht
umgefallen, sondern wir sind eindeutig bei unserer Linie geblieben!
Was unseren Landesparteiobmann Hahn betrifft, weil
diese Bemerkung jetzt nämlich von zwei Fraktionen gekommen ist, so kann ich
sagen: Wir sind als Wiener ÖVP in der glücklichen Lage, einen Landesparteiobmann
zu haben, der ein erfolgreicher Manager in der Privatwirtschaft war. Ich weiß
nicht, wie viele andere Gemeinderatsparteien das von sich behaupten können. (Beifall
bei der ÖVP. – Zwischenruf von StR David Ellensohn.) - Da er hier dieselbe
Funktion hat wie Sie, Herr Ellensohn, werden Sie über die beruflichen Wege des
Herrn Hahn wahrscheinlich genau Bescheid wissen.
Jetzt zum Flächenwidmungsplan. - Sehr geehrte Damen
und Herren! Sie geben mir sicher Recht, wenn ich sage, dass der Wiener Prater
mit seinem Umfeld zu den spannendsten Entwicklungsgebieten der Stadt zählt. Vor
allem durch die zentrale Lage - ich habe das schon das letzte Mal auch erwähnt
- dieses Areals unterscheidet er sich von den Freizeitoasen vergleichbarer
Städte, und das macht dieses Areal umso wertvoller für die Wienerinnen und
Wiener und vor allem auch für den Tourismus.
Aus diesem Grund war der Standpunkt der ÖVP immer
klar, nämlich dass bei einer notwendigen Modernisierung behutsam und – das
betone ich jetzt – mit Einbindung der Anrainer und Praterunternehmer
vorgegangen werden muss. Die Multifunktionalität des Gebiets, das heißt,
wirtschaftliche Nutzung und Freizeitnutzung, muss auch in der neuen
Flächenwidmung gesichert sein.
Das Grundproblem des Praters ist – das konnte man ja
in den letzten Wochen und Monaten medial verfolgen -, dass die Besucherzahlen
stagnieren beziehungsweise leicht rückläufig sind und dass es dort einen
Stammkundenanteil von 70 Prozent gibt. Das ist relativ hoch im Vergleich
zu den Vergnügungsparks anderer Städte.
Einzelne Attraktionen wirken zwar attraktiv für die
Gäste, haben aber keine positiven Auswirkungen für die anderen Schausteller und
Anbieter.
Einige Zahlen dazu zur Untermauerung: Das Riesenrad
hat jährlich 650 000 Besucher, aber es gelingt nur, 15 Prozent
dieser 650 000 Besucher auch in den Wurstelprater umzuleiten. Auf der
anderen Seite das allseits bekannte und wahrscheinlich auch beliebte
Schweizerhaus mit 820 000 Besuchern: Von diesen
820 000 Besuchern gelingt es nur, zirka 20 Prozent zu den
Attraktionen des Wurstelpraters umzuleiten.
300 000 – damit Herr Mahdalik, der jetzt nicht
da ist, auch seine Freude hat – Besucher pro Jahr benutzen das kleine
Glücksspiel der Casinos, und auch hier: Nur ein verschwindend kleiner Teil
verirrt sich dann in den Wurstelprater.
Wirtschaftsfaktor Prater: Über
4 Millionen Besucher geben pro Jahr an die
100 Millionen EUR aus, und 1 000 Mitarbeiter sind bei den
Betrieben beschäftigt. Die Zahlen, glaube ich, belegen eindeutig, dass es sich
um einen interessanten und vor allem lukrativen Wirtschaftsstandort handelt,
der gepflegt und unterstützt gehört. Immerhin beträgt die Wertschöpfung
60 Millionen EUR pro Jahr.
Daher ist es für mich doppelt verwunderlich, warum bei
der Erstellung des Flächenwidmungsplans und bei der Masterplanung nicht eine
verstärkte Kommunikation mit den Praterbetreibern gesucht wurde. Dadurch hätte
man viele Probleme und Diskussionen, vor allem die mediale Unruhe im Vorfeld,
ausschließen können.
Sehr geehrte Damen und Herren! Wie so oft bei den
Projekten der Gemeinde Wien werden, bevor man mit den Experten, also den
Schaustellern vor Ort, verhandelt, teure Konzepte zugekauft. Ob die
1,5 Millionen EUR – sie wurden heute schon öfters erwähnt – in
Emmanuel Mongon gut investiert waren, wird sich erst nach der Umsetzung seiner
Pläne zeigen. Zusätzlich prüft ja der Kontrollausschuss, ob die
Leistungserbringung des Herrn Mongon auch seinem Honorar entspricht. Da denke
ich, dass schon einige den Bericht des Kontrollausschusses mit einer gewissen
Spannung erwarten.
Fakt ist, dass durch die Verschleppung des
Masterplans und durch die kommende Europameisterschaft die Stadt natürlich
unter Zugzwang geraten ist. Daher auch das Durchpeitschen des Flächenwidmungsplanes
im Ausschuss. Als 2004 Emmanuel Mongon der Öffentlichkeit vorgestellt wurde,
war nämlich davon die Rede, dass bis 2008, also bis zum Beginn der
Fußball-Europameisterschaft der komplette Wurstelprater in neuem Glanz
erscheinen wird. Jetzt bleibt zu hoffen, dass bis zur Europameisterschaft
wenigstens das Tor des Praters - das ist der Platz vor dem Riesenrad -
ordentlich umgestaltet sein wird. Ich meine, es wurde schon in kleinen
Schritten begonnen; hoffen wir, das es sich bis 2008 ausgeht, dass wir ein
schönes, attraktives Tor haben.
Was angestrebt werden muss, ist eine Entwicklung des
Praters hin zu einem modernen Freizeit- und Erholungsgebiet. Die
Flächenwidmung, auch wenn sie Schwächen aufweist, gibt Anlass, daran zu
glauben, dass sich dies in die Realität umsetzen lässt. Leicht wird es nicht,
denn die Investitionen nach dem Masterplan - wenn man genau nach dem Masterplan
vorgeht - werden kostenintensiv sein. Bekanntlich sind die Anlagen, die das
Wasser zum Thema haben, besonders teuer und rentieren sich für den jeweiligen
Betreiber beziehungsweise Schausteller jahrelang nicht.
Wir von der Wiener ÖVP
unterstützen den Wunsch der Wienerinnen und Wiener nach einer Neustrukturierung
und Modernisierung des Praters unter Beibehaltung des traditionellen
Charakters. "Modern" und "traditionell"
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