Gemeinderat,
10. Sitzung vom 27.06.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 82 von 96
81 Millionen EUR jährlich in die Stadtkasse spülen, was so viel bedeutet wie die Summe der Aufwendungen für die Subjektförderung im Jahre 2002 in etwa. Das heißt, wir haben im Jahre 2002 ungefähr 81 Millionen EUR aufgebraucht, um persönliche Unterstützungen für die Bürgerinnen und Bürger Wiens zu geben.
Ich denke, wenn man das vergleicht, dann ist es ein
Risiko, was die Stadtregierung auf der einen Seite macht, sich auf der einen
Seite das Geld zu holen, und auf der anderen Seite geben wir es aus, um das
wieder gutzumachen. Selbst die Wiener Tageszeitung hat das so gesagt. Die
langfristige Lösung für das Problem steigender Kosten für kommunale
Dienstleistungen liegt nicht auf dem Tisch am 7. Februar 2006. Ich denke,
das sollte uns zu denken geben und Anlass genug sein, um einmal darüber
nachzudenken, warum das so ist, dass wir permanent nur Löcher stopfen müssen
und in Wahrheit keine langfristigen Perspektiven und Visionen dafür haben.
Ein weiteres Problem der Wohnkostensteigerung sind
auch die momentan steigenden Grundpreise, die sich einerseits auf dem privaten
Grundstücksmarkt natürlich abzeichnen, andererseits aber auch sich in dem
darstellen, dass wir als Stadt Wien hergehen und durch Stadt‑Wien-eigene
Töchter Grundstücke ankaufen, manches Mal die Grundstücke aber erst dann
ankaufen, wenn wir schon lange wissen, was da für eine Widmung draufkommt,
damit natürlich automatisch höhere Preise gezahlt werden müssen und wir
vorausschauend leider Gottes wieder einmal keine Perspektive haben. Das Vorausschauen
für die Einkäufe fehlt komplett, zumal ja auch das ganze
Liegenschaftsmanagement bis heute nicht in einer Hand bei der Stadt Wien
zusammengeführt wurde. (Beifall bei der ÖVP.)
Eine weitere Chance, die aus unserer Sicht und aus
meiner Sicht komplett vertan wurde bisher und wo wir uns strukturell durchaus
damit auseinander setzen müssen, das ist die ganze Frage der inneren
Stadterweiterung. Wir geben häufig das Bekenntnis dazu ab, nur in Summe, was
wir dann daraus machen, ist jedes Mal das, wohin wir nicht wollen, nämlich es
passiert zu wenig bis gar nichts. (Beifall bei der ÖVP.)
Statt dessen schaffen wir viele Großprojekte. In
Bauträgerwettbewerben ist alles okay, kann man sagen. Wir sind gut geführt, es
wird auch gut durchgeführt, nur, was uns dort auffällt, ist, dass die
Bauträgerwettbewerbe im Anschluss evaluiert werden. Gerade nämlich am Monte Laa
oder auf dem Wienerberg darf es nicht sein, dass wir dort Wohnungen haben mit
riesigen Beschattungen, ohne Kinderspielplätze haben, und wenn uns die Kinder
in dieser Stadt nichts wert sind, dann wird auch die Zukunft uns zu wenig wert
sein. Denn das heißt, keine Zukunft in dieser Stadt. (Beifall bei der ÖVP.)
Heinrich Wille, ein deutscher Maler, Zeichner und
Fotograph, hat einmal gesagt, man kann einen Menschen mit einer Wohnung genauso
töten wie mit einer Axt. Ich glaube, das sollte uns zu denken geben, und
manches Mal, und deshalb fordere ich auch eindringlich, dass wir diese
Bauträgerwettbewerbe und diese Bauten, die wir in dieser Stadt aufstellen für
Menschen, die darin wohnen sollen, zur Evaluierung heranziehen, damit uns diese
Fehler, die da und dort passiert sind, nicht wieder passieren.
Ein weiteres Thema, das ich gerne ansprechen möchte, ist
die ganze Frage der Sanierung. Der Punkt Klimaschutz ist ein ausgezeichnetes
Instrument für viele Bauten aus den 60er und 70er Jahren, dass sie durch eine
Wärmedämmung eine entsprechende Zukunft erhalten und damit natürlich auch
weniger an Energiekosten zu zahlen ist.
Aber was wir aus meiner Sicht viel zu wenig tun, das
betrifft die ganze Frage der Gebietsbetreuung.
Die Gebietsbetreuung arbeitet gut, aber sie muss
punkto Grätzl-, Block- und sonstiger Sanierung intensiver arbeiten. Wir treffen
viele Einzelmaßnahmen, aber es gelingt uns nicht, in dieser Stadt großflächige
Grätzl zu sanieren. Wir sehen mittlerweile außerhalb des Gürtels, aber
teilweise auch innerhalb des Gürtels Plätze und Grätzln, die devastieren und
bei welchen wir nicht in der Lage sind, daraus prosperierende zukünftige Grätzl
zu entwickeln. Schauen Sie sich zum Beispiel die Salvatorgasse an: Das ist ein
sehr gelungenes Beispiel, und ich würde mir wünschen, wir hätten viele davon! (Beifall
bei der ÖVP.)
Ein Punkt ist mir, unserer Fraktion und der ÖVP
jedenfalls ganz wichtig: Bernhard Görg hat als Stadtrat, um die Stadtflucht zu
verhindern und den Menschen eine Möglichkeit zu bieten, in der Stadt zu
bleiben, das Wohnen im Grünen als Alternative erfunden, damit die Menschen
nicht nach Niederösterreich ziehen, sondern in der Stadt bleiben, und somit
Steuergeld hier bleibt, Arbeitsplätze hier bleiben und so weiter.
Es ist noch nicht ganz lange her: Ende vorigen Jahres
haben wir das erste Projekt fertig gestellt, aber leider dauert es sehr lange.
Ich weiß schon – und wir haben das jetzt in den verschiedenen Gremien
wieder gesehen –, dass viele Projekte "Wohnen im Grünen" kommen
werden, aber es dauert einfach viel zu lange. Wir brauchen da etwas mehr Tempo,
denn die Bürger warten nicht, bis sie vielleicht in zehn Jahren ein Projekt
bekommen, für das sie sich vor 25 Jahren angemeldet haben, denn in so
langer Zeit verändert sich natürlich die Familiensituation. So kann das nicht
weitergehen!
Nun möchte ich noch gerne den
gesamten Komplex Wiener Wohnen ansprechen. – Betreffend Wiener Wohnen als
größte Hausverwaltung Europas beziehungsweise vielleicht sogar der ganzen Welt
gibt es immer wieder Beschwerden hinsichtlich des Callcenters. Ich glaube, das
Callcenter wird à la longue sicherlich nicht die geeignete Lösung sein, um den
Menschen zu helfen. Ich meine, so lange wir als Mandatarinnen und Mandatare
dafür Verantwortung tragen, geht es nicht an, dass wir zuschauen, wie dort
nichts geschieht. Wir machen in diesem Zusammenhang viele gute Dinge, aber es
sollte nicht vorkommen, dass wir permanent Beschwerden in diese Richtung
bekommen, dass es zu lange dauert, bis die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von
Wiener Wohnen auf die Probleme der Bewohnerinnen und Bewohner
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