Gemeinderat,
10. Sitzung vom 26.06.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 62 von 118
Anfragebeantwortung haben
Sie zwar ehrlich zugegeben, dass es in diesen beiden Magistratsabteilungen
Überdeckungen aus Überschüssen gibt. Sie haben sich aber nie mit unseren
Belegen und Argumenten auseinander gesetzt, auseinander setzen können,
auseinander setzen wollen oder gar auseinander setzen dürfen, Frau Stadträtin!
Und mit diesem Rechnungsabschluss haben wir jetzt den in Zahlen gegossenen
Beweis, dass unsere Argumentation von Anfang an richtig war. (Beifall bei der ÖVP.)
Uns liegt nämlich der
letzte Rechnungsabschluss vor, in dem die Gebührenerhöhung noch nicht enthalten
ist, und wenn Ihre Argumentation von damals richtig gewesen wäre, dann müssten
wir doch jetzt in diesen beiden Erhöhungsbereichen Defizite im
Rechnungsabschluss 2005 finden. Genau das Gegenteil ist jedoch Fall, sehr
geehrte Damen und Herren! Die MA 30 und die MA 48 fahren 2005 auch
ohne die saftige nun ins Haus stehende Gebührenerhöhung einen höheren Gewinn
ein als noch 2004, sehr geehrte Damen und Herren! Sie haben damit eine
versteckte Steuererhöhung in Wien durchgeführt, was eine Belastung für die Wienerinnen
und Wiener und für die Wirtschaft in Wien bedeutet, und Sie haben versucht, der
Opposition, aber auch den Wienerinnen und Wienern Sand in die Augen zu streuen,
um von Ihren tatsächlichen Absichten abzulenken! (Beifall bei der ÖVP.)
Meine Damen und Herren von
der Sozialdemokratischen Fraktion! Ich darf Ihnen an dieser Stelle eine Frage
stellen: Was würden Sie eigentlich sagen, wenn die Bundesregierung von heute
auf morgen eine Steuer um 28 Prozent anheben würde? (Zwischenruf von
GR Godwin Schuster!) Ja, ich weiß! Wahrscheinlich hätten Sie jetzt
gesagt, dass Sie erfreut sind, weil Sie damit auch entsprechende Möglichkeiten
haben, dass die Bundesregierung noch mehr Garantien für die BAWAG übernimmt. Im
Normalfall, sehr geehrte Damen und Herren, wären Sie jedoch empört! Und das
sind wir jetzt auch über Ihre Steuerpolitik, sehr geehrte Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP.)
Die Erhöhung der Müll- und
Abwassergebühren ist sicherlich mit diesem Rechnungsabschluss nicht zu
rechtfertigen. Vielmehr ist davon auszugehen, dass diese
Wasser- und Abfallsteuer von vornherein als solche konzipiert wurde, dass sie
nach unseren Berechnungen insgesamt ca 120 Millionen EUR ins
Allgemeinbudget – ich betone das noch einmal: Nicht ins Umweltbudget, da
kann die Frau Stadträtin nichts dafür! – fließen lässt.
Besonders die Tatsache, dass jetzt neuerlich
Überschüsse bei der MA 30 aus dem Kanalwesen erwirtschaftet wurden, macht
es der Stadtregierung natürlich noch schwieriger, diese 28 Prozent der
Gebührenerhöhungen zu argumentieren. Wir sollten dabei auch nicht darauf nicht
vergessen, dass Sie noch vor kurzer Zeit mit dem Sale-and-Leaseback-Verfahren
150 Millionen EUR zusätzlich ins Budget bekommen haben. (GR Dipl Ing Martin Margulies: Da
habt ihr ja zugestimmt!) Es ist dies eine neoliberale Heuschrecken-Methode,
aber ich glaube, damit haben Sie mittlerweile auch kein Problem und keine
Berührungsängste mehr, wie wir in anderen Bereichen gemerkt haben. (GR Volkmar Harwanegg: Mit der Stimme der
ÖVP!) Ja! Ich gebe Ihnen Recht! Aber es geht jetzt nicht darum, dass das
eine schlechte Sache war, sondern es geht darum, dass Sie hier
Gebührenerhöhungen argumentieren, die in Wirklichkeit Steuern sind. Das will
ich hier heute klar und deutlich nachweisen beziehungsweise haben Sie es mit
Ihrem Rechnungsabschluss, der Überschüsse in diesen Bereichen ausweist, selbst
nachgewiesen. (Beifall bei der ÖVP.)
Gehen wir noch weiter, und schauen wir uns die
MA 31, das Wasserwesen, an: Das ist die absolute Cash-Cow! Sehr geehrte
Damen und Herren! Nicht einmal das Parkpickerl bringt so viel an Überschüssen
ein wie der Wasserbereich! Jedes Unternehmen, jeder Konzern, jeder
Gewerbetreibende wäre froh, hätte er solche Margen wie die Stadtregierung! Der
einzige Unterschied ist: Unternehmen stehen im Wettbewerb. Sie, sehr geehrte
Damen und Herren von der sozialdemokratischen Mehrheitsfraktion, haben hier
jedoch einen Monopolbetrieb zu betreiben, und Sie nützen diesen auf Kosten der
Wienerinnen und Wiener weidlich aus. (Beifall bei der ÖVP.)
Anstatt dass Sie aber diese Überschüsse in
irgendeiner Weise für die Zukunft sichern und für Investitionen nutzen, was ich
auch verstehen würde, denn das ist ja nichts Schlechtes, wenn man Überschüsse
hat, die auf redliche Art und Weise gemacht werden, pumpen Sie diese in andere
Problembereiche. Sie pumpen unter dem Nimbus und dem Deckmantel der Ökologie
Geld vom Umweltbereich in andere Budgetbereiche, wo Sie Missstände verschuldet
haben, und das ist wirklich das falsche Signal und ein Mangel an
Investitionsmoral in dieser Stadt! (Beifall bei der ÖVP.)
Um ein Beispiel zu erwähnen: Im Budget und im
Rechnungsabschluss gibt es einen Punkt Altlastensanierung. Dort wurde ein neuer
Tiefststand erreicht. (Zwischenruf von GR
Jürgen Wutzlhofer.) Es stimmt nicht, dass Sie nichts zu sanieren haben, es
gibt genug! Der Bund – und das ist besonders interessant an dieser
Tatsache – stellt Ihnen seit 1991 180 Millionen EUR für diese
Altlastensanierung zur Verfügung. Sie haben bisher aber lediglich 92 Millionen EUR
davon abgerufen. Aus meiner Sicht zeugt das von einem mangelnden
Umweltbewusstsein dieser Stadtregierung! (Beifall bei der ÖVP.)
Es ist schlimm genug, wenn Sie nur 50 Prozent
der Budgetmittel vom Bund abschöpfen. Wenn Sie Ihre eigenen Mittel nicht
verwenden, die Sie haben, dann ist es vollkommen unverständlich, warum es Ihnen
nicht einfällt, jene Mittel, die Ihnen der Bund zur Verfügung stellt, um die
Sie nicht zu streiten brauchen, abzuziehen und zu nutzen. Es reicht nicht,
immer nur auf den Bund zu schimpfen! Nützen Sie die Möglichkeit, die Ihnen
diese Bundesregierung zur Verfügung stellt, dann wird Ihnen auch die
Budgeterstellung in Wien in Zukunft leichter fallen! (Beifall bei der ÖVP.)
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