Gemeinderat,
10. Sitzung vom 27.06.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 54 von 96
Punkte einfach näher zu beleuchten, auch wenn ich weiß, dass es nicht möglich ist, alle Punkte, die wirklich interessant waren, hier in 25 Minuten zu beleuchten.
Nun trotzdem, erster Punkt ist die Budgeterstellung
oder sozusagen der Rechnungsabschluss selbst. Weil wir das zuvor schon in der
Kulturdebatte gehabt haben, erscheint es mir hier besonders wichtig, weil es
offensichtlich ein Markenzeichen der Wiener Stadtregierung ist, nämlich
insofern, wenn die Opposition versucht, deren Aufgabe es ja ist, Kontrolle
auszuüben, Budgetzahlen nachzufragen, dass sie keine entsprechende Antwort
bekommt. Das ist offensichtlich das Markenzeichen der Wiener Stadtregierung,
denn nicht anders ist es zu verstehen, wenn meine Mitarbeiter bei den
Magistratsabteilungen anfragen, wie sich denn bestimmte Zahlen, die im
Rechnungsabschluss dargelegt sind, erklären lassen und als Antwort bekommen,
sie bekommen keine Antwort, das geht alles nur über das Stadtratbüro. Und wenn
man im Stadtratbüro nachfragt, wie das ausschaut, dann bekommt man nicht mehr
rechtzeitig vor der entsprechenden Budgetdebatte die Antwort.
Meine Damen und Herren, woran erinnert das? Wir haben
vor kurzem erst einen der größten Bankenskandale in dieser Republik gehabt und
wir haben ihn immer noch. Da war es genauso. Da hat der Vorstand dem
Aufsichtsrat gesagt, er soll nicht so viel nachfragen, den Mund halten, das
geheim halten, denn das könnte zum Schaden der Bank sein. Ist es hier auch zum
Schaden der Stadt, wenn wir mehr nachfragen, meine Damen und Herren? Ich hoffe,
wir können den Schaden abwenden und Sie erklären es uns noch! (Beifall bei
der ÖVP.)
Meine Damen und Herren, wir haben erst im letzten
Ausschuss Ihren Antrag auf Zuerkennung eines Kostenbeitrags von
250 000 EUR für die kommende Mobilitätswoche im September gehabt.
Jetzt ist es ja nichts Ungewöhnliches, eine Mobilitätswoche zu machen, ganz im
Gegenteil, das ist im Konzert aller europäischen Staaten, das ist richtig und
gut, aber das Problem dabei ist, Sie gaben keine Antwort, wofür Sie dieses Geld
konkret verwenden werden würden. Auf Nachfrage konnte der Beamte auch nichts im
Detail dazu sagen.
Wenn man sich dann den Rechnungsabschluss 2005
anschaut und bei den übermäßigen Ausgaben eine Erklärung sieht, in der es
heißt: „Mehrausgaben für die Öffentlichkeitsarbeit: Mobilitätswoche
857 534,28 EUR", meine Damen und Herren, beginnt man, stutzig zu
werden. Dann schaut man nach, wie viel im Vorjahr beschlossen worden ist. Es
stellt sich heraus, 320 000 EUR wurden im Jahr 2005 für die
Mobilitätswoche beschlossen. Nun gibt es eine Mehrausgabe unter dem Titel
"Mobilitätswoche und Forcierung der Planungsarbeiten an den
Verkehrslichtsignalanlagen im Rahmen des Projekts FEMA" von
857 000 EUR. Ich kann mir nicht vorstellen, dass von den
857 000 EUR vielleicht nur 850 000 EUR für die
Verkehrslichtsignalanlagen ausgewiesen worden sind. Wir konnten das nicht mehr
nachrecherchieren. Wir konnten keine Antwort darauf bekommen. Ich hoffe, Sie
können es im Rahmen dieser Budgetdebatte nun erklären, wie sich ein
Budgetposten auf einmal verdoppelt oder vielleicht sogar verdreifacht, je
nachdem, wie viel sie für die andere Post ansetzen.
