Gemeinderat,
10. Sitzung vom 27.06.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 93 von 96
92 MitarbeiterInnen des Kontrollamts nicht einmal
innerhalb eines Jahres erbracht haben, ist das schon eine tolle Leistung!
Natürlich möchte auch ich in erster Linie im Namen
der GRÜNEN von dieser Stelle aus dem Kontrollamt für diese Arbeit danken, allen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Kontrollamt und natürlich heute ganz besonders
dem Herrn Direktor List für die vorbildliche Arbeit und immer sehr gute
Zusammenarbeit! Wir wünschen Ihnen auch an dieser Stelle alles Gute für Ihre
Pension, auf die Sie sich sichtlich schon freuen! (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.)
Kommen wir zurück zu den Kontrollamtsberichten: Auf
der Homepage des Kontrollamts steht ein Hinweis, der eigentlich ganz
interessant ist. Dort steht nämlich gleich an erster Stelle: „Wir haben viele
Prüfberichte. In diesen Prüfberichten steht allerhand Kritisches drinnen,
allerhand, was nicht so gut klappt, aber bitte bedenken Sie, dass es einen ganz
großen Bereich gibt, wo alles in Ordnung ist und dass dieses Positive nicht
vorkommt, aber es sollte auch erwähnt werden." - Das stimmt vermutlich,
allerdings ist das Entscheidende in meinen Augen, wie wir mit den Berichten,
die uns vorliegen, umgehen, wie wir mit den Berichten, in denen Kritik geäußert
wird, umgehen.
Im letzten Jahr hat es eine Vielzahl von Berichten
aus den verschiedensten Bereichen gegeben. Manche wiederholen sich und kehren
jährlich wieder.
Da gibt es etwa die MA 28, Sie hatten es auch
schon erwähnt, diverse Bauvorhaben, die natürlich anfällig sind, sage ich
einmal, für Fehler, aber wo man dann jedes Jahr nachlesen kann, dass es zu
Unstimmigkeiten gekommen ist, dass nicht nachvollziehbar ist, warum eine
Ausschreibung so ausgegangen ist, wie sie ausgegangen ist. Da gibt es Angebote,
die erst eingebracht werden, wenn die Endabrechnung schon erledigt ist. Also da
scheint doch einiges im Argen zu liegen.
Nachdem das Jahr für Jahr wiederkehrt, sehe ich
eigentlich nicht, wo hier etwas verbessert wird und wo wirklich die Reaktion
auf diese kritischen Berichte ist. Wird hier etwas von der Kritik aufgenommen
oder wird hier nichts aufgenommen? Vielleicht wäre es einmal ganz gut, auch
einen positiven Bericht darüber zu bringen, das war der Bericht, das wurde
festgestellt, das waren die Maßnahmen, die wir dazu getroffen haben. So sind
wir leider nur auf Vermutungen angewiesen.
Es hat unterschiedliche Bereiche in diesem Jahr
betroffen. Es hat viele Akten aus dem Krankenanstaltenverbund, aus dem
Gesundheitsbereich gegeben. Es hat Prüfberichte gegeben, die die
Schulsanierungen betroffen haben. Es hat teilweise halbwegs lustige Berichte
gegeben. Zum Beispiel hat man eine Landesfahrzeugprüfstelle gebaut, wo man
schon bei der Einweihung darauf gekommen ist, dass sie völlig vorbeigeplant
ist, weil sie völlig verplant ist. Das hätte man wahrscheinlich besser machen
müssen, wobei diese Prüfstelle vermutlich ein Einzelfall ist, im Gegensatz zu
den Berichten aus den Abteilungen, die sich wirklich jährlich wiederholen und
wo immer wieder Ähnliches in den Berichten steht. Ich habe schon gesagt, das
Interessante ist wirklich, was mit der Kritik passiert. Bleibt diese Kritik im
Gemeinderat, bleibt diese Kritik in den Protokollen stehen und beschränkt sich
diese Kritik nur darauf, dass der Tätigkeitsbericht des Kontrollamts angenommen
wird?
Im Dezember haben wir in der ersten Ausschusssitzung
dieser neuen Periode zum Beispiel den Bericht zu den Volksgaragen bekommen. Da
sind einige ganz interessante Dinge aufgetaucht, wo in der üblichen blumigen
Sprache des Kontrollamts zum Beispiel steht, dass es einen gewissen
Regelungsbedarf gab, dass keine der Garagen endabgerechnet war, dass zum Beispiel
ein Kostenkriterium bei der Ermittlung des Bestbieters für die Errichtung kein
wesentliches Gewicht hatte. Das ist ein gutes halbes Jahr her. In meinen Augen
ist das schon eine ziemlich heftige Kritik, ein gewisser Regelungsbedarf, keine
Endabrechnungen, Endabrechnungen, die sich nicht überprüfen lassen. Jetzt frage
ich mich: Was ist bitte passiert? Es ist nicht das Volksgaragenprogramm
gestoppt worden, bis das geklärt wird. Es ist noch immer nicht nachvollziehbar,
wie die Abrechnungen erfolgen. Es herrscht noch immer keine Klarheit, aber das
Programm wird beinhart durchgezogen. Da frage ich mich wirklich, wo die
Reaktion auf die Kritik in den Kontrollamtsberichten ist.
In dem Volksgaragenprogramm geht es natürlich um
relativ viel Geld. Es werden Darlehen der Stadt Wien gewährt. Aus den
Kontrollamtsberichten geht auch hervor, dass die Stadt Wien eigentlich nicht
ganz genau weiß, wie viel an Geld sie eigentlich zur Verfügung gestellt hat,
weil das erst an Hand der Endabrechnungen festgestellt werden könnte, wo man
dann vergleichen kann, ob die geförderten Stellplätze wirklich mit der
Fördersumme übereinstimmen. Aber wenn es keine Endabrechnungen gibt, kann man
auch das nicht feststellen. Besonders interessant wird es natürlich jetzt, weil
nach fünf Jahren die ersten Darlehen zur Rückzahlung fällig werden. Ich habe
noch nicht gehört, dass schon irgendeine Darlehensrückzahlung hinausgegangen
ist. Das wird auch ein bisschen schwierig sein, weil wie will man Raten von
einem Darlehen zurückverlangen, wo man noch nicht einmal selbst die genaue Höhe
kennt. Ich denke mir, dass dieser Volksgaragenbericht eigentlich symptomatisch
ist. Ich befürchte es. Ich hoffe es nicht. Vielleicht ist es nicht so, dann
wäre es natürlich gut, wenn wir auch Berichte bekämen, in denen steht, das ist
erledigt worden oder wenn wir das nachvollziehen könnten.
Nicht weniger wichtig als der Umgang mit der Kritik
ist auch die Transparenz rund um das Kontrollamt. Dazu gehört in unseren Augen
auch, dass die Berichte nicht erst ein halbes Jahr später im Gemeinderat
vorgestellt werden. Warum können Berichte nicht gleich veröffentlicht werden?
Ich habe einer Presseaussendung von Bgm Häupl entnommen, dass er jetzt daran
denkt. Ich glaube, auch das wäre ein wesentlicher Schritt zu einer transparenteren
und aktuelleren Information, was die Ergebnisse der Arbeit des Kontrollamts
betrifft. (Beifall bei den GRÜNEN.)
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