Gemeinderat,
9. Sitzung vom 24.05.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 50 von 108
Die Symphoniker werden als Verein geführt,
Vereinspräsident ist Dr Rudolf Streicher, selbst leidenschaftlicher
Hobbydirigent. Der neue Chefdirigent, nun in seinem zweiten Jahr, ist
bekanntlich der Italiener Fabio Luisi. Für heuer sind 160 Konzert- und
Opernauftritte, 30 Kinderworkshops und der Kammermusikzyklus geplant. Die
Eröffnung der Wiener Festwochen mit den Symphonikern am 12. Mai ist vielen
von uns noch in schöner Erinnerung.
Bei der Pressekonferenz am Karfreitag dieses Jahres
hat Präsident Streicher Folgendes ausgeführt, ich zitiere: „Im Rahmen eines mit
der Stadt Wien akkordierten Maßnahmenpaketes sind die nach dem neuen
Vereinsgesetz in der Bilanz zu berücksichtigenden Pensionsrückstellungen nun
durch eine testatsfähige Haftungserklärung der Stadt Wien gesichert.“ Diese
Erklärung wurde durch eine Verpflichtungserklärung der Stadt Wien für den
Verein einstimmig im Stadtsenat am 7. Dezember 2005, beziehungsweise
im Gemeinderat am 14. Dezember, abgegeben. Aus dem Kontrollamtsbericht 2002
geht hervor, dass nach den Bestimmungen des neuen Vereinsgesetzes der
Abschlussprüfer dann, wenn erkennbar wird, dass der Verein seine
Verpflichtungen nicht erfüllen kann, dieses der Vereinsbehörde mitzuteilen hat.
Erstmalig bilanziert dieser Verein auf Grund des neuen Vereinsgesetzes, das am
1. Juli 2002 in Kraft getreten ist, für einen so genannten großen
Verein 2005, nämlich im letzten Jahr.
Laut Mitteilungen der MA 7 an Medienvertreter
sei aus vereinsrechtlichen Gründen die Subventionszusage für 2007 jetzt
notwendig, aber ich kenne einen solchen Grund nicht im Vereinsrecht, es sei
denn, die Bilanz 2005 ist nicht erstellbar, und eine Meldung der
Abschlussprüfer droht. Anscheinend ist es notwendig, dass für die
Bilanz 2005 bereits eine Zusage des Subventionsvolumens für das
Jahr 2007 vorliegen muss, um testatsfähig zu sein. Bei gleicher
Subventionshöhe wie in den Vorjahren sind selbstverständlich Verluste, wie
meine Kollegin Ringler bereits angeführt hat, für die Jahre 2005 und 2006
zu erwarten.
Im Antrag der Subvention für das Jahr 2007 von
einem Wunsch der Symphoniker von mehr als 12 Millionen EUR zu reden,
dass man jedoch dann wieder, wie schon im Jahre 2001 - damals gab es die
Reduktion um 9 Prozent - nur 10,5 Millionen EUR bewilligen
werde, ist mehr als eigenartig. Besonders dann, wenn Präsident Streicher von
einem sicheren Subventionsbedarf von 12 Millionen EUR ausgeht.
Erstmalig wurde der Subventionsbetrag von 10,5 Millionen 2001
vergeben, nachdem beschlossen wurde, die Rücklagen für Pensionen bis 2005
aufzubrauchen.
Diese sind jetzt aufgebraucht und daraus ergibt sich
ein deutlich höherer Subventionsbedarf schon für das Jahr 2005,
beziehungsweise 2006. Wir wissen heute, dass es zu einem wesentlichen
Mehrbedarf kommen wird. Auf unsere Frage im Ausschuss hat StR Mailath-Pokorny
geantwortet: „Wir wissen, dass es Geld kosten wird, aber wir wissen nicht, wie
viel.“ Hier will die ÖVP zuerst den Zusatzbedarf für 2005
beziehungsweise 2006 abdecken, bevor wir die Subventionen in gleicher Höhe
beschließen. Wir haben dazu einen Beschlussantrag, die Wiener Symphoniker
betreffend, formuliert. Dieser lautet:
„Der zuständige Gemeinderat für Kultur und
Wissenschaft möge den Gemeinderatsausschuss bei der nächsten Sitzung im
Juni 2006 verbindlich darüber informieren, welche Summen die Wiener
Symphoniker für 2006 als zusätzliche Subvention benötigen und welche
Beträge für die nächsten drei Jahre budgetiert werden müssen, damit die neue
Dreijahresvereinbarung, wie sie ja bereits im Akt angeführt wird, noch vor dem
Sommer beschlossen werden kann und für die Wiener Symphoniker damit
Planungssicherheit gegeben ist.
In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung
beantragt.“ (Beifall bei der ÖVP)
In Hinsicht, dass die Akten nicht besonders gut sind,
haben wir einen weiteren Beschlussantrag formuliert. Wir haben immer wieder
festgestellt, dass nur Teile der Akten dem Gemeinderat, beziehungsweise dem
zuständigen Gemeinderatsausschuss, vorgelegt worden sind und in dieser Hinsicht
wollen wir ebenfalls den Beschlussantrag einbringen:
„Der zuständige Stadtrat für Kultur und Wissenschaft
möge veranlassen, dass verbindliche, transparente Richtlinien bezüglich der
Subventionsvergabe durch die MA 7 erarbeitet und im Gemeinderatsausschuss
für Kultur und Wissenschaft zur Diskussion vorgelegt werden.
In formeller Hinsicht wird die Zuweisung des Antrags
an den Gemeinderatsausschuss der Geschäftsgruppe für Kultur und Wissenschaft
verlangt.“ (Beifall bei der ÖVP)
Nun zurück zum Ansuchen der Wiener Symphoniker:
Anscheinend wurde aus Vereinfachung im Kulturamt der gleiche Betrag bewilligt
wie in den Vorjahren, obwohl ausdrücklich, wie ich bereits gesagt habe, im Akt
von einer Dreijahresvereinbarung gesprochen wird. Bereits in den
Jahren 2004 bis 2006 hat so eine Dreijahresvereinbarung ja bereits gegolten.
Da fragt man sich aber, warum jetzt die Eile für das Budget 2007 und warum
der gleiche Betrag einfach fortgeschrieben ist.
Übrigens arbeiten die Symphoniker ja jetzt viel im
Ausland, und gerade das Ausland ist sehr bedeutend für unsere Kulturpolitik.
Deshalb wollen wir hier einen Antrag einbringen, um für Wien als Kulturstadt
eine bessere Positionierung im Ausland zu erreichen und stellen folgenden
Beschlussantrag:
„Der zuständige Stadtrat für Kultur und Wissenschaft
möge sein Konzept, wie sich Wien bis 2008 im kulturellen Bereich
international positionieren möchte, im Gemeinderatsausschuss für Kultur und
Wissenschaft vorlegen. Von besonderem Interesse sind das jährliche Budget für
Auslandsaktivitäten, die Zielregionen, die konkreten Maßnahmen, die
inhaltlichen Schwerpunkte, die Maßnahmen, um Wien als Arbeitsraum für
ausländische Künstler interessant zu machen.
In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung
verlangt.“
Ja, die Vorgangsweise des Kulturstadtrats beim
Subventionsansuchen unseres Orchesters, dem Orchester
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