Gemeinderat,
9. Sitzung vom 24.05.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 82 von 108
die Schule kommen sollen, oft gesagt wurde: „Wozu
brauchst du einen Kinderbetreuungsplatz? Du bist eh zu Hause, du bist eh
Hausfrau. Außerdem darfst du sowieso nicht arbeiten, weil du keine Genehmigung
nach dem Ausländerbeschäftigungsgesetz bekommst." Das heißt, das faktische
Arbeitsverbot wurde sehr oft, leider jahrelang, dazu verwendet, auch angesichts
einer Knappheit von Kinderbetreuungseinrichtungen in bestimmten Bezirken,
eingewanderten Eltern zu sagen, sie brauchen keinen Kindergartenplatz, weil ein
Elternteil sowieso zu Hause ist und dieser Elternteil auf die Kinder aufpassen
soll. Sich dann zu wundern, dass diese Kinder, die nicht die Möglichkeit
hatten, einen Kindergarten vor dem Schuleintritt zu besuchen, nicht mit fix
fertigen Deutschkenntnissen, in die Schule kommen und dann diese Kinder noch
dafür verantwortlich zu machen und sie, wie es die ÖVP jetzt vorschlägt, mit
Bussen durch die halbe Stadt zu schicken, ist eigentlich mehr als unfair! Das
hat mit einer Integrationspolitik überhaupt nichts zu tun! (StR Dr Johannes
Hahn: Das wollen die GRÜNEN in Berlin aber auch!) - Wir sind nicht die
GRÜNEN in Berlin! Wir sind die Wiener GRÜNEN, falls Sie diesen Hinweis noch
brauchen! Aber wir können uns gern noch einmal vorstellen, damit auch Sie
wissen, um welche GRÜNEN es sich handelt! (StR Dr Johannes Hahn. Sie
distanzieren sich von den deutschen GRÜNEN! Das ist gut so!)
Was mich beim ÖVP-Vorschlag sehr wundert, ist, die
ÖVP redet immer wieder von “weniger Staat, mehr Privat“, nicht zu reglementieren
und so weiter. Sobald es um eingewanderte Menschen geht, ist die ÖVP plötzlich
für die Planwirtschaft, ist für Zwangsmaßnahmen, ist für Zwangsdeutschkurse für
eingewanderte Erwachsene, ist für eine Planwirtschaft mit Zwangsverschickung
von Kindern mit schlechten Deutschkenntnissen von Schule zu Schule, von Bezirk
zu Bezirk. Um nur ein weiteres Beispiel zu nennen, die ÖVP ist zum Beispiel
auch für die Inschubhaftnahme von AsylwerberInnen. Das heißt, Sie propagieren
in unterschiedlichen Bereichen Ihrer Politik eine Zweiklassengesellschaft:
Möglichst viele Freiheiten für gebürtige Österreicher, um bei diesem Begriff zu
bleiben, und möglichst viel Zwang für eingewanderte Menschen. Das ist Ihr
Gesellschaftskonzept! (GR Dr Matthias
Tschirf: Sie verstehen es nicht!) Dass Sie uns das auch noch als
Integration verkaufen wollen, finde ich eigentlich ziemlich skurril! (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Nur ein Beleg für diese Haltung ist zum Beispiel ein
Zitat von StR Hahn. Ich zitiere: „Meine größte Sorge ist die Akzeptanz bei
den Wienern“, was diese vorgeschlagene Zwangsverschickungsmaßnahme betrifft. (StR Dr Johannes Hahn: Sie verstehen es noch
immer nicht!) Das heißt, seine größte Sorge ist nicht, dass es eben keine
Chancengerechtigkeit in Wiener Schulen gibt. Aber mit dieser Sorge wurde diese
Maßnahme angekündigt. Irgendwie komme ich nicht ganz mit. (StR Dr Johannes Hahn: Und woher wissen Sie das?) Sie brauchen nur
in der APA nachzuschauen, dort finden Sie das Zitat von Ihnen: „Meine größte