Meine Damen und Herren, nun bin ich schon bei einem
Ihrer wahrscheinlich wichtigsten Werke, wie Sie es sehen werden, Herr Stadtrat,
beim Stadtentwicklungsplan 2005, über den die Debatte nun beim
Rechnungsabschluss 2005 geht, und bei dem Thema, das die Frau Kollegin
Dipl Ing Gretner bereits angeschnitten hat, um Flächen, die zuvor dem KAV
gehört haben und verwertet worden sind. Zufälligerweise war ich vor einer Woche
im 3. Bezirk bei einer Veranstaltung im Haus der Gewerkschaft der
Privatangestellten. Vielleicht ist es nicht allen bewusst, mir war es
jedenfalls zuvor nicht bewusst, aber das war eine Fläche der Mautner
Markhof'schen Kinderstiftung, also auch das war eine Fläche, die für Spitalszwecke
gewidmet war. Die wurde freigegeben, wurde an die Gewerkschaft verkauft, wurde
nicht unnobel renoviert oder neu gebaut - Coop Himmelb(l)au ist wahrscheinlich
nicht einer der günstigsten Architekten, die dieses Haus hergestellt haben -
und wurde mit nicht gerade ungroßzügigen Räumlichkeiten für die Gewerkschaft
der Privatangestellten ausgestattet. Das ist der erste Teil.
Wenn ich im zweiten Teil soeben gehört habe, was Frau
Dipl Ing Gretner darüber gesagt hat, was beim nächsten
Krankenanstaltengelände, vielleicht bei der Kirche am Steinhof, beim
psychiatrischen Krankenhaus und auch weiter geschieht, dann frage ich mich
einfach: Welche Penthäuser werden in Zukunft auf Steinhof gebaut werden? Anders
ist der Plan wohl nicht zu erklären, meine Damen und Herren! (Beifall bei
der ÖVP.)
Wenn wir jetzt die Beteuerungen von Seiten der
Sozialdemokratie hören, dass mit diesem Plan ja überhaupt nichts geschieht,
dass nichts passiert und dass sich nichts ändert, dass die Befürchtungen der
Opposition aus der Luft gegriffen sind und dass wir alle sozusagen nur
Kaffeesud lesen, da dort ja noch mehr Grün gemacht wird als zuvor, dann frage
ich mich, meine Damen und Herren, und rufe es dem Herrn Stadtrat und allen in
Erinnerung: Im Stadtentwicklungsplan 2005 ist genau ausgewiesen, welche
Landschaftsräume Kulturlandschaft sind, Terrassenlandschaft, Grünland,
Freiräume, und welche bebaubares Stadtgebiet sind.
Und nun wird es interessant: Der Punkt Baumgartner
Höhe ist als eine vollkommene Landschaft ausgewiesen, und dort steht:
"Nutzungsänderung in Diskussion", "Nutzungsänderung",
"wesentliche Potentialflächen". Na, wofür "wesentliche
Potentialflächen"? Wesentliche Potentialflächen für mehr Grünland, wie man
uns nun weismachen möchte, dass dieser Flächenwidmungsplan nur mehr Grünland
ergibt?
Nun, ich nehme wohl an,
wesentliche Potentialflächen für neues bebaubares Gebiet, und nichts anderes!
Es ist nicht mehr als Grünland, sondern als wesentliche Potentialfläche
ausgewiesen, meine Damen und Herren. Das heißt, Sie haben es länger im Plan,
die Baumgartner Höhe neu zu verbauen oder zu verkaufen. Anders könnten Sie ja
wohl nicht wesentliche Potentialflächen darin ausweisen, meine Damen und
Herren! (Beifall bei der ÖVP. - GR
Christian Oxonitsch: ...als Grünland! Das geht
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