Gemeinderat,
10. Sitzung vom 26.06.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 113 von 118
bedaure, denn ohne ein Integrationskonzept, das auch den Namen verdient, wird nicht nur die Trennlinie zwischen Migranten und den alteingesessenen Bürgern und Bürgerinnen verstärkt, sondern dies scheint dann unüberwindbar zu werden. Denn will die Stadt Wien in der Integrationspolitik erfolgreich sein, dann muss sie ein zielgerichtetes und flächendeckendes Integrationskonzept haben, das sich vom Kindergarten bis in den Erwachsenenbereich zieht. Vor allem müssen die gesetzten Ziele immer wieder evaluiert werden, damit die Arbeit auch zielführend ist.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, es ist sehr
bedauerlich, dass in Wien sinnvolle und wirkungsvolle Integrationsarbeit nicht
stattfindet. Vor allem ist das den marktpolitischen Überlegungen und der
Wahltaktik der SPÖ zu verdanken. Wenn die Wiener SPÖ weiterhin vorgaukelt, wir
sitzen hier auf einer Insel der Seligen, ist das eine grob fahrlässige
Regierungspolitik der derzeitigen SPÖ-Politik! (Beifall bei der ÖVP.)
Zweifellos ist Wien von
Gewaltausbrüchen wie in Berlin und Pariser Vororten weit entfernt. Dennoch
wirft diese Problematik Fragen auf, die nach entsprechenden Antworten suchen.
Realitätsverdrängung und fromme Sprüche haben ausgedient. Wenn die
SPÖ-Verantwortlichen wie erst kürzlich der Herr Bürgermeister persönlich, behaupten,
dass es in Wien kein Integrationsproblem gibt, betreiben die Sozialdemokraten
eine enorme Realitätsverweigerung! Wir von der ÖVP-Wien glauben zwar nicht,
dass Panikreaktionen angesichts der Integrationsproblematik angebracht sind,
zumal sie auch mit einem gut durchdachten Integrationskonzept verhindert werden
könnten, aber vom Schönreden, wie es die SPÖ betreibt, haben alle Betroffenen
nichts.
Meine sehr geehrten Damen
und Herren, lassen Sie mich heute vielleicht einige Bereiche herausgreifen:
Ein wichtiger Bereich ist
beispiellos der Sprachbereich. Sprache ist nicht nur ein Kommunikationsmittel,
sondern sie öffnet auch die Tür zur Gedanken- und Gefühlswelt einer Kultur.
Ludwig Wittgenstein hat einmal gesagt: „Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die
Grenzen meines Seins." Er bezog das zwar eher auf die Unzulänglichkeit von
Sprache als Mittler der Gedanken, der Satz passt aber auch auf die Wirklichkeit
von Menschen, die schon sehr lange hier leben und sich auf Grund von
Sprachdefiziten sozusagen abkapseln und untereinander bleiben. Die Kenntnisse
der Landessprache sind ohne Zweifel eine wichtige Voraussetzung für
Integration. Jede Maßnahme in dieser Richtung ist selbstverständlich zu
unterstützen und zu begrüßen. Auch ist es erfreulich, dass es in Wien viele
Kursangebote gibt. Aber nur Quantität allein ist uns zu wenig, auch die
Qualität muss stimmen!
Ich frage Sie, sehr
geehrte Frau Stadträtin: Gibt es in Wien eine Bedarfserhebung bezüglich
Deutschkursen? Werden die Lernfortschritte der Teilnehmerinnen und Teilnehmer
erfasst? Gibt es eine Evaluierung der Subventionsbewirtschaftung? Werden
Teilnehmer und Teilnehmerinnen nach Absolvierung der Deutschkurse weiter
betreut? Ich glaube nicht.
Im Integrationsausschuss
wird bezüglich Sprachförderung eine Budgetüberschreitung nach der anderen
beschlossen. Nicht einmal die zuständige Stadträtin weiß, wie viele
Budgetüberschreitungen es in Zukunft geben wird. Wenn es Ihnen wirklich ein
Anliegen ist, dass MigrantInnen sich in Wien sprachlich integrieren, dann muss rasch
ein Konzept her. Ich fordere eine gezielte Förderung von Kursen statt einer
Verteilung im Gießkannenprinzip. Gezielte Evaluierung, wie schon angekündigt
beziehungsweise schon genannt, und Förderung der qualitativ besten Kurse sind
die richtigen Schritte.
Auch muss das Prinzip
"Fördern und Fordern" in Zukunft im Rahmen der Integrationspolitik an
Bedeutung gewinnen, nicht nur, weil es sich ökonomisch rechnet, sondern auch,
weil es die richtigen Anreize setzt, die eigene Integration als ein wichtiges und
kostbares Gut wertzuschätzen und ernst zu nehmen.
Meine sehr geehrten Damen
und Herren, wie schon ausgeführt, ist für die ÖVP-Wien der wichtigste
Hauptansatzpunkt die sprachliche Ausbildung, nichtsdestotrotz ist die
Integrationspolitik für uns mehr als nur Sprachförderung. Auch in den Themen
"Bildung zweiter, dritter Generation", "Erwerbstätigkeit",
"Wohnsituation", "Gesundheitsbereich" und
"Frauen" gibt es Handlungsfelder, bei denen diese Stadtregierung
nichts oder nur wenig Zielführendes unternommen hat. In diesem Zusammenhang
möchte ich vor allem die Bildung als Integrationsmotor hervorheben.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, die
Innovationsfähigkeit einer Gesellschaft hängt wesentlich von Qualifikation und
Bildungsstand der Bevölkerung ab. Die Ergebnisse der PISA-Studie belegen die
Abhängigkeit des Bildungserfolgs von der sozialen Herkunft und verweisen
darauf, dass das Bildungspotential, insbesondere auch von Kindern und
Jugendlichen mit Migrationshintergrund, nicht ausgeschöpft wird. (Beifall bei
der ÖVP.)
Auch Sie dürfen klatschen. Nur der SPÖ-Bildungs- und
Integrationspolitik ist es zu verdanken, dass es zu einer starken
Vernachlässigung von Jugendlichen mit Migrationshintergrund gekommen ist. Damit
legt diese Stadtregierung den Grundstein hinsichtlich der Probleme für die
zweite und dritte Generation. Denn die SPÖ hat es verabsäumt, rechtzeitig die
erforderlichen Maßnahmen im vorschulischen, schulischen und beruflichen Bereich
zu setzen! (Beifall bei der ÖVP.)
Sie verhindern, dass diese Generation
sich von ihrem Geburtsland mehr und mehr wegentwickelt und dann Probleme hat,
sich im Arbeitsleben zu integrieren, dort Fuß zu fassen. Die
Jugendarbeitslosigkeit ist in Wien dementsprechend groß. Das hat heute schon
Herr Finanzstadtrat Dr Sepp Rieder angeführt und unterstrichen. Meine sehr
geehrten Damen und Herren, was der Herr Finanzstadtrat weiters getan hat, war,
sich hier hinzustellen und in gewohnter SPÖ-Manier Absichtserklärungen und
Ankündigungen abzugeben. Das ist eigentlich nichts Neues. Neu wäre für mich
gewesen, wenn er uns Ergebnisse von schon gesetzten Maßnahmen präsentiert
hätte. Aber was man nicht getan hat,
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