Gemeinderat,
9. Sitzung vom 24.05.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 83 von 108
Kinder sind für uns alle Kinder, die in Wien leben! - Danke.
(Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächste am Wort ist Frau StRin Mag
Cortolezis-Schlager.
StRin Mag Katharina Cortolezis-Schlager:
Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren!
Es ist schon interessant, dass man einen Diskurs
Schreien nennt. Aber ein Diskurs kann auch stattfinden, indem ich lebe, was Sie
sagen. Selbst das ist noch zu viel, weil der Inhalt Ihrer Wortmeldung war nicht
sensationell neu.
Neu war der Stil, den die Kollegin Jerusalem hier
eingebracht hat. Ich habe es mir ausdrucken lassen. Gott sei Dank schreiben sie
hier so schnell, was Sie gesagt haben. Also wenn Sie das unter politischem
Diskurs verstehen, dann kann ich Ihnen nur sagen, ich hätte Ihnen als
Stadträtin einen Termin bei mir angeboten, aber jetzt biete ich Ihnen nicht
einmal einen Termin an, weil unter Diskurs stelle ich mir etwas anderes vor! (Beifall
bei der ÖVP.)
Ich komme nun aber zum Hauptthema, nämlich nicht zu
dem, ob wir jetzt mit den GRÜNEN diskutieren oder nicht. Noch gibt es hier eine
klare Mehrheitsfraktion und diese Mehrheitsfraktion hat auf Bundesebene einen
Chef, nämlich Gusenbauer. Ich darf Ihnen da Gusenbauers Sofortprogramm
vorschlagen, dem sich die Wiener ÖVP sehr stark anschließen kann, nur sehen wir
in Wien leider nichts davon. Hier erlebe ich Kindergärten als pädagogische
Einrichtungen. Österreichweit etablieren? Ich frage mich, warum Wien immer noch
keinen Bildungsplan hat. Mir hat erst vor wenigen Wochen die Frau
Vizebürgermeisterin ausrichten lassen, man kann die pädagogischen Ziele eines
Kindergartens nicht wissenschaftlich evaluieren. Also Wissenschaft heißt,
zuerst setze ich mir pädagogische Ziele, dann setze ich sie um und dann
versuche ich sie mit der Wissenschaft zu evaluieren. Von daher kann ich nur
sagen, Gusenbauer hat mit dem Sofortprogramm in Wien Recht. Folgen Sie ihm in
Wien! (Beifall bei der ÖVP. - GR Heinz Vettermann: In welchem anderen
Bundesland gibt es einen Bildungsplan?)
Der nächste Punkt, den ich im Sofortprogramm
Gusenbauers lese: Dramatische Senkung der Klassenschülerzahl. Meine Damen und
Herren, es freut mich. Ein halbes Jahr habe ich mit fünf Expertinnen und
Experten hineingesteckt, um diesen Sumpf im Wiener Dienstpostenplan, was die
Lehrerinnen und Lehrer betrifft, endlich trockenzulegen. Nun ist er
trockengelegt. Nun stellt sich heraus, dass 22 Schülerinnen und Schüler
pro Klasse heute schon möglich sind. Kollege Vettermann hat es endlich
zugegeben! (GR Heinz Vettermann: Was habe
ich zugegeben?) Lang haben Sie gebraucht! Applaus Ihnen, dass Sie sagen, es
geht! (Beifall bei der ÖVP.)
Ich darf Ihnen jetzt an der Stelle aber sagen, es
gehen sich auch die Begleit- und Stützlehrer aus. Denn wenn Sie richtig rechnen
können, und vielleicht können Sie da der Präsidentin Brandsteidl im Rechnen
nachhelfen, dann kommen Sie darauf, dass sich nicht nur 22 Schülerinnen
und Schüler pro Klasse ausgehen, sondern dass sich zusätzlich noch ein halber
Dienstposten als Begleit- und Stützlehrer pro Klasse ausgeht. Ich rechne Ihnen
das gerne vor, helfe Ihnen mit PISA aus, aber senken Sie die
Klassenschülerzahl! Schließen Sie sich an Gusenbauer und die Wiener ÖVP
diesbezüglich an! (Beifall bei der ÖVP.)
Ich komme jetzt zum nächsten Punkt von Gusenbauers
Sofortprogramm: Zusätzliche Ganztagsschulplätze. Auch das ist höchst
interessant. Ich darf Ihnen hier die Broschüre der Frau Bundesministerin zur
Kenntnis bringen, denn Gesetze scheinen Sie in Wien ja nicht zu kennen. Sie
müssten schon längst, und hier sind Sie gesetzlich säumig, den Wunsch der
Eltern nach Nachmittagsbetreuung, nach Ganztagsplätzen, die in diesem Programm
stehen, Kollege Vettermann, von Gesetz her erheben! Hier haben Sie einen genauen
Zeitplan, hier haben Sie die Gesetze. Warum setzt Wien diese Gesetze nicht
durch, meine Damen und Herren? Wien und Burgenland sind die einzigen zwei
Bundesländer, die es bis heute nicht einmal der Mühe wert gefunden haben, ein
Ausführungsgesetz für die Ganztagsbetreuung durchzuführen. Das sind die
einzigen zwei Bundesländer, die sich weigern, den Wünschen der Eltern
nachzukommen. Nachweislich wird derzeit der Wunsch der Eltern nur in der ersten
Klasse und nicht von der zweiten bis zur neunten Schulstufe erhoben. Wenn Sie
Ihre Lesekompetenz erhöhen und Ihre Gesetzeskompetenz verstärken, dann wissen
Sie, dass das ungesetzlich ist. Genau an dieser Ungesetzlichkeit werden wir
dranbleiben, denn auch wir möchten, so wie Ihr Kollege Gusenbauer, dass
Ganztagsbetreuungsplätze zur Verfügung stehen. Die Frau Vizebürgermeisterin hat
alle Möglichkeiten dazu, das zu realisieren. (VBgmin Grete Laska: Das machen
wir auch schon!) - Aber von
der zweiten bis zur neunten Schulstufe wurde unserer Information nach kein
Elternteil in Wien befragt! Keinen einzelnen Elternteil haben Sie in Wien
befragt! Keinen! Und ich habe alle Bezirke durchgefragt! Aber Sie können es
noch nachholen, weil eine gesetzliche Verpflichtung haben Sie ja! (VBgmin
Grete Laska: Wir wollen auch nicht, dass Sie Briefe an alle Schulen mit Ihrem
Briefkopf als Stadträtin schreiben!)
Ich schreibe den Schulen, weil ich
sie über die gesetzlichen Verpflichtungen informiere. Sie werden die Gesetze
einhalten müssen, ob Sie wollen oder nicht! (VBgmin
Grete Laska: Sie auch!) So ist es einmal in einer Demokratie! (Amtsf
StRin Mag Renate Brauner: Hauptsache, Sie verschicken Schüssel-Aussendungen!) Ich
informiere die Schulen, weil die Schulen nachrechnen können sollen. Ich
informiere die sozialistischen Lehrerinnen und Lehrer genauso wie die grünen
Lehrerinnen und Lehrer und genauso, selbstverständlich mit hoher Priorität,
unsere eigenen Lehrerinnen und Lehrer. Ich stelle fest, dass die
Missinformation, die hier betrieben wird, entsetzlich ist! Aber wir helfen aus,
denn eines muss klargelegt werden, die Ressourcen, die die Stadt
beziehungsweise dieses Land von Bundesseite bekommt, müssen auch dafür
eingesetzt werden, wofür sie
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