Gemeinderat,
9. Sitzung vom 24.05.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 49 von 108
die Verhandlung einzuleiten.
Berichterstatterin GRin
Rosemarie Polkorab: Sehr
geehrter Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren!
Ich ersuche um Zustimmung zum Geschäftsstück.
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Die
Debatte ist eröffnet. Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Mag Ringler.
GRin Mag Marie Ringler (Grüner Klub
im Rathaus): Sehr geehrte Damen und Herren!
Die Wiener Symphoniker sind sicherlich ein sehr
wichtiger Bestandteil der Wiener Kulturszene, das ist, glaube ich,
unbestritten. Unbestritten ist leider auch, dass die Symphoniker in den letzten
Jahren immer mehr in eine finanzielle Krise gekommen sind, eine finanzielle
Krise, die etwas mit einer sehr großzügigen Vorgehensweise der Geschäftsführung
der letzten Jahre zu tun hatte, mit großzügigen Betriebspensionen, die den Musikerinnen
und Musikern zugestanden wurden, und offensichtlich nicht gerechnet wurde, dass
es nun mal nicht so ist, dass es unendlich viel Geld für die Symphoniker gibt,
und man unendlich viele gute Betriebspensionsverträge mit den Symphonikern
abschließen kann. Jetzt will ich jedem Einzelnen der Musiker und Musikerinnen
das gar nicht neidig sein, aber man muss ja doch feststellen, dass diese
Pensionsregelungen bei weitem besser sind als etwa die der Beamten der Stadt
Wien.
Und wenn es nun eine der Stadt Wien sehr nahe
stehende Unternehmung ist, dann müsste man sich doch zumindest darauf einigen
können, dass die Symphoniker nicht besser gestellt werden als die Beamten.
Jedenfalls hat diese Großzügigkeit der letzten Jahre und Jahrzehnte nun dazu
geführt, dass die Symphoniker in den nächsten Jahren ein ordentliches
Liquiditätsproblem bekommen werden, denn steigende Personalkosten, steigende
Betriebspensionen, eine größere Anzahl von Pensionistinnen und Pensionisten
führt nun einmal dazu, dass man mit den derzeitigen Subventionen in Zukunft
nicht mehr auskommen wird.
Ich anerkenne absolut, dass die neue Geschäftsführung
hier wichtige Schritte unternommen hat, um sicherzustellen, dass die
Symphoniker möglichst gut einsparen, dort wo das machbar ist ohne Personalkürzungen,
und dass man versucht, den gesamten Betrieb zu optimieren. Aber trotzdem ist
festzustellen, dass hier noch einiges zu tun bleibt.
Was kritisieren wir nun im Konkreten? Wir kritisieren
nicht die Tatsache, dass die Symphoniker heute 10,54 Millionen EUR
Jahressubvention für 2007 zugestanden bekommen sollen, das ist eine Summe, die
uns hoch, aber angemessen erscheint, sondern wir kritisieren einen Passus in
diesem Subventionsakt, der fast einen Freibrief an die Symphoniker darstellt,
jetzt sofort alle Bemühungen zu Einsparungen stehen und liegen zu lassen und
sich darauf zu verlassen, sich bequem zurückzulehnen und zu sagen, der Papa
wird’s schon richten, der Subventionsgeber wird mit dem Scheck schon kommen,
wir müssen jetzt gar nichts mehr tun, denn in diesem Akt ist ein Satz drinnen,
der frei zitiert lautet: „Wir beschließen jetzt als Wiener Gemeinderat diese
10,54 Millionen EUR, und sollte sich herausstellen dass die
Symphoniker mehr Geld brauchen, nun, dann wird es halt mehr Geld geben.“
Das ist eine etwas - sagen wir es einmal - unübliche
Vorgehensweise, denn normalerweise sagen wir den Subventionsgebern ja auch
nicht, nun ja, also, soundso viel kriegt ihr, und wenn ihr mehr braucht, dann
braucht ihr mehr. Normalerweise ist ja das Geld knapp und es ist endlich, und
normalerweise vermitteln wir das den Subventionsgebern auch, manchmal durchaus
sehr schmerzhaft.
Warum also hier eine Vorgehensweise wählen, die aus
meiner Sicht schlicht ungeschickt ist, die die Verhandlungsposition der Stadt
Wien gegenüber den Symphonikern erschwert, die es für die Stadt Wien
schwieriger macht, ein harter Verhandlungspartner gegenüber den Symphonikern zu
sein, denn in diesem Akt steht ja drinnen, nun ja, wenn ihr mehr braucht, dann
kommt halt.
Sehr geehrte Damen und
Herren, wir glauben, 10,54 Millionen EUR für die Symphoniker sind
angemessen, sind der richtige Betrag, aber nicht mehr, und wir halten
jedenfalls gar nichts davon, in Subventionsakte Freibriefe hineinzuschreiben,
die die Verhandlungsposition der Stadt Wien verschlechtern und die quasi einen
Freibrief darstellen. Die Stadt Wien bemüht sich hier auch tatsächlich - also
ich möchte das durchaus anerkennen -, mit den Symphonikern eine Lösung zu
finden, aber wenn ich die Symphoniker wäre, würde ich nach diesem Beschluss
alles stehen und liegen lassen, eine Kalkulation entwerfen, in der drinnen
steht, so und so viel brauchen wir mehr, und basta.
Wir glauben nicht, dass das die Vorgehensweise ist,
die die Stadt Wien bei den Verhandlungen mit den Symphonikern wählen sollte und
daher werden wir heute schweren Herzens den gesamten Subventionsakt ablehnen.
Es ist uns in den Gesprächen mit dem Herrn Stadtrat nicht gelungen, ihn davon
zu überzeugen, diesen Satz zu streichen, und wenn es nicht möglich ist, diesen
Satz zu streichen, dann werden wir sicherlich nicht einem Freibrief zustimmen.
Danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Zum
Wort gemeldet ist Herr GR Ing Mag Dworak. Bitte sehr.
GR Ing Mag Bernhard Dworak (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Meine sehr geehrten Damen und Herren! Herr
Stadtrat!
Wir sollen heute im Mai dieses Jahres bereits für das
Jahr 2007 eine unveränderte Basissubvention, wie in den Vorjahren, für die
Wiener Symphoniker von 10,5 Millionen EUR beschließen. Die Wiener
Symphoniker, das Orchester der Stadt Wien, mit seinen vielen berühmten
Dirigenten von Vladimir Fedosejev bis zum Österreicher Franz Welser-Möst, mit
vielen Solisten von Rudolf Buchbinder bis Heinrich Schiff, die in dieser Saison
Werke von Johann Sebastian Bach über Wolfgang Amadeus Mozart bis Karl Maria von
Weber mit 127 Ensemblemitgliedern spielen, es ist wahrlich ein großes
Orchester. Das Osterkonzert mit dem Dirigenten Fabio Luisi unter dem Titel
"Ein Italiener in Wien" war für mich persönlich ein großer Hörgenuss.
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