Sorge ist die Akzeptanz bei den Wienern..." (StR Dr Johannes Hahn: Aber Sie zitieren mich falsch und
unvollständig!) Ich glaube, das ist inzwischen auch in ein paar
Tageszeitungen zitiert worden. Sie müssen sich bei der APA beklagen, falls die
APA nicht richtig zitiert hat. Ihre größte Sorge ist die Akzeptanz bei den so
genannten Wienern, wobei Sie bei dem Begriff "Wiener" offensichtlich
wie die Wiener FPÖ von so genannten gebürtigen Wienern ausgehen. (GR Dr
Matthias Tschirf: Etwas Unwahres zu wiederholen, macht es nicht wahrer!) -
Es ist schon wahr, deshalb braucht es nicht wahrer zu werden! Wie gesagt, Sie
brauchen nur in der APA nachzuschauen. (GR Dr Matthias Tschirf: Sie sagen
bewusst die Unwahrheit! Aber das ist offensichtlich Ihr Stil!) Manche Leute
können offensichtlich nicht recherchieren, aber bitte beschweren Sie sich bei
der APA, sollte sie falsch zitiert haben. (GR
Dr Matthias Tschirf: Nein! Sie sagen die Unwahrheit! Fahren Sie nicht fort mit
der Unwahrheit!) - Jetzt würde ich ganz gerne mit meiner Rede fortfahren,
wenn Sie es mir genehmigen würden, Herr Kollege, weil ich am Wort bin. Sonst
können Sie sich gern zu Wort melden und auch eventuelle Korrekturen anbringen. (StR Dr Johannes Hahn: Etwas präpotent!)
Also die größte Sorge des Kollegen Hahn ist die
Akzeptanz bei den Wienern, weil ihm natürlich sehr wohl bewusst ist, dass
dieser Vorschlag, Wiener Schulkinder durch halb Wien mit Bussen
herumzuschicken, nicht bei allen Wienern und Wienerinnen gut ankommen wird. (GR Dr Matthias Tschirf: Sie sagen weiterhin
die Unwahrheit! Das ist offensichtlich Ihr Stil!) Die Debatte wird aber die
ganze Zeit so geführt, nämlich sowohl von der FPÖ als auch von der ÖVP. Da wird
mit Steuergeldern argumentiert und wird so getan, als würden nur gebürtige
Österreicher hier Steuern zahlen. (GR Mag
Harald STEFAN: Das ist schon ein bisschen so!) Von den Wienern ist die Rede
und da wird so getan, als würden sich nur die Eltern von nicht eingewanderten
Kindern aufregen beziehungsweise als würde man nur sie fragen. Das ist genau
der große Gedankenfehler bei der ganzen Sache.
Da passt es wieder ganz gut dazu, dass ursprünglich
die FPÖ und die ÖVP diese Bundesregierung gebildet haben und in dieser
Bundesregierung noch immer zusammensitzen, zumindest Teile der FPÖ oder was von
der FPÖ übrig geblieben ist. (GR
Heinz-Christian Strache: Das ist wieder die Unwahrheit!) Da können sie
wieder ganz gut miteinander bei ihrem Begriff der Österreicher und bei der
Realitätsverweigerung dagegen, dass eingewanderte Menschen Teil dieser
Gesellschaft geworden sind. Das werden wir, auch wenn Sie es nicht hören
wollen, wenn es nötig ist, tagtäglich wiederholen.
Sie haben uns hier, Sie werden mit uns leben müssen.
Die Gesellschaft ist hier vielfältig und wir sind eine Realität, genauso wie
andere Menschen. Demokratie verlangt nach einem fairen Zusammenspiel und dieses
faire Zusammenspiel findet sich in Ihren Vorschlägen zur Integrationspolitik
leider überhaupt nicht.
In diesem Sinne möchte ich
abschließen mit einem Appell für echte Chancengleichheit und echte Chancengerechtigkeit,
unabhängig von Herkunft und Muttersprache und Religion der Wiener Kinder, und
die Wiener
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