Gemeinderat,
10. Sitzung vom 27.06.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 83 von 96
reagieren. Ich glaube, es gibt mittlerweile genug
Möglichkeiten, schneller etwas zu tun. (Beifall bei der ÖVP.)
Abschließend möchte ich noch ein chinesisches
Sprichwort zitieren, denn ich habe es mir zur Gewohnheit gemacht, mit einem
Satz oder Sager zu enden – und zwar: "Bevor du dich daran machst, die
Welt zu verbessern, gehe dreimal durch dein eigenes Haus" – Auf die
Stadt Wien gemünzt heißt das: Reden wir uns im Jahr 2006 nicht länger auf
den Bund aus, sondern werden wir selbst in Wien aktiv! Denn es geht nicht an,
dass soziale Kälte mit zig Subjektfördermaßnahmen ganz einfach zugedeckt
wird. – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Zu
Wort gemeldet ist Herr GR Niedermühlbichler. Ich erteile es ihm. – Bitte
schön.
GR Georg Niedermühlbichler (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr
Vorsitzender! Herr Stadtrat! Meine sehr verehrten Damen und Herren!
Zu Beginn möchte ich etwas Ungewöhnliches tun: Ich
möchte mich dem Dank des Kollegen Ellensohn an Kollegen Margulies anschließen:
Wenn er es wirklich war, der diesen Fehler entdeckt hat, dann bin ich sehr froh
darüber, denn sonst hätten wir unter Umständen diese ganze
Rechnungsabschlussdebatte nochmals führen müssen, und das will, glaube ich,
niemand von uns! (Zwischenruf von GR Dipl Ing Martin Margulies.)
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Wir haben
jetzt die Rechnungsabschlussdebatte bald hinter uns, und es liegt in der Natur
der Sache, dass es da unterschiedliche Auffassungen und Ansichten gibt: Dem einen
ist das Geleistete zu wenig, dem anderen zu viel, einem Dritten ist es genau
recht.
Etwas muss ich aber schon erwähnen, wenn Zahlen, die
da ganz klar festgehalten sind, falsch dargestellt oder interpretiert werden.
Kollege Strache ist jetzt nicht da. (GR Kurth-Bodo Blind: Ich richte es ihm
aus!) Danke schön! Strache hat gesagt, dass die Mittel der Wohnbauförderung
gesunken sind. – Ich weiß schon, dass die FPÖ geradezu Weltmeister darin
ist, ein fettes Minus verbal in ein dickes Plus umzumünzen. Das haben wir bei
der letzten Wiener Gemeinderatswahl gesehen, als Sie ein Drittel der Wähler
verloren haben und das als volles Plus gefeiert haben! (Zwischenruf von
GR Johann Herzog.) Diese Rechenart funktioniert vielleicht bei
Ihren engsten Verbündeten und bei Ihren Funktionären, hier im Gemeinderat
jedoch nicht!
Tatsächlich wurden 2004 520 Millionen EUR
und im Jahr 2005 568 Millionen EUR an Wohnbauförderung
ausgegeben. Das ist ein Plus von 48 Millionen EUR oder
9 Prozent. Da kann man nicht einmal sagen, das hätte die Inflation
geschluckt, denn 9 Prozent Inflation bringt nicht einmal diese
Bundesregierung zusammen! (Zwischenruf von GR Johann Herzog.)
Herr Kollege Herzog! Zu den Wohnkosten möchte ich
Ihnen sagen: Es liegt in der Natur der Sache, dass Wohnungen, wenn man sie auf
Kategorie A hebt, klarerweise teurer sind als Kategorie-B- oder
-C-Wohnungen. Wir haben heute aber einen Standard, der nach
Kategorie-A-Wohnungen verlangt. Niemand möchte mehr in eine Kategorie-C-Wohnung
einziehen, und daher richten wir uns nach dem, was die Menschen wollen, nämlich
gut ausgestattete Wohnungen. Insofern ist das ein weiterer richtiger Schritt,
den Wiener Wohnen und die Gemeinde Wien hier setzen. (GR Johann Herzog: Sie
haben das nicht richtig gelesen!)
Herr Kollege Herzog! Allen Unkenrufen zum Trotz: Das
gesamte Gemeindewohnungsmodell ist ein Erfolgsmodell, um welches wir sehr
beneidet werden, und das wird es auch in den nächsten Jahren und Jahrzehnten
bleiben. (Beifall bei der SPÖ.)
Im vergangenen Jahr wurden 5 000 Wohnungen
fertig gestellt. Damit steht ausreichend Wohnraum zur Verfügung, und Sie wissen
ganz genau, dass das Angebot an geförderten Wohnungen dazu führt, dass auch im
privaten Wohnbereich leistbares Wohnen möglich ist.
Auch im Bereich der Sanierung wurde im vergangenen
Jahr sehr viel ausgegeben: Von den 749 Millionen EUR, die in die
Sanierung geflossen sind, wurden 406 Millionen EUR durch
Landeszuschuss bedient und 114 Millionen EUR zusätzlich aus
Landeszahlungen finanziert.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Das sichert
wiederum die Arbeitsplätze in den Klein- und Mittelbetrieben. Weil in diesen
Tagen auch viel davon gesprochen wurde, wie schlecht die Arbeitsplatz-Situation
in Wien sei, möchte ich hier bemerken: Wien investiert, und zwar nicht nur für
Wien, sondern auch für die umliegenden Länder, für die Ostregion, während der
Bund Investitionen streicht. Wien sichert also Arbeitsplätze, und der Bund tut
das Gegenteil!
Kollege Tschirf ist jetzt nicht da, aber Sie können
ihm das dann ausrichten: Er hat davon gesprochen, dass Bundeskanzler Schüssel
Wiener ist und alles für Wien tut. Dazu sage ich: Mir ist gleichgültig, ob
Bundeskanzler Schüssel aus Wien oder aus einem anderen Bundesland kommt. Für
mich ist wichtig, was er für Wien leistet! Diese Bundesregierung hungert Wien
aus. Daher würde ich nicht behaupten, dass Schüssel als Wiener ein großer
Gönner für Wien ist! Das Gegenteil ist nämlich der Fall.
Kollege Ellensohn hat diesmal nicht so viele
Einzelbeispiele wie bei der letzten Rede gebracht, er konnte es aber doch nicht
lassen, ein Einzelbeispiel zu bringen. – Natürlich ist Wohnungsspekulation
ein Problem, und wir werden alles dazu tun, dieses Problem in den Griff zu
bekommen! Das Verfahren Millergasse hat, wie du selbst gesagt hast, bis dato sieben
Jahren gedauert, und es ist bedauernswert, dass dieser Mieter nun ausziehen
musste. Man kann aber diesfalls nicht von einer Ruck-Zuck-Aktion sprechen, und
man kann nicht davon sprechen, dass die MA 37 hier leichtfertig einen
Abbruchbescheid erlassen hätte. Das muss man sich schon genau anschauen!
Im Übrigen möchte ich dir
empfehlen, mit Menschen, die sich an dich wenden, doch gleich zu den
zuständigen Stellen von Wiener Wohnen oder der Stadt Wien zu
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
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