Gemeinderat,
10. Sitzung vom 27.06.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 95 von 96
Bäderdebatte
habe ich gesagt!) Das andere ist, ich frage mich, wie ein Kontrollamtsdirektor, der mit einer
allein regierenden SPÖ, von der er offensichtlich keinen Druck verspürt,
konfrontiert ist, von einer Opposition hier im Hause, die eindeutig in der
Minderheit ist, von den einzelnen Fraktionen einen politischen Druck zu
verspüren vermag. Aber das ist offensichtlich sein subjektives Empfinden
gewesen. (GR Godwin Schuster: Fragen Sie einmal in Ihrer Fraktion nach!)
- Eigentlich habe ich mir vorgenommen, zehn Minuten, aber ich kann auch gerne
länger.
Eigentlich ist es umso erstaunlicher, wenn man sich
die Kontrollamtsberichte zu Gemüte führt, dass immer wieder Empfehlungen
vorgeschlagen werden, aber in einer schönen Regelmäßigkeit über die Jahre
hindurch dieselben Verfehlungen derselben Dienststellen immer wieder
auftauchen. Nichtsdestotrotz meint er in seinem Abschlussinterview zu sagen, es
werden 90 Prozent der Empfehlungen umgesetzt. Ich würde mir wünschen, wenn
wir irgendwo einmal an die 90 Prozent herankommen würden, weil dann hätten
wir im Kontrollausschuss um einiges weniger zu tun. Wir alle, die wir im
Kontrollausschuss sind, wissen gemeinsam, dass es leider nicht der Fall ist,
dass ein so hoher Prozentsatz der Empfehlungen umgesetzt wird und dass
dementsprechend Konsequenzen gezogen werden.
Dazu, dass er mit dem Landesrechnungshof nichts
anzufangen vermag oder dass das nicht Seines ist und er meint, das wäre nur
eine Namensänderung und hätte keine Konsequenz, denke ich mir, ist
offensichtlich unsere Pressearbeit von allen Fraktionen zu schlecht gewesen, um
ihm die Idee des Landesrechnungshofs näher zu bringen. Aber es soll so sein.
Ich nehme es zur Kenntnis.
Nach diesen sieben Jahren und da ich auch seinen
Vorgänger kennen lernen durfte, muss ich sagen, eigentlich ist der Vergleich
mit seinem Vorgänger nicht zu seinen Gunsten ausgegangen. Auf der anderen Seite
aber muss man sagen, sind die Schuhe, die er seinem Nachfolger zurücklässt,
nicht allzu groß.
Nichtsdestotrotz danke ich ihm für die
Zusammenarbeit, wünsche ihm alles Gute in der Pension und wir werden natürlich
den Bericht zur Kenntnis nehmen. (Beifall
bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Herr GR Mag Reindl.
GR Mag Thomas Reindl
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine sehr
geehrten Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Kontrollamtsdirektor! Sehr
geehrte Damen und Herren vom Kontrollamt!
Vielleicht meinte der Herr Kontrollamtsdirektor in
seinem Interview, wenn er über politischen Druck spricht, genau das, was wir
gerade von dem heimatlosen Abgeordneten, der vor mir gesprochen hat, gehört
haben! (GR Heinz Hufnagl: Ein Grenzgänger!) Eine unerhörte Frechheit, Herr Kenesei! Mir blieben die Worte
weg, als ich Ihre Worte gehört habe! Ich weise das, was Sie hier gesagt haben,
namens meiner Fraktion auf das Schärfste zurück! (Beifall bei der SPÖ. - GR Dr Matthias Tschirf: Das ist eine
unglaubliche Frechheit von Ihnen!)
Sie verstecken sich hinter Ihrer Immunität (GR
Günter Kenesei: Wie bitte?), wohlwissend,
dass Beamte dieser Stadt, und Kontrollamtsmitarbeiter und auch der Direktor
sind Beamte dieser Stadt, nicht immun sind, sondern ganz normale Menschen und
Bürger! Ich finde es unerhört, wie Sie auf diese Menschen losgehen! (Beifall bei der SPÖ. - GR Dr Matthias Tschirf:
Was heißt das? Das ist ja unglaublich!)
Vielleicht muss ich Ihnen ein bisschen auf die
Sprünge helfen, weil Sie politischen Druck nicht verstehen. Ich kann mich noch
gut daran erinnern, als in der letzten Legislaturperiode, da waren Sie, glaube ich,
schon bei der ÖVP, oder doch noch bei den GRÜNEN, das müssten wir im Protokoll
nachsehen, ein Prüfantrag der ÖVP an das Kontrollamt eingegangen ist, das
Kontrollamt möge alle Wiener Bäder überprüfen. Ein sehr umfassender
Prüfbericht, wo wir alle, die Wissenden im Kontrollausschuss, gewusst haben,
wenn das Kontrollamt alle 90 Mitarbeiter auf diese Prüfung ansetzt, werden
sie wahrscheinlich Jahre brauchen, bis das so passiert ist. Die ÖVP hat namens
Herrn Pfeiffer und namens Herrn Prochaska in der Sitzung und auch durch
verschiedene Briefe an den Kontrollamtsdirektor schriftlich massivst
interveniert, dass die Prüfung gefälligst vor der Wiener Wahl im vorigen Jahr
fertig sein soll. (GR Dr Matthias
Tschirf: Was ist denn das für ein Verständnis?) Ich habe das voriges Jahr
schon beim Rechnungsabschluss gesagt, Sie können das im Protokoll nachlesen,
das ist die Tatsache. (GR Dr Matthias
Tschirf: Sie unterdrücken Kontrolle!) Vermutlich ist das zum Beispiel auch
gemeint, dass die freie Wahl und die freie Arbeit des Kontrollamts durch
politische Parteien massiv gepresst wird. (GR
Dr Matthias Tschirf: Das ist ja peinlich!) Das weisen wir auch auf das
Schärfste zurück! (GR Günter Kenesei: Genau das ist es! Dann kommt so ein
Interview heraus!)
Ich möchte kurz auf den Themenpunkt
Verfassungsänderung eingehen. Auch wir würden uns diese Verfassungsänderung
wünschen, dass die Kontrollamtsberichte sofort, wenn sie an die Klubs
zugestellt werden, auch im Internet veröffentlicht werden, um eine gewisse
Exklusivität hintanzuhalten, um nicht gezwungen zu sein, gegen unser
Verschwiegenheitsgebot und das Amtsgeheimnis zu verstoßen. (GR Dr Matthias Tschirf: Wie ist das in dem Zusammenhang mit der
Verschwiegenheit bei den Stadträten?) Ich glaube, das wäre sehr gut und wir
sollten alles daransetzen, dass wir diese Maßnahme in Bälde umsetzen können. (GR Dr Matthias Tschirf: Was machen die
Stadträte damit?) Haben Sie es verstanden? Okay. (GR Dr Matthias
Tschirf: Wie ist das mit den Stadträten, die das an die Zeitungen weitergeben?)
Herr Dr Tschirf, Sie sind ein
Jurist. Was ist ein Stadtrat in der Juristerei? Wie nennt man den? (GR Dr
Matthias Tschirf: Der darf das einfach weitergeben?) Der ist Exekutive,
glaube ich. (GR Dr Matthias Tschirf: Und
der darf das an die Zeitung weiterspielen?) Das Parlament ist was?
Legislative. Sehen Sie, genau da liegt der Unterschied. Der Stadtrat ist
exekutiv, der Gemeinderat ist
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