Gemeinderat,
10. Sitzung vom 27.06.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 51 von 96
geschrieben haben! Ich sage Ihnen, es bleibt eine
Makulatur, denn Sie werden es nicht schaffen, noch mehr Gelder aus den
Steuermitteln der Autofahrer wegzunehmen, damit man die Lückenschlüsse macht
und Ihre Versäumnisse der Vergangenheit mitfinanziert! Das werden wir nicht
zulassen! (Beifall bei der FPÖ.)
Herr Stadtrat, interessant ist noch etwas. Der
1 000 km-Schmäh ist wirklich gut. Wir sind in Wien, sonst würde man
das anders bezeichnen, aber ich sage jetzt wirklich, ein guter Schmäh!
9,2 Prozent so genannte Radwege sind die einzigen, die irgendwo abgetrennt
laufen. 27 Prozent sind Radrouten. Das sind die nach Laxenburg, entlang
der Liesing und wo es halt die schönen Gebiete gibt. Auch im Norden wird es
schöne Gebiete geben, wie Toni Mahdalik weiß, aber dort kenne ich mich zu wenig
aus. 32 Prozent sind in verkehrsberuhigten Zonen. Da kann man auch nicht
sagen, dass das ein Radweg ist. 18 Prozent sind auf der Insel, in der
Lobau und so weiter. Und, jetzt kommt es, 12 Prozent verlaufen gemeinsam
mit Fußgängern.
Meine Damen und Herren, das ist das Gefährlichste,
was es überhaupt gibt. Das haben Sie nämlich übersehen. Sie haben übersehen,
dass in den letzten Jahren der Autofahrer und der Radfahrer sich auf der Straße
bereits ein bisschen geeinigt haben. Sie haben übersehen, dass es kaum mehr
Unfälle gibt, dass jeder den anderen auf der Straße - ich sage jetzt ganz
bewusst "auf der Straße" - akzeptiert, wenn er einen eigenen
Fahrradstreifen hat, das gleiche, was ARGUS, VCÖ und so weiter fordern. Aber im
gemischten Gebiet, wo er mit Fußgängern gemeinsam geht, ist das gefährlich. Das
haben Sie übersehen. Fragen Sie die Polizei! Sie könnte in jedem Bezirk
zitieren, die Unfälle, die heute passieren, sind nicht mehr
Radfahrer/Autofahrer, sondern die Unfälle sind Radfahrer/Fußgänger und
Radfahrer/Radfahrer.
Warum ist das so? Das ist auch interessant. Dazu gibt
es eine Untersuchung. (GR Mag Christoph Chorherr: Das ist doch ein
Blödsinn!) Weil nämlich der Unterschied der durchschnittlichen
Geschwindigkeit zwischen dem Radfahrer und dem Fußgänger ein wesentlich höherer
ist und das gefährlicher als zwischen Radfahrer und Autofahrer ist. Das weiß
ich, weil der Autofahrer fährt in der Stadt nicht schneller als maximal
35 km, weil er eh nicht schneller kann, weil es die grüne Welle nicht
gibt, und der Radfahrer wird ihn halt rechts überholen. Gar keine Frage, die
nähern sich schön langsam an das Tempo an. Den Armen und den Letzten beißen die
Hunde. Das kann man lustig sehen oder auch nicht. Lustig ist das nicht. Lustig
ist es nicht, wenn in der Meidlinger Hauptstraße am Abend illegale
Straßenrennen durchgeführt werden. Lustig ist es nicht, wenn Kinder
niedergeschoben werden, wenn Radfahrrowdys den Leuten Watschen androhen und
dann wegfahren, weil sie keine Nummerntafeln haben und weil man sie nicht
erkennen kann. Daher gehören die Nummerntafel und die Haftpflichtversicherung
her, meine Damen und Herren! (Beifall bei
der FPÖ.)
