Gemeinderat,
10. Sitzung vom 26.06.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 115 von 118
Zahlenangabe, etwa von der
ÖVP, eingehen würde, müsste ich bis Mitternacht reden, wenn ich für jedes
Argument nur eine Minute verwenden würde. (GR Rudolf Stark: Kein Problem!)
Das will ich wirklich niemandem zumuten. In diesem Sinne werde ich darauf
verzichten.
Ich möchte nur ganz kurz
replizieren, weil von Seiten der FPÖ, von Herrn Lasar, gesagt wurde: „Ihre
Politik der Zuwanderung". Grundsätzlich ist die Zuwanderung
beziehungsweise ob und inwieweit es Zuwanderung gibt, eine Bundessache. Das
sage ich einmal ganz wertfrei. Und die FPÖ ist von den letzten sechs Jahren
fünf Jahre in der Bundesregierung gesessen und hat schon mit der Zuwanderung zu
tun gehabt, vor allem dahin gehend, dass die Saisonierzuwanderung und nicht
eine geordnete Zuwanderung in hohem Maße zugenommen hat. Dass sich die
Saisonierzuwanderung verdoppelt oder verdreifacht hat, ist natürlich für alle
ArbeitnehmerInnen sehr schlecht. Die lehnen wir auch ab und die haben Sie zu
verantworten, Kolleginnen und Kollegen von der
FPÖ! (Beifall bei der SPÖ.)
Fünf Jahre in der
Bundesregierung haben Sie das mitzuverantworten! Das sollte man schon deutlich
sagen! Auf die anderen Argumente kann ich, wie gesagt, jetzt nicht wirklich auf
alle eingehen.
Zur Kollegin Ekici: Ihre
Argumentation im Wohnbereich ist einfach grundfalsch. (GRin Mag Sirvan Ekici: Was soll daran falsch sein?) Seit 2001 gibt
es die sanfte Öffnung der Gemeindebauten im Rahmen von Notfallswohnungen. Das
hat sich durch die EU-Richtlinie nicht wesentlich verändert. Also das ist
längst in sinnvollem Ausmaß, nicht überfallsartig und nicht unkontrolliert, wie
es die GRÜNEN wollen, geschehen und wird weitergemacht. Die deutsche höchst
renommierte Zeitschrift "DIE ZEIT" hat den Wohnbereich und die
Wohnpolitik von Wien auch als äußerst vorbildhaft für ganz Europa dargestellt.
Das spricht auch für sich.
Zur Kollegin Korun möchte
ich sagen, weil sie gesagt hat, Integration kann nicht Eingliedern sein, das
ist insofern eine interessante Argumentation, denn wenn du im Lexikon
nachschaust, wirst du feststellen, Integration heißt eben Eingliederung, in
unserem Fall eine sinnvolle, gleichberechtigte Eingliederung von Menschen, die
zugewandert sind, in unsere Gesellschaft. Das ist Integration, das ist
Eingliederung. Deshalb ist die Argumentation, die von den GRÜNEN gekommen ist,
Eingliederung sei Assimilation, grundfalsch.
Auch die Argumentation, es
gäbe kein Konzept in Österreich und man beruft sich auf irgendein nebuloses
Geplauder mit dem Immigrationsforscher, kann ich nicht nachvollziehen. Sehr
viele offizielle Gespräche mit Vertretern aus Deutschland und anderen
europäischen Ländern haben bewiesen, dass die Wiener Konzeption der
Integrations- und Diversitätspolitik oft als Vorbild gesehen wird und darauf
können wir stolz sein! (GRin Mag Alev Korun: Wo steht das? Wo kann man das
nachlesen?)
Die Studie "Europaforum"
zum Beispiel enthält Eckpfeiler dafür. Dort sind ganz konkrete Eckpfeiler und
konkrete Konzepte dargelegt. (GRin Mag Sirvan Ekici: Sagen Sie sie uns
bitte!) Diese Studie kann ich Ihnen jetzt nicht vorlesen, weil sonst stehen
wir um Mitternacht noch da. Aber Sie können es nachlesen, wenn Sie sich die
Mühe machen. Jedoch machen Sie sich in der Regel nicht die Mühe, dass Sie
Sachen, die vorliegen, nachlesen und damit kommt auch diese mangelhafte
Argumentation von Ihnen! (Beifall bei der
SPÖ.)
Grundsätzlich
ist zum Thema Spracherwerb schon vieles gesagt worden. Es ist unbestritten,
dass für eine Integrationspolitik, die erfolgreich sein will, der erfolgreiche
Spracherwerb wichtig ist. Genau das macht die Stadt Wien mit ihren
Deutschkursen, die sehr gut angenommen werden. In Zusammenarbeit mit
Arbeiterkammer, WAFF und Volksbildungswerk bemühen wir uns höchst erfolgreich,
erstens zu informieren, was es gibt und zweitens zu motivieren, weil beim
Spracherwerb für jeden, der einmal eine Fremdsprache gelernt hat, die
Motivation sehr wichtig ist. Deshalb sind wir nach wie vor der Meinung, dass es
effizienter und besser ist, das ohne direkten gesetzlichen Zwang, sondern auf
freiwilliger Basis, aber mit Motivation zu machen. Faktum ist, dass die
Sprachkurse von Wien wesentlich besser angenommen werden als die Sprachkurse
des Bundes. Das spricht für unsere Konzeption.
Es gibt
Basisdeutschkurse, Alphabetisierungskurse vor allem für Personen, die andere
Schriftsysteme gewohnt waren, Kurse für jugendliche SeiteneinsteigerInnen,
Integration in Kindergärten und wir haben 2005 die Spracherwerbsmaßnahmen
gegenüber den Vorjahren verdoppelt, sie konnten auf 6 000 Fälle
gesteigert werden. Der Förderungsschwerpunkt "Eltern & Schule"
ist erfolgreich. Das Konzept "Mama lernt Deutsch" hat
2 100 Kursplätze zu je 150 Stunden. 2 400 Kursplätze
gibt es im Rahmen von "Start Wien" zu je 300 bis 600 Stunden.
Wir haben also ein umfassendes Angebot, das sich sehr positiv von den Angeboten
des Bundes abhebt. Die MA 20 mit ihren Willkommensmappen und
Orientierungsgesprächen sei erwähnt. Vor allem die persönlichen Gespräche, die
sehr wichtig sind.
Etwas, das uns immer
mehr beschäftigen wird, wird vom Verein Terra betreut, und zwar
Beratungszentren für ältere MigrantInnen. Man muss bedenken, dass die ersten
größeren Einwanderungswellen von den so genannten Gastarbeitern in den 60er und
70er Jahren waren. Also haben wir jetzt zunehmend schon ältere MigrantInnen und
wollen diese durch Empowerment dazu bringen und befähigen, ihre Angelegenheiten
möglichst selbstständig zu lösen. Dazu gibt es kostenlose Beratungen.
Verein Interface,
Verein zur Förderung der integrationsrelevanten Bildungsprojekte darf ich noch
erwähnen, wo Kinder, Jugendliche und Erwachsene unterstützt werden, am sozialen
Leben teilzunehmen.
Insgesamt
ist das Diversitätsmanagement beim Wiener Magistrat nach kurzer Zeit, nach
eineinhalb Jahren, glaube ich, wirklich schon als Erfolg zu bezeichnen. In
einer ganz normalen Magistratsabteilung wird Personal mit besonders vielen unterschiedlichen
Sprachkenntnissen beschäftigt. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
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