Gemeinderat,
9. Sitzung vom 24.05.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 52 von 108
innerhalb von fünf Jahren von 76 Prozent auf
87 Prozent. Ein Wert von 90 Prozent Auslastung für ein derartiges
Orchester ist absolut sensationell, mehr ist da einfach nicht möglich.
Gleichzeitig wurden die Überdienste, das sind die
Überstunden, um 76 Prozent reduziert, und obwohl hier überall Druck
ausgeübt wurde, weniger Ausgaben zu machen, mehr Einnahmen zu erzielen, wurde
die Zahl der Tourneekonzerte – das sind die Konzerte im Ausland, wo die Wiener
Symphoniker die musikalischen Botschafter der Stadt Wien in aller Welt sind,
von15 auf 23 Prozent gesteigert, und das bei einer positiven Deckung. Das
heißt, jedes dieser einzelnen Konzerte im Ausland bringt etwas, nicht nur für
die Reputation, sondern bringt auch finanziell etwas.
Die Wiener Symphoniker haben durch die
Einsparungsmaßnahmen auch höhere Einnahmen erzielt, durch höhere Tarife im
Musikverein und im Konzerthaus, und auch die Musikerinnen und die Musiker -
weil angesprochen worden ist, dass sie Privilegien hätten - haben ihren Beitrag
geleistet. Es wurde ein neuer Durchrechnungszeitraum vereinbart, das heißt,
Überstunden werden flexibel gehandhabt. Diese neue Durchrechnung bringt
160 000 EUR Einsparung pro Jahr. Die Wiener Symphoniker haben – und
das war auch nicht so einfach, das mit dem Orchester und dem Betriebsrat zu
verhandeln - die Höhe der Abfertigungsansprüche auf die Hälfte reduziert und
durch die Kündigung der Betriebsvereinbarung im April dieses Jahres wurde eine
Pensionsreform umgesetzt, sodass in Zukunft neu eingestellte Musikerinnen und
Musiker nur mehr die ASVG-Pension beziehen.
Ich glaube, das ist wahnsinnig viel, was in den
vergangenen Monaten der neuen Geschäftsführung, dem neuen Vorstand der Wiener
Symphoniker, aber auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der
Kulturabteilung und dem Kulturstadtrat gelungen ist. Und daher ist es absolut
richtig, heute die Basissubvention für 2007 zu beschließen und die Gespräche
über allfällige weitere finanzielle Beträge konkret abzuschließen. Diese
Gespräche sind sehr gut im Laufen.
Nun zu den drei Anträgen: Die drei Anträge der ÖVP
werden wir ablehnen, und ich begründe das wie folgt:
Zum ersten Antrag betreffend Wiener Symphoniker sage
ich, dass der Herr Stadtrat rechtzeitig und verantwortungsvoll die
entsprechenden Anträge vorlegen wird. Wir brauchen dazu keine Alibianträge der
ÖVP, wir wissen haargenau, was wir machen. Wir machen die richtige Politik, und
daher werden wir den Antrag ablehnen. Wenn die ÖVP etwas für die Wiener
Symphoniker machen möchte, dann können sie ja hier dem Antrag auf
Basissubvention zustimmen.
Zum Antrag bezüglich Positionierung Wiens im Ausland:
Diese Positionierung der Kulturstadt Wien im Ausland wird von der Stadt Wien
wirklich in verstärktem Ausmaß wahrgenommen. Das heißt, es gibt viel mehr
Aktivitäten, bessere Auslandskulturaktivitäten als früher. Das ist aber nur
sinnvoll gemeinsam mit dem Bund, und daher hat auch der Kulturstadtrat vor
einem Jahr dem Bund den Vorschlag gemacht, dass wir uns zusammensetzen, hat ein
Angebot gemacht, um die Auslandskulturaktivitäten der Stadt Wien und der
Republik Österreich zu koordinieren.
Es gibt darauf leider keine Reaktion des Bundes und
daher können wir auch in dieser Richtung noch nichts mitteilen. Wir würden das
aber als durchaus sinnvoll betrachten. Die Stadt Wien hat jedenfalls ihre
Aktivitäten erhöht, wir haben nicht, wie die Bundesregierung, Kulturinstitute zugesperrt.
Und insgesamt ist die Auslandskulturpolitik der Bundesregierung in einem
desolaten Zustand, ist chronisch unterdotiert und es ist eigentlich eine
Schande, wenn man von einer Kulturnation Österreich spricht und sich die
Auslandskulturpolitik der Bundesregierung ansieht.
Wir werden diesen Antrag auch ablehnen, weil es dazu
derzeit eben keinen Grund gibt, das zu diskutieren, weil unsere Politik richtig
und der Bund mit uns nicht gesprächsbereit ist.
Den letzten Antrag betreffend Richtlinien zur Vergabe
der Subventionen durch die MA 7 werden wir auch ablehnen. Es ist nämlich
nicht nachvollziehbar, warum wir in den letzten Ausschüssen das mehrfach
diskutiert haben, die Art und Weise, wie wir Anträge vorlegen, immer wieder mit
der Opposition besprochen haben, und heute hier ein Antrag gestellt wird, der
noch dazu zeigt, dass die ÖVP bürokratisch, aber vor allem inkompetent,
uninformiert und absolut kunstfeindlich ist. Es ist ein absoluter Schwachsinn,
hier zu verlangen, dass die Festlegung in Prozent der Gesamtkosten erfolgt,
weil man muss von Kunstprojekt zu Kunstprojekt beurteilen, ob das ein sehr
schwieriges sperriges, zeitgenössisches Kunstprojekt ist, wo es möglich sein
kann, dass die Stadt Wien 100 Prozent der Produktionskosten übernimmt, oder
ob es eine Produktion ist, die sehr hohe Eigenmittel auftreiben kann und dafür
nur einen kleinen Anteil an Subvention durch die öffentliche Hand braucht. Es
hat daher keinen Sinn, in einer Richtlinie festzulegen, dass man sagt, genau
37 Prozent werden gefördert und nicht mehr und nicht weniger, denn für den
einen sind die 37 Prozent um 63 Prozent zu wenig und für anderen
wahrscheinlich um 30 Prozent zu viel. Da sieht man nur, dass die ÖVP in
Wirklichkeit vor allem keine Ahnung hat.
Die detaillierte Darstellung aller Geldgeber ist
deshalb so schwierig, weil die meisten Kulturinitiativen in dieser Stadt ein
Problem haben, und das heißt Bund. Von uns gibt es nämlich immer wieder
Sicherheit durch Mehrjahresverträge, auf Bundesebene gibt es keine Sicherheit
bis zum Dezember des laufenden Jahres, und daher kann man nicht als
Subventionsgeber Stadt Wien verlangen, dass die das alles bereits bei der
Antragstellung nachweisen müssen, wenn andererseits ein wichtiger weiterer
Subventionsgeber, nämlich der Bund, nicht einmal bis Ende des Jahres es
schafft, Klarheit über Förderungen zu schaffen.
Wir sind daher der Meinung, dass dieser Vorschlag
absolut untauglich ist, und daher werden wir diesen Antrag der ÖVP auch
ablehnen. Der Basissubvention der Wiener Symphoniker werden wir unsere
Zustimmung geben. (Beifall bei der SPÖ.)
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