Warum wehren Sie sich so dagegen? Den Kollegen
Chorherr habe ich beobachtet, er wird die Nummerntafel wahrscheinlich nie
brauchen. Er fährt gemächlich herum, hält sich normalerweise an die
Verkehrsregeln. Beim Maresch weiß ich das noch nicht. Den habe ich noch nicht
Rad Fahren gesehen. Aber bitte, es wird auch so sein. Aber Sie sind ja nicht
maßgeblich in Wien. Das Problem ist, wir sind ja gar nicht maßgeblich in Wien.
Das ist es ja. Daher kann man Sie als Beispiel gar nicht nominieren.
Das Letzte hier, ich werde jetzt noch ganz kurz
zitieren. Jetzt kannst du kommen mit "Das ist ein Blödsinn!", weil
das sind halt die Gutachter, die noch nicht zu den GRÜNEN und nicht zu den
Sozialdemokraten passen. Aber es ist immerhin der Herr Zellmann. Herr Peter
Zellmann, seines Zeichens Leiter des Instituts für Freizeitforschung, stellt
Folgendes fest: „Der Trend zum Auto wird größer denn je, er nimmt zu. Der Trend
zum Fahrrad nimmt ab." So traurig das ist, das ist Realität. Nur kurz die
Zahlen: 1985 wurden hier noch 430 273 Fahrräder verkauft, 2005 um
15 Prozent weniger, nämlich nur mehr 370 000, wobei es 1991 ein
Highlight gab - ich weiß nicht, was da passiert ist, vielleicht hat Wien den
ersten Radweg eröffnet, als 715 000 Leute ein Rad gekauft haben.
Inzwischen steht es wahrscheinlich zu Hause und die fahren nicht mehr in Wien
herum. Bei den Autos haben die Anmeldungen in der gleichen Zeit um
27 Prozent zugenommen und nehmen jedes Jahr um 1,1 Prozent zu, siehe
Theuermann. Das ist Ihr Adlatus, der das schreibt. Das heißt, Sie können gar
nicht so viel Räder kaufen und Leute auf die Räder setzen, sogar mit
Doppelrädern. Das wird sich nie ausgehen, dass Sie den Anteil der Autofahrer
minimieren beziehungsweise den Anteil auf 10 Prozent heben!
Das Nächste: Herr Roland Bässler, immerhin
Sporttourismusprofessor der Fachhochschule Krems, bestätigt: „Das Rad als
Verkehrsmittel stagniert. Das herkömmliche alltägliche Rad Fahren hat an
Stellenwert verloren." Das ist nicht von mir, Herr Kollege Chorherr.
Allerdings habe sich der Radmarkt differenziert, so erlebt das sportliche Rad
Fahren - wie ich zuerst gesagt habe, ich gehöre dort nicht dazu, aber es gibt
viele andere -, Trekking, Mountainbiken, eine Renaissance, Grund ist der Trend
zu mehr Fitness. Das heißt, meine Damen und Herren, was wir seit Jahren sagen,
Rad Fahren ist gut, Rad Fahren ist gesund, in der Freizeit und als Hobby, aber
Rad Fahren als Alternative zu einem öffentlichen Verkehrsmittel und zum Auto
ist nur begrenzt möglich und, wie der Herr Blaha sagt, nur bei schönem Wetter.
Jetzt sage ich Ihnen noch etwas. Ich tue mir schwer
mit dem Lob, aber ich muss noch etwas sagen. Der Vergleich mit München oder
anderen Städten hinkt. Das kann man alles nicht vergleichen. Ich kann nicht mit
Höchst vergleichen. Da gibt es eine Statistik. Höchst hat, glaube ich,
28 Prozent Fahrradanteil, den höchsten in ganz Österreich. Das kann ich
nicht vergleichen. Wenn ich nur drei Kilometer zum Arbeitsplatz habe und die
ganze Stadt von der Fläche wesentlich kleiner ist, kann ich nicht sagen, dort
ist es super, dort läuft alles bestens. Das kann ich mit Wien in dem Fall nicht
vergleichen.
Der zweite Punkt, jetzt komme ich wieder einmal zu
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