Gemeinderat,
10. Sitzung vom 27.06.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 52 von 96
einem Lob, womit ich mir schwer tue, aber ich muss hie und da auch loben, sind die öffentlichen Verkehrsmittel. Die U-Bahnen in Wien sind relativ gut ausgebaut. Das heißt, ich bin gar nicht gezwungen, heute mit einem Fahrrad zum Arbeitsplatz zu fahren. Ich kann heute relativ bequem und gefahrlos, wenn das Wetter schlecht ist, mit der Straßenbahn, mit dem Autobus und mit der U-Bahn fahren, noch nicht überallhin, ich kann nicht nach Aspern fahren, ich kann nicht nach Rothneusiedl fahren, aber immerhin kann ich den Arbeitsplatz mit öffentlichen Verkehrsmitteln in kürzester Zeit erreichen. Ich weiß, wovon ich rede, weil ich jeden Tag damit fahre.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, die Situation
in Wien mit Radwegen, mit Tempolimits und mit Garagen ist eine verwirrende.
Manche Bezirke glauben, sie können Stadtplanung übernehmen. Die bestimmen, wo
Radfahrer gegen die Einbahnen fahren, wollen eigene Tempolimits haben und so
weiter. Wenn alle Bezirke die Möglichkeiten, Herr Stadtrat, ausreizen, die man
ihnen in dieser Sache gibt, indem man ihnen sagt, sie können das eh machen, wie
dem 7. Bezirk, der ruhig das Tempo reduzieren soll und man das mit einem
Augenzwickern schon machen wird, wenn dem so ist, Herr Stadtrat, können Sie
sich eigentlich politisch verabschieden! Jetzt sage ich, politisch würde es gar
nicht so auffallen, Herr Stadtrat, wenn Sie sich verabschieden, denn nach
Rothneusiedl herrscht an sich eh schon der Herr Bürgermeister und sagt, wo es
langgeht. Beim Tempo haben Sie die StRin Sima, die Ihnen sagt, wo es langgeht.
Bei den Radwegen haben Sie die Bezirke, die Ihnen sagen, wo es langgeht. Aber
persönlich, Herr Stadtrat, sage ich, es wäre mir lieber, wenn einige
Selbstdarsteller der Innenpolitik in Wien, die als verkleidete Bezirksvorsteher
herumrennen, ihr Amt zurücklegen und nicht Sie. Sie sind berechenbar und Sie
sind lernfähig, wie man bei der Nord-Ost-Umfahrung von Wien gesehen hat. Das
hat mir sehr gefallen, dass Sie da lernfähig waren.
Den Rechnungsabschluss werden wir natürlich ablehnen!
(Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Frau GRin Dipl Ing Gretner, bitte.
GRin Dipl Ing Sabine Gretner (Grüner
Klub im Rathaus): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr
Stadtrat! Sehr geehrte Damen und Herren!
Nur zwei Bemerkungen zu meinem Vorrednern:
Herr Madejski, Sie glauben aber nicht, dass der
Abrieb von Fahrradreifen auch für den Feinstaub in der Stadt verantwortlich
ist, oder? (Beifall bei den GRÜNEN. - GR Dr Herbert Madejski: Bei
25 Stundenkilometern!)
Das Zweite: Wenn man eine Einbahn umdreht, dann ist
das nicht Stadtplanung, sondern heißt Verkehrsplanung. So viel dazu! (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Ich möchte mich jetzt einem anderen Thema widmen, und
zwar der Stadtplanung.
Zur Einleitung die Vorgeschichte: Etwa vor einem Jahr
hat meine Fraktion einen Antrag eingebracht, dass sich auch die mehrheitlich im
Besitz der Stadt Wien befindlichen Unternehmen an den Wettbewerbsleitfaden für
Vergabeverfahren zu halten haben. Dieser Antrag ist zu unserem Erstaunen
einstimmig durchgegangen, wir haben uns recht gefreut. Nachdem wir aber dann
monatelang nichts von der Umsetzung dieses Antrags bemerkt haben, habe ich eine
Anfrage gestellt, welche Schritte bisher unternommen wurden, um diesen Antrag
den Unternehmen und ausgegliederten Unternehmen der Stadt Wien auch bekannt zu
machen. Ich habe dann eine wirklich sehr enttäuschende Antwort bekommen. Ich
zitiere aus der Antwort des Herrn Finanzstadtrats Rieder. Da wird geschrieben,
dass Beschlüsse des Wiener Gemeinderats eigentlich mehr oder weniger konkrete
Wünsche, Vorstellungen et cetera an die Vollziehung seien und dass es ein
unüberwindbares Spannungsverhältnis zum Gesellschaftsrecht gibt, das dem
Privatrecht zugeordnet wird und somit die Umsetzung dieses von uns allen
beschlossenen Antrags verhindert. Also der Beschluss des Wiener Gemeinderats
vom 28. Juni 2005 stößt an Grenzen, die der Bundesgesetzgeber
eindeutig gezogen hat.
Wie ich mir aber habe sagen lassen, gilt das nur für
die ausgegliederten Unternehmen der Stadt Wien und nicht für die Unternehmen
der Stadt Wien, wie zum Beispiel Wiener Wohnen und Krankenanstaltenverbund.
Hiezu gibt es in dieser Anfragebeantwortung keine Stellungnahme. Ich denke, wir
werden also Schritte unternehmen müssen, um Sie daran zu erinnern, dass das für
diese Unternehmen der Stadt Wien nicht gilt und dass sie dort sehr wohl
weiterhin das öffentliche Interesse wahrhaben müssen und nicht so wie bei den
ausgegliederten sich zurückziehen und dieses öffentliche Interesse für die
Stadt und für die Bevölkerung der Stadt nicht mehr sicherstellen können.
Damit bin ich schon beim nächsten Thema. Ich habe den
Krankenanstaltenverbund angesprochen. Das ist momentan wirklich ein sehr
geeignetes Beispiel, da sich der Krankenanstaltenverbund unter die
Immobilienspekulanten der Stadt begeben hat und beginnt, das Familiensilber der
Stadt zu verscherbeln. Eines der Beispiele ist Steinhof. Es gibt schon heftige
Diskussionen über die geplante Umwidmung, die derzeit in der öffentlichen
Auflage ist. Es gibt auch große Befürchtungen, nicht nur von uns GRÜNEN,
sondern auch von Stadtbildschützern und Naturschutzverbänden, dass diese
Filetstücke der Stadt, die vor 100 Jahren der Bevölkerung zur Gesundheit
und Erholung zur Verfügung gestellt wurden, nun kurzfristig, leichtfertig, viel
zu schnell und ohne gutes Management verscherbelt werden.
Die Vorgehensweise ist leider
durch falsche Information gekennzeichnet. Weil da immer wieder der Vorwurf an
die Oppositionsparteien kommt, man würde übertreiben und falsch informieren,
möchte ich Sie nur daran erinnern, dass in diversen Pressekonferenzen von
Bgm Häupl behauptet wurde, dass mehr Grünflächen geschaffen werden. Das
ist unrichtig. Es ist nur dann richtig, wenn man sich auf die bestehende
Widmung bezieht! Es wird immer verschwiegen, und zwar auf allen Ebenen, dass
die bestehende Widmung eine Baulandwidmung war, aber mit dem Zusatz ÖZ, das
heißt für öffentliche Zwecke. Diese öffentlichen Zwecke sollen
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