Gemeinderat,
9. Sitzung vom 24.05.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 81 von 108
Wien herumführen! (Beifall
bei der FPÖ.)
Man muss als Gesellschaft klare Regeln setzen. Dazu
gehört, dass man sagt, wer zu uns kommt, der muss integrationsfähig und
integrationswillig sein und muss sich entsprechend anpassen. (Beifall bei der FPÖ.)
Wenn er das nicht will und nicht kann, dann muss die
Gesellschaft aus einem Selbstschutz heraus aktiv werden. Die Gesellschaft muss
ja funktionieren. Das hat nichts mit Primitivität oder sonst etwas zu tun,
sondern eine Gesellschaft muss funktionieren. Es ist eine Frage der Zahl
derjenigen, die kommen, und es ist eine Frage dieser anderen Faktoren. Darum
muss sich eine Gesellschaft kümmern, damit sie funktioniert. Das ist sie ihren
eigenen Bürgern schuldig. Es bringt nichts, hier sinnlos hereinzulassen, dann
kracht die Gesellschaft, geht zu Grunde. Wer hat dann was davon gehabt? (Beifall bei der FPÖ. - GR Dipl Ing
Omar Al-Rawi: Was ist Anpassung, Herr Kollege? Wie passt man sich an?)
Das wissen Sie ganz genau! (GR Heinz-Christian
Strache: Verfassung, Gesetze!) Indem man sich der demokratischen
Gesellschaft, wie sie besteht, als Grundlage verpflichtet fühlt, indem man
loyal zu diesem Staat ist, indem man die Sprache lernt, die Sitten und
Gebräuche anerkennt. All das sind Dinge, die eindeutig wichtig sind und die in
der Parallelgesellschaft nicht stattfinden. Sie können mir das nicht erklären,
wenn einer, der hier wohnt, nach vielleicht 20, 30 Jahren nicht Deutsch
spricht. Was heißt das? Dass er mit uns nicht in Berührung gekommen ist. Das
kann es nur heißen. Das heißt, er lebt einer Parallelwelt hier in Wien. Das
heißt, er muss in der Schule irgendwie ums Sprechen herumkommen. Wahrscheinlich
hat er genug Kollegen, mit denen er nicht Deutsch sprechen muss. Er geht in
irgendwelche Vereine, sieht ein Fernsehprogramm, geht einkaufen und lernt nie
Deutsch. Das heißt, er lebt hier und ist nicht bei uns. Wenn das auf Dauer kein
Problem für die Gesellschaft ist, wenn sich hier etwas aufbaut, was an Personen
zunimmt und wenn Sie das nicht anerkennen und bekämpfen wollen, dann verstehe
ich wirklich nichts mehr! (Beifall bei
der FPÖ.)
Ich gebe also der Hoffnung Ausdruck, dass immerhin
jetzt, auf Grund des Erkenntnisses, das dieses Thema mitten in der Diskussion
ist, dass sich die GRÜNEN plötzlich darum kümmern, dass sich die ÖVP, aus
welchen Gründen immer, dessen annimmt und dass die Roten irgendwann einmal auch
nicht darüber hinwegsehen können, dass sich etwas zum Besseren ändert. Eines
können Sie sicher sein, wir als FPÖ werden sicher mit dabei sein! (Beifall
bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als
Nächste zum Wort gemeldet ist Frau GRin Mag Korun.
GRin Mag Alev Korun (Grüner Klub im
Rathaus): Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen!
Es ist natürlich schon einigermaßen skurril, wenn
nicht pervers, wenn ein Mitglied einer so genannten Gesinnungsgemeinschaft, in
der sich so viele als Deutsche definieren und nicht als Österreicher oder
österreichische Staatsbürger, von Loyalität gegenüber diesem Staat spricht. (GR Kurth-Bodo Blind: Das ist blanker
Unsinn!) Vielleicht sollte man den Kollegen auch daran erinnern, dass er
bei der letzten Fußball-WM, als Südkorea gegen die Bundesrepublik Deutschland
gespielt und die Bundesrepublik Deutschland dieses Match gewonnen hat, in
diesem Haus herumgelaufen sein und voller Inbrunst gesagt haben soll: „Wir
haben gewonnen!" (GR Dipl Ing
Martin Margulies: Daran kann ich mich erinnern!) Wie können Sie da von
Loyalität gegenüber diesem Staat sprechen? (Beifall bei den GRÜNEN. - GR Mag Harald STEFAN: Wir Europäer! Ich bin
Wiener, Österreicher und Europäer!)
Vielleicht sollten Sie zuerst einmal für sich
definieren, ob Sie sich als Deutscher oder als Österreicher sehen!
Ich glaube, von so jemandem brauchen wir, eingebürgerte
Muslime oder Nichtmuslime, uns nichts sagen und uns nicht die Loyalität zu
diesem Staat absprechen lassen. Da gäbe es eventuell andere, die solche Reden
halten könnten, aber sicher nicht Sie mit Ihrem Deutschnationalismus! (Beifall bei den GRÜNEN.)
Zum Punkt Zugehörigkeit, weil immer von Loyalität,
Zugehörigkeit und vom Bekenntnis die Rede ist: Ich kann mich noch ganz genau an
meine erste Rede in diesem Saal erinnern, als frisch gebackene Gemeinderätin
sozusagen, wo genau aus diesem Segment des Gemeinderatssaals der Zuruf gekommen
ist: „Soll sie doch froh sein, dass sie überhaupt hier sein darf!" Es ist
natürlich etwas schwierig, sich zugehörig und loyal zu einer Gesellschaft zu
fühlen (GR Mag Wolfgang Jung: Sie sind ja
gern hier, oder nicht?), wenn man ständig auf seine Herkunft reduziert wird
und wenn einem diese Loyalität nicht nur ständig abgesprochen wird, sondern
wenn einem gar nicht die Möglichkeit gegeben wird, sich als Teil dieser
Gesellschaft zu begreifen und aktiv zu werden. Das sollten Sie sich vielleicht
auch überlegen, bevor Sie irgendetwas von Integration sprechen. Sie wollen die
gesellschaftliche Integration nämlich gar nicht! Sie wollen sie gar nicht
zulassen!
Sehr geehrte Damen und Herren, Chancengleichheit in einer
Gesellschaft hat wesentlich mit gleichen Chancen im Bildungswesen zu tun. Das
ist für die Nachkommen von eingewanderten Menschen leider weder in Wien noch im
Bund noch in Österreich im Allgemeinen der Fall. Der Tatsache müssen wir in die
Augen schauen und das tun wir auch. Diese Nichtchancengleichheit und
Nichtchancengerechtigkeit gibt es nicht nur, seit es diese Ergebnisse gibt,
sondern die belegen auch diverse andere Studien, dass nämlich die soziale und
berufliche Mobilität auch der zweiten Generation weit unter der
gesellschaftlichen Mobilität des Durchschnitts der österreichischen
Gesellschaft liegt. Daran sollten wir arbeiten!
Heute wurde schon mehrfach gesagt,
die schulische und sprachliche Integration oder schulische Integration sollte
spätestens im Kindergarten beginnen. In Wien hat es jahrelang leider die Praxis
gegeben, dass eingewanderten Eltern, vor allem den Frauen, als sie versucht
haben, Kinderbetreuungsplätze für ihre Kinder zu bekommen, teilweise ganz
bewusst aus der Überlegung heraus, dass die Kinder mit guten Deutschkenntnissen
in
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