Gemeinderat,
10. Sitzung vom 27.06.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 94 von 96
Ich weiß nicht, wer von Ihnen sich die Berichte angesehen hat. Ich kann Ihnen versichern, im Grünen Klub lesen wir alle Berichte sehr genau. Die Berichte geben einen ungeheuer guten Einblick in die Verwaltung der Stadt Wien. Es ist nicht alles rosig, was man zu lesen bekommt. Bei manchen stehen mir die Haare zu Berge, das muss ich auch sagen. Es ist zum Glück aber auch nicht alles so dramatisch. Trotzdem wünsche ich mir, dass das, was an Kritik kommt, dann auch aufgegriffen wird, weil der Umgang mit dieser Kritik, das Aufgreifen von Vorschlägen in den Prüfungsberichten ist nicht mehr die Aufgabe des Kontrollamts, das ist die Sache der politisch Verantwortlichen. Da fordere ich von Ihnen mehr Transparenz und auch mehr Bewusstsein für diese Kritik ein.
Den Tätigkeitsbericht des Kontrollamts nehmen wir
natürlich gerne zur Kenntnis. Und noch einmal herzlichen Dank für die Arbeit! -
Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Herr GR Kenesei, bitte.
GR Günter Kenesei (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Herr
Berichterstatter! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Herr
Kontrollamtsdirektor!
Wie alle Jahre ist Bilanz
über das letzte Jahr im Kontrollausschuss zu ziehen, aber es ist auch etwas
Bilanz über die Ära von Dr List als Kontrollamtsdirektor zu ziehen. Lassen sie
mich zuerst über das letzte Jahr ein paar Worte verlieren, die sich alle unter
dem Titel "Konsequenzen?" subsumieren.
Sei es bei den Legionellen gewesen, die ein
Kontrollamtsbericht zu Tage gefördert hat, der relativ sorglose Umgang mit dem
Badewasser für die Gäste der Wiener Bäder. Konsequenzen? Aussage der Frau
Vizebürgermeisterin: „Irgendwann werden die Boiler und die Leitungen getauscht
und wir heizen das auf." - Geschehen ist bis heute in den betroffenen
Bädern nichts. Kein einziger Boiler ist ausgetauscht worden, keine einzige
Leitung ist ausgetauscht worden. Das Problem ist nach wie vor vorhanden und
akut. Es hat halt einen Bericht vom Kontrollamt gegeben und auf der CD können
wir ihn nachlesen.
Nächster Bereich, Subvention Birdland: Der Herr Joe
Zawinul, berühmter Name, bürgt für viel Geld, nur nicht für das eigene, nämlich
nur das Geld, das er von der Stadt hinübergeschoben bekommen hat, als ein
Beispiel für das Kulturressort, das auch nicht ungeschoren davongekommen ist.
Der Geschäftsführer ist gleichzeitig Eigentümer der Firma, die wieder den
Auftrag erhält, um das Birdland zu sanieren und das Lokal in Ordnung zu bringen.
Niemand denkt sich etwas dabei, in der MA 7 sowieso nicht und unser
Kulturstadtrat schon überhaupt nicht. Konsequenzen des Kulturstadtrats? Nicht
einmal ignorieren. Da hat es eine interessante Debatte im Kontrollausschuss
gegeben. Das ist damals sogar dem Herrn Kontrollamtsdirektor zu viel gewesen.
In einer ungewöhnlichen Schärfe, die ich in diesen sieben Jahren von ihm noch
gar nicht erlebt habe, ist er da mit dem Herrn Kulturstadtrat ein bisschen
zusammengekracht.
Dann der gesamte Riesenbereich des Krankenanstaltenverbunds:
Unzählige Prüfungen mit teilweise gravierenden Verfehlungen und Hinweisen, was
alles verbessert, verändert und abgestellt gehört. Konsequenz bei den Damen und
Herren des KAV? Schulterzucken und durchtauchen.
Bei den technischen Abteilungen ist es wie das Amen
im Gebet, immer wieder Unzulänglichkeiten bei den Ausschreibungen, bei den
Auftragsvergaben, falsche Ausmaße, Fehlverrechnungen, mangelhafte Ausführungen.
Das Kontrollamt zeigt immer wieder auf, was eigentlich alles anders gemacht
gehört. Es kommen immer wieder die Empfehlungen, welche Veränderungen
herbeigeführt gehören. Konsequenzen? Beteuerung der betroffenen Dienststelle,
dass alles ganz anders wird. Tatsächlich passiert leider überhaupt nichts, sei
es bei Sanierungen oder beim Neubau von Schulen.
Jüngstes Beispiel ist die Schule im Bereich der
City X, Schmidt-Stahlwerke. Dass es die getroffen hat, war eigentlich kein
Wunder. Schon bei der Planung und bei der Auftragsvergabe hat es die Probleme gegeben.
Von einem getürkten Wettbewerb, wo vorher alle gewusst haben, wer nachher den
Auftrag bekommt, war es nur die logische Konsequenz, dass auch bei der
Ausführung so gut wie alles schief geht. Konsequenzen? Keine. Es wird genauso
weiter gewurschtelt wie bisher.
Jetzt komme ich nahtlos zum Herrn
Kontrollamtsdirektor Dr List, mit dem ich über die Jahre hindurch durchaus
immer ein recht normales und entspanntes Verhältnis gehabt habe, wo auch die
Zusammenarbeit in Ordnung gewesen ist. Daher wundert es mich eigentlich, dass
er zum Abschluss seiner Tätigkeit im "KURIER" ein Interview gegeben
hat, das mich sehr verwundert hat. Interessant ist, dass er sich jetzt Sorgen
um die Waffengleichheit der Fraktionen macht, dass er der Meinung ist, dass Kontrollamtsberichte
im Internet veröffentlicht gehören, damit auch die Mehrheitsfraktion ihre
Chance hat, das öffentlich unter die Leute zu bringen. Offensichtlich hat er,
schon in Gedanken an die Pension, darauf vergessen, dass die Stadträtinnen und
Stadträte sowieso die Kontrollamtsberichte bekommen und daher sehr wohl die
Mehrheitsfraktion informiert ist.
Interessant war auch die Aussage
von ihm, ob er jemals politischen Druck verspürt hat, wo er meint: „Nicht von
der Mehrheitsfraktion im Gemeinderat." (GR Godwin Schuster: Ja!)
Also kann nur die logische Schlussfolgerung sein, er hat politischen Druck
verspürt. Ich frage mich nur, wie die Opposition das anstellen soll. Weil was
hätte sie ihm als politisches Machtinstrument in diesem Hause androhen können,
dass er offensichtlich politischen Druck von der Opposition verspürt hat? Also
eine mir äußerst und weitgehendst unverständliche Aussage! (GR Godwin
Schuster: Bei der Bäderdebatte! Und zwar genau von der ÖVP!) Bei der
Legionellendebatte? Was hat er da für einen politischen Druck gekriegt? (GR
Godwin Schuster: Prochaska im Ausschuss!) Bei den Legionellen ist erstens
einmal der Herr Kollege Prochaska schon lange nicht mehr im Gemeinderat
gewesen. Das ist das eine. (GR Godwin
Schuster: Bei der
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