Gemeinderat,
10. Sitzung vom 26.06.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 114 von 118
kann man auch nicht präsentieren. Wie immer klaffen Theorie und Praxis bei der SPÖ weit auseinander. Die SPÖ-Stadtregierung hat es anscheinend nicht verstanden, dass eine gute Bildungs- und Integrationspolitik auch präventive Sozial- und Sicherheitspolitik ist. Mich wundert es, dass eine Partei, die in ihren politischen Konzepten wie der Drogen- oder Sicherheitspolitik so stark auf Prävention setzt, diesen Ansatz in der Integrationspolitik mehr oder weniger vergisst.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, anders ist es
nicht zu erklären, warum es zum Beispiel in der Sucht-, Drogen- und
Gewaltprävention vor allem für die zweite und dritte Generation noch immer
keine Maßnahmen gibt. Tatsache ist, dass hier eine nicht unbedeutende Gruppe
von Mitmenschen heranwächst, die ihre Zukunft in Wien sehen und zunehmend an
der Gesellschaft teilhaben wollen. Gelingt es nicht, den Jugendlichen
Perspektiven und Chancen zu bieten, ist zu erwarten, dass große
Spannungspotentiale entstehen.
Ein Bereich, den ich in diesem Zusammenhang für sehr
wichtig halte und in der Integrationsarbeit vermisse, ist die Elternarbeit. Die
Aufklärung der Eltern über den Zusammenhang von Sprachkenntnissen, abgeschlossener
Schulbildung und künftigen Berufschancen muss effizienter gestaltet werden. Die
ÖVP-Wien betreibt eine vorausschauende und lösungsorientierte Politik und hatte
vor kurzem ein Integrationskonzept für Kindergarten und Pflichtschulkinder
vorgelegt. Meine Kollegin, StRin Katharina Cortolezis-Schlager, ist sehr
ausführlich auf das Thema eingegangen und hat das sehr gut veranschaulicht.
Lassen Sie mich aber noch einmal die Eckpfeiler,
liebe Kollegin Korun, hier nennen, um es nochmals ins kollektive Gedächtnis der
SPÖ zu holen: Gratiskindergartenjahr, Vorverlegung der
Schuleinschreibgespräche, gleichmäßige Verteilung der Integrationslast im
Kindergarten- und Schulbereich, maximal ein Drittel der Schulkinder mit
Migrationshintergrund und mangelnden Deutschkenntnissen in einer Klasse,
flächendeckende Nachmittagsbetreuung, nur um hier einige zu nennen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, viele
Migrantenkinder werden ihrer Zukunft beraubt, weil die SPÖ-Stadtregierung und
der Stadtschulrat das Problem unter den Teppich kehren! Das Bildungssystem muss
streng nach dem Grundsatz "Jedes Kind ist wichtig, keines bleibt
zurück." handeln, was ich aber leider sehr vermisse! (Beifall bei der ÖVP.)
Bedenken Sie, sehr geehrte Frau Stadträtin, wie viel
an Folgekosten damit verhindert und erspart werden kann. Das heißt, Sie sollten
unsere Vorschläge umsetzen, damit Sie endlich einmal einen
integrationspolitischen Schritt in die richtige Richtung tun! Daher, sehr
geehrte Frau Stadträtin, springen Sie einfach über Ihren Schatten und setzen
Sie bitte unsere Vorschläge um! (Beifall bei der ÖVP.)
Noch ein wichtiger Bereich, den ich ansprechen
möchte, ist der Wohnbereich. Internationale Beispiele haben gezeigt, damit es in
Ballungszentren nicht zu Verwahrlosung, Kriminalität, aber auch nicht zu
ausländerfeindlichen Übergriffen kommt, müssen sich die Maßnahmen dieser
Stadtregierung vermehrt auf eine Integrationsförderung im Wohnumfeld
konzentrieren. Hier muss ich wieder auf Versäumnisse der SP-Stadtregierung
hinweisen, denn leider hat Wien eine Wohnpolitik verabsäumt, die auf eine
gesunde Durchmischung setzt. So haben wir schon lange Maßnahmen gefordert, wie
zum Beispiel die schrittweise Öffnung der Gemeindebauten, was erst auf Druck
der EU vor kurzem geschehen ist. (Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Das ist
falsch!) - Das ist richtig,
sehr geehrte Frau Stadträtin! Was ist da falsch? (GR Christian Oxonitsch: Das ist falsch! Das wissen Sie ganz genau!) Es
ist eine EU-Richtlinie gewesen, die Sie veranlasst hat, das umzusetzen, nichts
anderes! (GR Christian Oxonitsch: Das hat doch damit nichts zu tun!)
Nichtsdestotrotz versucht die SPÖ, alles beim Alten
zu belassen, denn anders ist es nicht zu erklären, warum Wohnungsbewerber entweder
abgewiesen oder ihnen falsche Informationen gegeben werden. Nehmen Sie, meine
Damen und Herren von der SPÖ, endlich zur Kenntnis, dass Gemeindebauten keine
exterritorialen Gebiete der Stadt sind! Die Versorgungslage von Migranten mit
Wohnraum stellt jedenfalls ein sozialpolitisches Problem dar, welches
langfristig ein gesellschaftspolitisches Konfliktpotential in sich birgt.
Integration im Wohnbereich ist nötig, um einer Reihe von Folgeproblemen
entgegenzuwirken. Ohne einen Stadtentwicklungsplan im Integrationsbereich und
einen Gesinnungswandel in der Haltung der SP-Stadtregierung hinsichtlich der
Gemeindebauten wird es leider nicht gehen! (Beifall bei der ÖVP.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir von der
ÖVP-Wien fordern, dass jene Projekte und Vereine verstärkt gefördert und
forciert werden müssen, die den Dialog und das Miteinander mit der
Mehrheitsgesellschaft fördern. Tatsache ist, dass oft reine Projekte gefördert
werden, bei denen die Migranten unter sich bleiben. Nur wenn eine effiziente Durchmischung
gegeben ist, kann es zu einem Dialog und zu einem konfliktfreien Miteinander
kommen. Erst auf diesem Wege kann man die Entstehung von Parallelgesellschaften
verhindern.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, zum
Integrationsbudget selbst kann ich nur sagen, dass sich darin die
allgegenwärtige Planlosigkeit im Integrationsbereich widerspiegelt! Dadurch
kommt man sich wie in einem Irrgarten vor. Das Integrationsbudget ist
untransparent, verschleiert und nicht aussagekräftig! - Danke. (Beifall bei
der ÖVP.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Herr Dr
Stürzenbecher, bitte.
GR Dr Kurt Stürzenbecher (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtages und Gemeinderates): Sehr
geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Sehr geehrte Damen
und Herren!
Angesichts
der fortgeschrittenen Zeit und auch weil ich der letzte Redner vor der
Stadträtin bin, kann ich nicht auf alle Argumente eingehen. Wenn ich auf jedes
absurde Argument und auf jede nicht nachvollziehbare
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular