Gemeinderat,
9. Sitzung vom 24.05.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 51 von 108
der Stadt Wien, ist für uns mehr als eigenartig. Wir
geben gerne unsere Zustimmung für ein Subventionsansuchen mit den richtigen
Beträgen, das auch mehrjährig eingebracht wird, eventuell mit einem
Neupositionierungskonzept als Gegenpol zu den Wiener Philharmonikern, aber
einer Husch-Pfusch-Vorgangsweise wie im vorliegenden Akt können wir uns nicht
anschließen und wir stimmen daher dem vorliegenden Geschäftsstück nicht zu. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Zum
Wort gemeldet ist Herr GR Woller. Bitte schön.
GR Ernst Woller (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr
Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren!
In den vergangenen Monaten konnte man oft den
Eindruck gewinnen, dass die neuen Kollegen der ÖVP im Kulturausschuss eher
Buchhalter als Kulturpolitiker sind. Wenn man jetzt diesen Wortmeldungen der
ÖVP zuhört, dann muss man feststellen, dass sie von Buchhaltung und von
wirtschaftlichen Angelegenheiten leider auch nichts verstehen. Anders wäre es
nämlich nicht möglich, dass Sie trotz der Begründung des Antrages heute hier so
agieren. Es ist notwendig, zum heutigen Zeitpunkt die Basissubvention für das
Jahr 2007 zu beschließen, weil das eben im Sinne des neuen Vereinsgesetzes
vom Wirtschaftsprüfer so verlangt wird. Es ist für einen Verein in der
Größenordnung der Wiener Symphoniker notwendig, bis 31. Mai des Jahres die
Bilanz des Vorjahres vorzulegen, nämlich konkret die Bilanz des
Jahres 2005 und es ist notwendig, dass der Verein Wiener Symphoniker im
Mai 2006 nachweisen muss, dass der Verein mindestens noch ein Jahr weiter
liquid ist, und es muss eben ein uneingeschränkter Bestätigungsvermerk seitens
des Wirtschaftsprüfers abgegeben werden. Und dazu ist es notwendig, dass wir
heute, im Mai dieses Jahres, die Basissubvention für die Wiener Symphoniker
beschließen, um das wirtschaftliche, aber auch das strukturelle Weiterbestehen
des großen und wichtigen Orchesters zu garantieren.
Wir machen das heute hier auch im Bewusstsein - und es
ist ehrlich, das auch im Akt anzuführen -, dass die Subvention höher sein wird.
Einfach, weil sich auch bei genauer Prüfung mit dem Verein Wiener Symphoniker
herausgestellt hat, dass das eben nur eine Basissubvention ist. Wieso ist das
weitgehend unbestritten? Im Jahr 2001 wurde die Basissubvention der Wiener
Symphoniker von 11,19 Millionen EUR auf 10,54 Millionen EUR
mit der Auflage reduziert, dass die Wiener Symphoniker in diesen Jahren
angehäufte Rücklagen, insgesamt in einer Höhe von 3,4 Millionen EUR,
abbauen sollten. Das ist nun geschehen. Durch den Abbau dieser Rücklagen - das
waren schon vorher ausgezahlte Subventionen - waren die tatsächlichen
Subventionen in den Jahren 2001 bis 2004 höher. Im Jahr 2001
10,9 Millionen EUR, im Jahr 2004 bereits 11,7 Millionen EUR,
das entspricht einer jährlichen Steigerung von 2,45 Prozent.
Wieso ist diese Steigerung von jährlich
2,45 Prozent durchaus nachprüfbar und erklärbar? Deshalb, weil die Wiener
Symphoniker einen sehr hohen Anteil an Personalkosten haben. Konkret sind
96 Prozent der Ausgaben der Wiener Symphoniker Personalkosten. Die
Verträge der Wiener Symphoniker sind an das Gehaltsschema der Stadt Wien
gekoppelt und wenn das Gehalt der Bediensteten der Stadt Wien steigt - wofür
wir natürlich sind und was wir hier im Gemeinderat beschließen -, dann steigen
auch die Gehälter der Wiener Symphoniker. Und daher ist es einsichtig, dass
jedes Jahr die Symphoniker zwei bis drei Prozent mehr Personalkosten und daher
mehr Subventionsbedarf haben. Ich betrachte es daher als populistisch und
verantwortungslos, dass die ÖVP und die Grünen
unter fadenscheinigen Gründen diesem Akt hier nicht zustimmen.
Die Vorgangsweise vom Kulturstadtrat Mailath-Pokorny,
heute hier zum richtigen Zeitpunkt, nämlich im Mai 2006, die Basissubvention
für 2007 beschließen zu lassen und gleichzeitig die seit Monaten sehr intensiv
geführten Gespräche über allfällig notwendige, zusätzliche Mittel zu führen,
ist absolut richtig. Es liegt im Interesse eines sorgsamen Umgangs mit dem
Steuergeld, mit dem Kulturbudget, und ist der richtige Weg.
Außerdem müssen wir anerkennen, dass der neue
Geschäftsführer der Wiener Symphoniker, der erst seit einem halben Jahr
tatsächlich diese Funktion bekleidet, in den vergangenen Monaten bereits eine
Reihe von Maßnahmen zur Einsparung, zur Erhöhung der Einnahmen und zur Erhöhung
der Effektivität gesetzt hat. Die Wiener Symphoniker sind - und das ist auch
ein Ergebnis dieser sehr intensiven Gespräche zwischen dem Kulturstadtrat, den
Beamten der MA 7 und den Vereinsfunktionären - auf einem sehr guten Weg,
deshalb, weil eine neue effektive Vereinsstruktur geschaffen wurde, mit einem
sehr kleinen, handlungsfähigen und sehr kompetent besetzten Vorstand aus vier
Personen.
Die Wiener Symphoniker haben bei gleichbleibenden
Subventionen in den letzten Jahren und auch heute, neue zusätzliche Aufgaben
übernommen und haben nun neben der Kernkompetenz, 65 große Konzerte im
Musikverein und im Konzerthaus zu spielen, auch die Aufgabe, das Opernorchester
der Stadt Wien zu sein. Sie bringen jedes Jahr zwei bis vier Opernproduktionen
im neuen Opernhaus der Stadt Wien, im Theater an der Wien, ohne zusätzliche
Honorierung heraus.
Die Wiener Symphoniker leisten -
und das ist neu und auch das Ergebnis dieser Entwicklung – Schulprojekte und
Nachwuchsförderung, fünf zusätzliche Jugendkonzerte und elf offene
Generalproben für Schulen und Workshops in Volksschulen. Die Wiener Symphoniker
- und das ist auch neu unter der neuen Geschäftsführung - leisten Unterstützung
für soziale Initiativen, spielen Benefizkonzerte beispielsweise für das Rote
Kreuz, für die Aids-Hilfe und für “Menschen für Menschen“. Die Wiener
Symphoniker spielen zusätzlich bei Großevents wie es beispielsweise heuer bei
den Wiener Festwochen der Fall war und wie es auch heuer noch beim
Donauinselfest erstmals der Fall sein wird. Die Zahl der Konzerte und der
Opernauftritte sind von 132 auf 162 Auftritte erhöht worden und die
Auslastung des Orchesters
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