Gemeinderat,
11. Sitzung vom 28.06.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 20 von 71
Einrichtungen die Landessprache erlernen, denn nur
dann können sie in dem Land, in dem Sie leben wollen, eine Zukunft haben, und
die wollen wir ihnen ja schließlich alle geben. (Beifall bei der FPÖ.)
Und wenn Sie dann so großartige pädagogische Hilfen
in den Schulen fördern, wie die hier, nämlich die Dreisprachigkeit, und
glauben, den Kindern etwas beizubringen, wenn die vielleicht lernen, “meine
Schwester oder mein Bruder oder sonst irgend jemand ist ein blödes Luder“ in
drei Sprachen zu sagen, dann bitte sei das Ihre Sache. Wir sind nicht dieser
Meinung. (Beifall bei der FPÖ.)
Wir glauben, dass hier auf diesem Gebiet nur ein einziger
Weg zum Ziel führt und das ist eine möglichst gute Vermittlung der deutschen
Sprache. Und interessant ist dabei, dass auch – um wiederum auf die SPÖ
zurückzukommen - Ihr Vorsitzender Gusenbauer gesagt hat, die Sprachvermittlung
muss für die Zuwanderer leistbar sein.
Das heißt, er verlangt ein Mindesteinbringen auch von
finanziellen Mitteln für das Erlernen der Sprache, um zu zeigen, dass man auch
will, denn das Erlernen der Sprache ist eine Holschuld und nicht eine
Bringschuld. Nicht wir sind verpflichtet, jemandem das beizubringen, sondern
derjenige, der zu uns kommt, hat die Verpflichtung - und ich betone das -, die
Verpflichtung, diese Sprache zu lernen. (Beifall bei der FPÖ.)
Das ist einer der seltenen Fälle, wo ich Ihrem
Vorsitzenden Gusenbauer wirklich einmal Recht geben muss, wenngleich er mir
schon ein bisschen Leid tut, denn er wird gewisse Schwierigkeiten mit der
Wiener SPÖ nicht nur wegen seines Verhältnisses mit dem Bgm Häupl haben.
Aber wenn er jetzt die Linken, wie den Herrn Posch und die Gewerkschafter - wie
bekannte Namen hier auch im Hause sagen - aus der SPÖ-Liste ausstreichen wird,
dann wird er in Wien wahrscheinlich niemanden mehr auf die Liste hinaufbringen
können. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als nächste
Rednerin zum Wort gemeldet ist Frau GRin Jerusalem.
GRin Susanne Jerusalem (Grüner Klub im
Rathaus): Meine sehr verehrten Damen und Herren!
Nachdem jetzt die rassistische und
sexistische Übung der FPÖ abgeschlossen ist (Beifall
bei den GRÜNEN, Heiterkeit bei der FPÖ. – GR Heinz-Christian Strache: Das ist
ja das Thema der Frau Jerusalem!) Können wir uns möglicherweise jetzt
wieder sinnvolleren Dingen zuwenden und tatsächlich über Wien und das Wiener
Schulsystem sprechen.
Noch eine Bemerkung: Tatsächlich
leben in Wien sehr viele Menschen, die eine andere Muttersprache haben als
Deutsch. Das ist gut so und wir sollten alles daransetzen, diesen Menschen ganz
deutlich zu signalisieren, wir sind froh, dass ihr da seid und wir wollen euch
alles bieten, damit Integration tatsächlich stattfinden kann.
Integration hat nämlich die
Voraussetzung, dass man den anderen akzeptiert und respektiert. (Beifall bei den GRÜNEN.) Und das kann
das Schulsystem, und das können wir alle signalisieren. Und es wäre sehr erfreulich,
wenn das auch alle Mitglieder dieses Gemeinderats tun könnten. So viel zu dem
einem.
Jetzt zu dem, was eigentlich
Anlass für diese wieder unendlich originelle aktuelle Stunde ist: Der Balkan
naht, wir wissen es alle und jetzt kriegen wir halt einen Teil des
Polithickhacks zwischen SPÖ und ÖVP ab. (GR Dr Herbert Madejski: Ihr seid ja
schon eingekauft!) Wir Grünen
brauchen das überhaupt nicht, aber natürlich reden wir auch in einer Aktuellen
Stunde dazu. (GR Dr Herbert Madejski: Warum meldet Ihr euch überhaupt!) Das
ist die Frage, wozu man zu so was überhaupt redet, aber wir reden, um eindeutig
festzustellen, jawohl, die Grünen wollen
eine Höchstgrenze der Zahl der Kinder, die in einer Klasse sitzen dürfen. 25
wäre in einem ersten Schritt einmal ein praktikables System. Könnten wir
zurückkehren zu jenem Schüler-LehrerInnen-Schlüssel den wir bis zum
Jahr 1999 hatten, wäre auch 22 durchaus denkbar und machbar.
Aber für alle jene, die es immer
noch nicht verstanden haben: In Wien ist es im Pflichtschulsystem so, dass
nahezu die Hälfte der LehrerInnen KlassenlehrerInnen sind und etwas mehr als
die Hälfte der LehrerInnen sind zusätzlich im Einsatz für Förderunterricht,
Integrationsunterricht und alles, was es noch gibt, um zusätzlich Angebote
setzen zu können. Immer wenn man an der Schraube dreht, verändert sich dieses
Verhältnis. Habe ich kleinere Klassen, habe ich weniger Zusatzangebote, habe
ich größere Klassen, habe ich mehr Zusatzangebote. Insgesamt unter dem Strich
kommt derzeit immer dieselbe Zahl an LehrerInnen heraus.
Und, sehr geehrte ÖVP, diese
LehrerInnen verschwinden in Wien nicht in einem schwarzen Loch, sie sind
tatsächlich im Einsatz. Was Sie in den letzten Wochen und Monaten auf dem
Gebiet an unrichtigen Darstellungen geboten haben, ist ja wirklich schon
sagenhaft (GR Dr Matthias Tschirf: Aber, aber!) und es zahlt sich echt
nicht aus, ja es zahlt sich echt nicht aus, sich damit auseinander zu setzen. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Was
fehlt, ist eine echte Auseinandersetzung mit Pädagogik und mit dem, was die
Kinder und Jugendlichen brauchen, um optimal lernen zu können. Das ist der
Ansatzpunkt für die Überlegungen, die wir anstellen müssen. Und jetzt sage ich
es noch einmal, weil es den Grünen wichtig
ist: Am Anfang dieses Dramas der politischen Hickhack-Auseinandersetzung
zwischen SPÖ und ÖVP stand, dass sie Hand in Hand gemeinsam den Finanzausgleich
beschlossen haben, der zu dieser elenden Reduktion geführt und die Wiener
Pflichtschulen in die 50er Jahre zurückgeworfen hat. Damit fing es an.
Dass
Sie jetzt darüber streiten, wer die Schuld in erster Linie trägt, verstehe ich.
Aber lassen Sie uns bitte in Ruhe damit, lassen Sie uns bitte in Ruhe damit und
machen Sie seriöse Arbeit im Interesse der Kinder. Danke. (Beifall bei den
GRÜNEN.)
Vorsitzende
GRin Inge Zankl: Die nächste
Rednerin am Wort ist Frau StRin Mag Cortolezis-Schlager.
StRin
Mag Katharina Cortolezis-Schlager (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrte Frau
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